BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Ahmad berichtet:
حَدَّثَنَا يُونُسُ حَدَّثَنَا لَيْثٌ عَنْ يَزِيدَ يَعْنِي ابْنَ الْهَادِ عَنْ عَمْرٍو عَنْ مَحْمُودِ بْنِ لَبِيدٍ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: إِنَّ أَخْوَفَ مَا أَخَافُ عَلَيْكُمْ الشِّرْكُ الْأَصْغَرُ قَالُوا وَمَا الشِّرْكُ الْأَصْغَرُ يَا رَسُولَ اللَّهِ قَالَ: الرِّيَاءُ يَقُولُ اللَّهُ عَزَّ وَجَلَّ لَهُمْ يَوْمَ الْقِيَامَةِ إِذَا جُزِيَ النَّاسُ بِأَعْمَالِهِمْ اذْهَبُوا إِلَى الَّذِينَ كُنْتُمْ تُرَاءُونَ فِي الدُّنْيَا فَانْظُرُوا هَلْ تَجِدُونَ عِنْدَهُمْ جَزَاءً
Mahmud bin Labid berichtete: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) hat gesagt: „Was ich am meisten für euch fürchte ist der kleine Götzendienst (arab. schirk)“, worauf sie fragten. „Was ist denn der kleine Götzendienst, o Gesandter Allahs?“, worauf er sagte: „Die Augendienerei (arab. rijā‘). Allah, der Erhabene, wird am Tag der Auferstehung, wenn den Menschen ihre Belohnung für ihre Taten gegeben wird, sagen: „Geht zu denen, für die ihr im irdischen Leben eure Taten verrichtet habt und schaut mal, ob ihr eine Belohnung von ihnen bekommt!“.“
(Ahmad 5/228 und 229 / Al-Basjuni und Albani sagen sahih)
Ibn Qudama sagt sinngemäß:
„Völlig sicher vor dem Nachgeben dieses verborgenen Triebs – dass man etwas um der Menschen Willen macht – sind nicht einmal die großen Gelehrten, ganz zu schweigen von den gewöhnlichen Gottesdienern.
Mit dieser Krankheit werden die Gelehrten und die ernsthaften Gottesdiener, die sich bemühen, das Jenseits zu begehren, geprüft.
Denn nachdem sie ihr Ego und ihre Triebe so gezähmt haben, dass sie kein Verlangen mehr nach den äußeren Sünden verspüren, findet das Ego auf einmal Genuss am Zurschaustellen von Wissen und (guten) Taten. Das Ego findet in der Anerkennung und dem Respekt der Menschen einen Ausweg aus der Härte des Selbsttrainings (arab. mudschahada) und fängt an, dies zu genießen …
Ein solcher Mensch wähnt sich selbst aufrichtig (arab. mukhlis) vor Allah zu sein, und ist dabei (bei Allah) im Katalog der Heuchler eingetragen.
Vor dieser Schliche ist niemand gefeit außer den Gott Nahestehenden (arab. muqarrabūn). Und aus diesem Grund wird gesagt: Das letzte, was aus den Köpfen der Siddiqūn (diejenigen, die stets die Wahrheit sagen; die Wahrhaftigen) austritt, ist die Liebe dazu, die Führung inne zu haben (d. h. die Liebe dazu, „der Chef zu sein“).“
„Wenn dies also eine verborgene Krankheit ist, welche die größte aller des Teufels ist, muss man die Gründe, das Wesen und die Arten dieser Krankheit ausführlich erläutern“.
Die wirklich Rechtschaffenen streben nicht nach Ansehen und Bekanntsein unter den Menschen. Und wenn es von Allah, dem Erhabenen, ohne ihr aktives Hinzutun dazu kommt, dass sie unter den Menschen bekannt werden, fliehen sie davor.
حَدَّثَنَا إِسْحَقُ بْنُ إِبْرَاهِيمَ وَعَبَّاسُ بْنُ عَبْدِ الْعَظِيمِ وَاللَّفْظُ لِإِسْحَقَ قَالَ عَبَّاسٌ حَدَّثَنَا و قَالَ إِسْحَقُ أَخْبَرَنَا أَبُو بَكْرٍ الْحَنَفِيُّ حَدَّثَنَا بُكَيْرُ بْنُ مِسْمَارٍ حَدَّثَنِي عَامِرُ بْنُ سَعْدٍ قَالَ
كَانَ سَعْدُ بْنُ أَبِي وَقَّاصٍ فِي إِبِلِهِ فَجَاءَهُ ابْنُهُ عُمَرُ فَلَمَّا رَآهُ سَعْدٌ قَالَ أَعُوذُ بِاللَّهِ مِنْ شَرِّ هَذَا الرَّاكِبِ فَنَزَلَ فَقَالَ لَهُ أَنَزَلْتَ فِي إِبِلِكَ وَغَنَمِكَ وَتَرَكْتَ النَّاسَ يَتَنَازَعُونَ الْمُلْكَ بَيْنَهُمْ فَضَرَبَ سَعْدٌ فِي صَدْرِهِ فَقَالَ اسْكُتْ سَمِعْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ: إِنَّ اللَّهَ يُحِبُّ الْعَبْدَ التَّقِيَّ الْغَنِيَّ الْخَفِيَّ
‚Āmer ibn Saad berichtete, dass Saad ibn Abi Waqqas sich zwischen seinen Kamelen befand. Da kam sein Sohn Umar. Als Saad ihn sah, sagte er: „Ich suche Zuflucht vor dem Übel dieses Reiters“. Da stieg er ab und sagte zu ihm (d. h. zu seinem Vater): „Du bist bei deinen Schafen und Kamelen und lässt die Leute sich um die Herrschaft alleine streiten?!“ Da schlug Saad ihm auf die Brust und sagte: „Schweig! Ich hörte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: „Allah liebt den Diener (Gottes), der gottesfürchtig, unbedürftig und unscheinbar ist“.“
(Muslim 2965 im Kapitel الزهد)
Ibn Qudama:
„Schlecht ist, wenn der Mensch selbst danach strebt, bekannt zu sein. Wenn dies jedoch von Allah kommt, ohne dass der Mensch etwas dazu getan hat, dann ist es nicht verurteilenswert. Jedoch ist ein schwacher Mensch dadurch einer möglichen Verführung ausgesetzt“.
Ein starker gottesfürchtiger und gelehrter Mensch jedoch kann durch sein Bekanntsein viele Leute auf den guten Weg bringen, ohne dass ihm dieses Bekanntsein zu Kopf steigt und schadet.
Das Ansehen und das Geld sind die beiden Pfeiler des Diesseits und bedeuten Stärke
Geld zu besitzen bedeutet, materielle Mittel zu besitzen, wodurch man etwas Nützliches oder aber Schädliches – wie z. B. unmenschliche Angriffskriege – anrichten kann.
Ansehen bedeutet, dass man die Herzen der Menschen besitzt, wodurch man die Menschen zu etwas bewegen kann – auch wieder entweder zu Gutem, wie die Propheten und die großen Gelehrten, oder zu Schlechtem, wie z. B. Demagogen oder Idole – die die Menschen nutzlosem Zeitvertreib nahe bringen.
Diese beiden Dinge, Geld und Ansehen unter den Menschen, sind also Mittel der Macht, mit denen man viel Nützliches für die Gesellschaft bzw. die Menschheit tun kann, andererseits können diese Mittel aber auch sehr schädlich für einen selbst sein, wenn man diese rücksichtlos und unsachgemäß zur Befriedigung des eigenen Egos einsetzt.
Wie man die Krankheit des Strebens nach Ansehen kuriert
Um das Heilmittel aufzuzeigen, analysieren wir nochmals kurz das Krankheitsbild dieser Krankheit:
Jemand, der nach Ansehen unter den Menschen strebt, muss sich verstellen, um ein gutes Bild von sich zu zeigen, da er von Sorgen erfüllt ist, wie die Menschen über einen denken.
Dies ist die Saat der Heuchelei. Deswegen hat der Prophet (s.a.s.) die Liebe zum Geld und zum Angesehensein unter den Menschen und deren Verderbnis für die religiöse Lebensweise mit zwei Wölfen verglichen, die auf eine Schafsherde losgelassen werden:
عَنْ ابْنِ كَعْبِ بْنِ مَالِكٍ الْأَنْصَارِيِّ عَنْ أَبِيهِ قَالَ: قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: مَا ذِئْبَانِ جَائِعَانِ أُرْسِلَا فِي غَنَمٍ بِأَفْسَدَ لَهَا مِنْ حِرْصِ الْمَرْءِ عَلَى الْمَالِ وَالشَّرَفِ لِدِينِهِ
قَالَ أَبُو عِيسَى هَذَا حَدِيثٌ حَسَنٌ صَحِيحٌ
Kaab ibn Malik berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: „Zwei hungrige Wölfe, die auf Schafe losgelassen werden, sind für diese nicht schädlicher als die Gier eines Mannes nach Geld und Ansehen für seine Religiösität (arab. din)“.
(Tirmidhi 2376/hasan sahih)
Das Heilmittel
Das Heilmittel besteht aus zwei Komponenten: 1. sich die eigentliche Lage bewusst machen 2. Maßnahmen ergreifen:
1. Sich bewusst machen, was es in Wirklichkeit nach sich zieht, nach Ansehen unter den Menschen zu streben:
Jemand, der nach Ansehen unter den Menschen strebt, will die Herzen der Menschen besitzen. Jedoch ist dies mit dem Tod zu Ende. Also sollte man an die Nachteile eines solchen Strebens denken:
Nachteile fürs Diesseits: Man hat andauernd Sorgen, denn man ist immer besorgt, wie einen die Menschen sehen und was man für eine Stellung bei ihnen hat. Und die Herzen der Menschen sind sehr wechselhaft. Ein weiterer Nachteil ist der, dass es einige Leute gibt, die angesehene Leute beneiden. D. h. man hat zusätzlich noch den Ärger mit Neidern.
Nachteile fürs Jenseits: Heuchelei ist eine Sünde. Wenn man um seine eigene Stellung bei den Menschen besorgt ist, sieht man sich möglicherweise manchmal gezwungen, Rechtschaffenheit vorzuheucheln. Des Weiteren ist eine solche Augendienerei (rija‘) eine Sünde, wie bereits weiter oben ausführlich dargestellt.
2. Maßnahmen: Man macht Dinge in der Öffenlichkeit oder sagt etwas, was die Menschen dazu veranlasst, einen selbst gar nicht mehr so hochzuschätzen. Natürlich darf man keine Sünde machen, aber man kann sich z. B. einfach darstellen und z. B. bemerken, dass man aus einfachen Verhältnissen stammt oder dergleichen. Beispiel hierfür: Als Ibrahim an-Nakh’ij als Richter nominiert wurde, zog er sich ein rotes Hemd an und setzte sich in den Sūq (Markt). D. h. er zeigte sich als jemand, der gar nicht so den Eindruck eines asketischen Gelehrten macht.
Wie man dazu kommt, dass es einem egal wird, dass die Menschen einen tadeln, solange man gottgefällig handelt
Wenn man sich klar bewusst macht, dass nur allein Allah einem nutzen oder schaden kann, und dass Allah andere Menschen nur als Mittel für Sein Wirken benutzt, dann wird es einem egal, wie andere Menschen über einen denken, solange Allah, der Herr der Welten, mit einem zufrieden ist.
Wann Arten von Augendienerei (الرياء) auftreten und wie sie die Belohnung von Taten zunichte machen
(Basierend auf Ibn Qudama, S.264)
Wie aus dem oben angeführten Hadith ersichtlich wird, ist Augendienerei der kleine Götzendienst. Augendienerei bedeutet, dass man Taten, die eigentlich gottesdienstliche Handlungen sind, nicht wie vorgesehen deshalb tut, um nur allein Gott, dem Herrn der Welten, zu gefallen, sondern um andere Menschen zu beeindrucken.
Augendienerei kann bzgl. des Gottesdienstes entweder vor der Handlung, während der Handlung oder nach einer Handlung stattfinden:
1. Vor der Handlung: D. h. dass man sich vornimmt, eine gottesdienstliche Handlung zu tun, um jemanden zu beeindrucken, z. B. schön Koran zu lesen. Man beginnt schon die Tat mit der falschen Absicht. Eine solche Tat ist in jedem Fall zunichte und man bekommt keine Belohnung von Allah dafür.
2. Während der Handlung: D. h. man beginnt eine Handlung mit aufrichtiger Absicht, während der Handlung jedoch beginnt sich die Absicht zu wandeln. Z. B. fängt man ein freiwilliges, rituelles Gebet mit aufrichtiger Absicht an. Dann jedoch liest man extra schön Koran, um Zuschauer bzw. Zuhörer zu beeindrucken. Für diesen Fall gilt: Man bekommt von Allah die Belohnung fürs Gebet. Die Belohnung fürs Koranlesen dabei jedoch ist zunichte gemacht worden.
An dieser Stelle sei jedoch auf eine Schliche des Teufels hingewiesen: Um den Muslim von einer gottesdienstlichen Handlung abzubringen und um deren Belohnung zu bringen, sagt er ihm: „Hör sofort auf, du machst das aus Augendienerei.“ Z. B. betet der Muslim in einem Raum alleine und liest dabei eine längere Sure aus dem Koran. Auf einmal kommt jemand zur Tür herein. Der Teufel kommt dann und sagt: „“Hör sofort auf mit dem langen Koranrezitieren, du machst das aus Augendienerei.“ In diesem Fall soll man sich fest entschließen, ikhlas (Aufrichtigkeit für Allah) zu haben und einfach weitermachen. Denn die richtige Aufrichtigkeit für Allah bedeutet ja, bei der Tat nur das Streben nach Allahs Wohlgefallen im Auge zu haben, d. h. man unterlässt auch nicht eine Tat wegen der Menschen.
3. Nach der Handlung: D. h. man macht eine gottesdienstliche Handlung mit aufrichtiger Absicht und schließt sie auch mit aufrichtiger Absicht ab. Nach der Handlung spricht man über seine gute Tat. Dies ist gefährlich, denn das bedeutet oft, dass man schon während der Tat oder zu Beginn der Tat möglicherweise keine aufrichtige Absicht hatte. Auf jeden Fall aber verliert man dadurch an Belohnung von Allah, denn eine geheime gute Tat ist viel wertvoller als eine offen ausgeführte gute Tat(1):
„Wenn ihr Almosen offenkundig gebt, so ist es angenehm, und wenn ihr sie verbergt und sie den Armen gebt, so ist es besser für euch und sühnt eure Missetaten. Und Allah ist eures Tuns kundig.“ [2:271]
Und Allah weiß es am besten.
Wie man sein Herz von der Krankheit der Augendienerei (الرياء) heilt
Basierend auf Ibn Qudama, S.264-266
Wir haben erkannt, dass die Augendienerei (arab. rijā‘) die Belohnung Gottes für die Taten zunichte macht und den Zorn Gottes hervorruft. Deswegen muss man unbedingt nach dem Heilmittel gegen diese Krankheit suchen und dieses dann anwenden.
Grundsätzlich kann man sagen, dass man die Augendienerei beseitigt durch die eigene Entschlusskraft, dass man alles nur deshalb tut, um das Wohlgefallen Allahs, den Erhabenen, zu erreichen, und sich dies bewusst macht.
Im Einzelnen kann man jedoch zwei Medikamente gegen die Augendienerei anführen:
1. Ein Medikament, welches die Wurzeln der Augendienerei beseitigt und
2. ein Medikament, welches Gedanken der Augendienerei sofort zurückweist.
Zu 1. (Ein Medikament, welches die Wurzeln der Augendienerei beseitigt):
Um das Heilmittel aufzuzeigen, analysieren wir nochmals kurz das Krankheitsbild dieser Krankheit.
Analyse der Beweggründe für Augendienerei (الرياء):
Die Augendienerei ist in Wirklichkeit vor allem eine Liebe zum Angesehenwerden unter den Menschen und dass man sich wünscht, gelobt zu werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass die inneren Beweggründe für Augendienerei folgende sind:
- Streben nach dem Genuss, den man empfindet, wenn man gelobt wird
- Flucht vor dem Schmerz, getadelt zu werden
- Begehren von etwas, was andere Menschen in der Hand haben
Der folgende Hadith bestätigt diese Analyse:
عَنْ أَبِي مُوسَى رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُ قَالَ
جَاءَ رَجُلٌ إِلَى النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ فَقَالَ الرَّجُلُ يُقَاتِلُ لِلْمَغْنَمِ وَالرَّجُلُ يُقَاتِلُ لِلذِّكْرِ وَالرَّجُلُ يُقَاتِلُ لِيُرَى مَكَانُهُ فَمَنْ فِي سَبِيلِ اللَّهِ قَالَ مَنْ قَاتَلَ لِتَكُونَ كَلِمَةُ اللَّهِ هِيَ الْعُلْيَا فَهُوَ فِي سَبِيلِ اللَّهِ
Abu Musa (r.) berichtete: „Ein Mann kam zum Propheten (s.a.s.) und sagte: „Mancher Mann kämpft wegen der Beute, mancher, um erwähnt zu werden und mancher, damit man seinen Zustand sieht – wer ist es, der auf dem Weg Allahs kämpft?“, worauf er (d. h. der Prophet (s.a.s.)) sagte: „Derjenige kämpft auf dem Weg Allahs, der deshalb kämpft, damit das Wort Allahs das höchste ist“.“ (2)
Zu diesem Hadith sei kurz angemerkt, dass „Der Kampf dafür, dass das Wort Allahs das höchte“ ist, nicht bedeutet, dass die Menschen durch Kampf zum Islam gezwungen werden sollen, sondern dass Freiheit und Religionsfreiheit hergestellt werden, denn dies ist im Sinne des Islams. Das irdische Leben ist ein Platz, wo sich jeder frei für oder gegen Allah und Seine Botschaft entscheiden soll – und dafür wird er im Jenseits zur Rechenschaft gezogen.
In dem Hadith wird angesprochen, dass Leute einen Dschihad, der nur als Gottesdienst geführt werden darf, wegen irdischen Gütern – Besitz oder aber dem Streben danach, gelobt zu werden – führen. In einem anderen Wortlaut des Hadithes bei Buchari wird explizit das Wort „Augendienerei“ erwähnt in der Frage des Mannes.
Das Heilmittel zur Entwurzelung der Augendienerei besteht aus Folgendem:
1. Sich Folgendes bewusst machen und verinnerlichen:
a) Augendienerei schadet einem später, obwohl es vielleicht einen vorübergehenden Genuss bedeutet. Es ist so wie vergifteter Honig. Keiner würde vergifteten Honig essen, wenn er wüsste, dass dieser vergiftet ist. Er schmeckt zwar gut und süß, die Folgen dieses Essens sind aber fatal und so ist der Genuss in keinem Verhältnis zu den schlimmen Folgen.
b) Das Lob von Menschen nützt einem gar nichts, es vergrößert weder Versorgung noch Lebensfrist, da diese Dinge allein in Allahs Hand sind.
2. Folgende konkrete Maßnahmen ergreifen:
a) Sich daran gewöhnen, die gottesdienstlichen Handlungen und (vor allem freiwilligen) guten Taten geheim zu machen und zu verbergen – so, wie man auch seine schlechten Taten aus Scham verbirgt. Am Anfang ist dies schwierig, man gewöhnt sich aber daran.
Zu 2. (ein Medikament, welches Gedanken der Augendienerei sofort zurückweist):
Wenn man seine Taten tut, um das Wohlgefallen Allahs zu erreichen, lässt einen der Teufel nicht los und versucht ständig, während einer guten Tat einen zu Augendienerei zu bringen. In diesem Fall macht man Folgendes: Man denkt an das Übel der Augendienerei. Denn wenn man das Übel einer Sache in den Vordergrund rückt, fällt es einem leicht, davon Abstand zu nehmen bzw. davor zu fliehen.
In welchen Fällen man seine guten Taten offenbaren sollte und wann nicht
Wenn man Vorbildsfunktion hat und nicht fürchtet, Augendienerei zu betreiben, dann sollte man zumindest ab und zu seine Taten offen machen, damit die anderen Menschen sich ein Beispiel daran nehmen können. Allerdings gilt das vor allem, wenn man in einer Umgebung ist, wo die meisten nichts oder wenig über den Islam wissen. In einer Umgebung, wo die Leute selber gut Bescheid wissen, ist es besser, seine guten Taten zu verbergen, um nicht der Gefahr des kleinen Götzendienstes – der Augendienerei – zu verfallen.
Bei guten Taten, die man nicht geheim halten kann, wie z. B. die Pilgerfahrt oder den Dschihad in einem rechtmäßigen Verteidigungskampf, muss man sich selbst gut beobachten und zur Rechenschaft ziehen.
Man soll seine schlechten Taten bedecken
Man könnte nun auf die Idee kommen, dass es Augendienerei wäre, wenn man seine Sünden vor anderen Menschen verheimlicht. Dies ist aber nicht der Fall.
Ibn Qudama:
Allah, der Erhabene, liebt es nicht, wenn offen Sünden getan werden. Er liebt es, sie zu bedecken:
عن عبد الله بن عمر ، رضي الله عنهما أن رسول الله صلى الله عليه وسلم قام بعد أن رجم الأسلمي فقال : « اجتنبوا هذه القاذورة التي نهى الله عنها فمن ألم فليستتر بستر الله وليتب إلى الله فإنه من يبدلنا صفحته نقم عليه كتاب الله عز وجل »
Abdullah ibn Umar (r.) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) aufstand, nachdem er den Aslami (wegen Ehebruch) gesteinigt hatte, und sagte: „Meidet diesen Schmutz, den Allah verboten hat. Wer es jedoch trotzdem getan hat, der soll sich mit der Bedeckung Allahs bedecken (d. h. der soll es geheimhalten) und bereuen und zu Allah umkehren …“.
(Al-Hakim im Mustakrak/Albani sagt sahih in Silsila as-Sahiha (663) / auch Bajuni sagt sahih)
Ibn Qudama:
Wenn man schon Allah widerspenstig war, indem man die Sünde getan hat, so ist das Herz doch nicht gänzlich frei von der Liebe zu dem, was Allah, der Erhabene, liebt.
Auch wenn jemand anderes eine Sünde getan hat und man hat es mitbekommen, dann soll man dies bedecken. Dies gehört zu den Auswirkungen der eigenen Wahrhaftigkeit. Auch soll man es hassen, dass die Menschen einen verurteilen für Sünden, die man gemacht hat. Denn das beschäftigt nur das Herz und den Verstand und lenkt einen ab von gottesdienstlichen Handlungen … im gleichen Sinne soll es einem verhasst sein, dass man gelobt wird von den Menschen, denn das beschäftigt auch Herz und Verstand und lenkt einen ab vom (Gedenken und dem Dienst an) Gott, dem Erhabenen. Ein solches Verhalten gehört also auch zu einem starken Iman.
Quelle: تزكية – Tazkija / Charakterreinigung – Wie man ein guter Mensch wird
Diese Buch basiert zumeist auf dem klassischen Werk Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn von Ibn Qudama al-Maqdisi (651-689 n. H.).
Dieses ist eine Kurzfassung des Werkes Minhādsch al-Qāsidīn (Der Weg der Strebenden) von Ibn al-Dschauzi (510-594 n. H.), welches widerum eine Redigierung des Werks إحياء علوم الدين / Ihja’ Ulum ad-Din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) von Abu Hamid al-Ghazali (450-505 n. H.) ist.