BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Definition von Hochmut (الكِبْر)
Hochmut (arab. kibr) ist, dass man sich selbst als etwas Besseres als die anderen Menschen betrachtet.
و حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ الْمُثَنَّى وَمُحَمَّدُ بْنُ بَشَّارٍ وَإِبْرَاهِيمُ بْنُ دِينَارٍ جَمِيعًا عَنْ يَحْيَى بْنِ حَمَّادٍ قَالَ ابْنُ الْمُثَنَّى حَدَّثَنِي يَحْيَى بْنُ حَمَّادٍ أَخْبَرَنَا شُعْبَةُ عَنْ أَبَانَ بْنِ تَغْلِبَ عَنْ فُضَيْلٍ الْفُقَيْمِيِّ عَنْ إِبْرَاهِيمَ النَّخَعِيِّ عَنْ عَلْقَمَةَ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ مَسْعُودٍ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ لَا يَدْخُلُ الْجَنَّةَ مَنْ كَانَ فِي قَلْبِهِ مِثْقَالُ ذَرَّةٍ مِنْ كِبْرٍ قَالَ رَجُلٌ إِنَّ الرَّجُلَ يُحِبُّ أَنْ يَكُونَ ثَوْبُهُ حَسَنًا وَنَعْلُهُ حَسَنَةً قَالَ إِنَّ اللَّهَ جَمِيلٌ يُحِبُّ الْجَمَالَ الْكِبْرُ بَطَرُ الْحَقِّ وَغَمْطُ النَّاسِ
Abdullah ibn Masud berichtet: „Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: „Keiner wird ins Paradies kommen, der auch nur im Gewicht eines Stäubchens Hochmut in seinem Herzen hat.“ Da sagte ein Mann: „Ein Mann will doch aber, dass sein Gewand schön ist und dass seine Schuhe schön sind“. Er (d. h. der Prophet (s.a.s.) sagte: „Allah ist schön und Er liebt die Schönheit. Hochmut aber ist, wenn man das Recht (bzw. die Wahrheit) missachtet und die Menschen geringschätzig betrachtet“.“
(Muslim (بَاب تَحْرِيمِ الْكِبْرِ وَبَيَانِهِ))
Vor Allah gibt es jedoch nur einen Vorzug aufgrund der Gottesfurcht: Allah der Erhabene hat gesagt:
„O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernen möget. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist.“ [49:13]
Und ein gottesfürchtiger Mensch weiß, dass er nur durch die Gnade Allahs rechtgeleitet wurde und dass Allah, wenn Er will, ihm auch umgehend das Herz vor der Erkenntnis der Wahrheit verschließen kann.
Zum Versteil „…und wisset, dass Allah zwischen den Menschen und sein Herz tritt…“ sagt Ibn Kathir in seinem Tafsir:
„…Ahmad berichtete, dass Umm Salama berichtete: „Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) sprach oft folgendes Bittgebet: „O Allah, der du die Herzen wendest, festige mein Herz so, dass es bei Deinem Din bleibt“. Da fragte ich: „O Gesandter Allahs, können denn die Herzen gewendet werden?“, worauf er sagte: „Ja! Das Herz eines jeden Menschen, den Allah geschaffen hat, hält Allah zwischen zweien Seiner Finger. Wenn Er will, führt Er das Herz auf den richtigen Weg und wenn Er will, lässt Er es abweichen. Drum bitten wir Allah, unseren Herrn, dass Er unsere Herzen nicht von Ihm sich abkehren lassen möge, nachdem Er uns rechtgeleitet hat. Und wir bitten Ihn, dass Er uns Barmherzigkeit von Ihm schenken möge; denn Er ist ja wahrlich der unablässig Gebende.“
(Dies berichtete auch Tirmidhi (1739). Albani erklärte den Hadith für sahih)
D. h. also, dass ein wahrhaft gottesfürchtiger Mensch sich selbst nicht über andere erhebt, selbst wenn er sieht, dass er momentan äußerlich objektiv vorzüglichere Taten als andere macht.
Ibn Qudama:
„Hochmut ist eine innere Einstellung, aus der sich heraus Taten ergeben, welche (also) die Früchte dieser Einstellung sind“.
Hochmut macht sich also in bestimmten Handlungen bemerkbar. Das zu Verurteilende ist aber die innere Einstellung. Und so nutzt es nichts, sich an Äußerlichkeiten zu klammern und dabei das innere Wesen zu vergessen.
حَدَّثَنَا أَحْمَدُ بْنُ يُونُسَ حَدَّثَنَا زُهَيْرٌ حَدَّثَنَا مُوسَى بْنُ عُقْبَةَ عَنْ سَالِمِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ عَنْ أَبِيهِ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ مَنْ جَرَّ ثَوْبَهُ خُيَلَاءَ لَمْ يَنْظُرْ اللَّهُ إِلَيْهِ يَوْمَ الْقِيَامَةِ قَالَ أَبُو بَكْرٍ يَا رَسُولَ اللَّهِ إِنَّ أَحَدَ شِقَّيْ إِزَارِي يَسْتَرْخِي إِلَّا أَنْ أَتَعَاهَدَ ذَلِكَ مِنْهُ فَقَالَ النَّبِيُّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ لَسْتَ مِمَّنْ يَصْنَعُهُ خُيَلَاءَ
Abdullah (ibn Umar) berichtete: „Der Prophet (s.a.s.) sagte: „Wer sein Gewand (auf dem Boden) hinter sich herschleift, den wird Allah am Tag der Auferstehung nicht anschauen“. Da sagte Abu Bakr: „O Gesandter Allahs, eine Seite meines Lendenschurzes löst sich immer (und hängt auf den Boden), außer wenn ich es ständig festhalte“. Da sagte der Prophet (s.a.s.): „Du gehörst nicht zu denen, die dies aus Arroganz tun“.“
(Buchari 3665/Muslim 2085)
Heutzutage kann man feststellen, dass manche Leute zwar peinlichst darauf achten, ihre Hosen hochzukrempeln und ja nicht Hosen anzuziehen, die über die Knöchel gehen. Gegenüber anderen Menschen – auch gegenüber Muslimen, die eine andere Meinung, die durchaus auch im Rahmen des korrekten Verständnisses der islamischen Quellen Koran und Sunna liegt, vertreten – sind solche Leute aber oft äußerst arrogant und rechthaberisch. Der Grund dafür ist eben der, dass sie zwar pingelig die äußeren Riten von Gebet, Gebetsvorwaschung und anderen gottesdienstlichen Handlungen studieren und versuchen umzusetzen, aber kaum etwas über islamischen Charakter und mögliche Charakterkrankheiten lernen und somit auch kaum etwas in diesem Bereich umsetzen. Sie nehmen erst gar nichts von muslimischen Gelehrten an, die nicht ihre Linie verfolgen, weil sie meinen, dass diese keine richtigen Gelehrten sind. Solche Art von Einstellung kann man als Hochmut bzgl. der Religion bezeichnen. Und so ist es auch kein Wunder, dass diese Leute bei anderen Muslimen nicht gerade beliebt sind. Wenn man aber bei den Menschen im Allgemeinen nicht beliebt ist, dann sollte einem das zu denken geben:
حَدَّثَنَا زُهَيْرُ بْنُ حَرْبٍ حَدَّثَنَا جَرِيرٌ عَنْ سُهَيْلٍ عَنْ أَبِيهِ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ قَالَ
قَالَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ: إِنَّ اللَّهَ إِذَا أَحَبَّ عَبْدًا دَعَا جِبْرِيلَ فَقَالَ إِنِّي أُحِبُّ فُلَانًا فَأَحِبَّهُ قَالَ فَيُحِبُّهُ جِبْرِيلُ ثُمَّ يُنَادِي فِي السَّمَاءِ فَيَقُولُ إِنَّ اللَّهَ يُحِبُّ فُلَانًا فَأَحِبُّوهُ فَيُحِبُّهُ أَهْلُ السَّمَاءِ قَالَ ثُمَّ يُوضَعُ لَهُ الْقَبُولُ فِي الْأَرْضِ وَإِذَا أَبْغَضَ عَبْدًا دَعَا جِبْرِيلَ فَيَقُولُ إِنِّي أُبْغِضُ فُلَانًا فَأَبْغِضْهُ قَالَ فَيُبْغِضُهُ جِبْرِيلُ ثُمَّ يُنَادِي فِي أَهْلِ السَّمَاءِ إِنَّ اللَّهَ يُبْغِضُ فُلَانًا فَأَبْغِضُوهُ قَالَ فَيُبْغِضُونَهُ ثُمَّ تُوضَعُ لَهُ الْبَغْضَاءُ فِي الْأَرْضِ
Abu Huraira berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: „Wenn Allah einen Diener (d. h. Menschen) liebt, ruft Er Gabriel zu: »Wahrlich, Ich liebe den Soundso also liebt ihn auch! « (Dann liebt ihn Gabriel. Darauf ruft Gabriel unter den Bewohnern des Himmels aus: »Wahrlich, Allah liebt den Soundso, also liebt ihr ihn auch!«)(3) Dann lieben ihn die Bewohner des Himmels. Abschließend wird für ihn bestimmt, dass er auf der Erde immer gut ankommt.
Und wenn Allah einen Diener (d. h. Menschen) hasst, ruft Er Gabriel zu: »Wahrlich, Ich hasse den Soundso also hasse du ihn auch!« Dann hasst ihn Gabriel. Darauf ruft Gabriel unter den Bewohnern des Himmels aus: »Wahrlich, Allah hasst den Soundso, also hasst ihr ihn auch!« Dann hassen ihn die Bewohner des Himmels. Abschließend wird für ihn bestimmt, dass er auf der Erde verhasst ist.“
(Buchari 3209 u. a./Muslim (بَاب إِذَا أَحَبَّ اللَّهُ عَبْدًا حَبَّبَهُ إِلَى عِبَادِهِ))
Das Übel des Hochmuts
Allah, der Erhabene, hat gesagt:
Abwenden aber will Ich von Meinen Zeichen diejenigen, die sich im Lande hochmütig gegen alles Recht gebärden; und wenn sie auch alle Zeichen sehen, so wollen sie nicht daran Iman haben; und wenn sie den Weg der Rechtschaffenheit sehen, so wollen sie ihn nicht als Weg annehmen; sehen sie aber den Weg des Irrtums, so nehmen sie ihn als Weg an. Dies (ist so), weil sie Unsere Zeichen für Lügen erklärten und sie nicht achteten. [7:146]
Unzweifelhaft kennt Allah, was sie verbergen und was sie kundtun. Wahrlich, Er liebt die Hochmütigen nicht. [16:23]
حَدَّثَنَا سُوَيْدُ بْنُ نَصْرٍ أَخْبَرَنَا عَبْدُ اللَّهِ بْنُ الْمُبَارَكِ عَنْ مُحَمَّدِ بْنِ عَجْلَانَ عَنْ عَمْرِو بْنِ شُعَيْبٍ عَنْ أَبِيهِ عَنْ جَدِّهِ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ يُحْشَرُ الْمُتَكَبِّرُونَ يَوْمَ الْقِيَامَةِ أَمْثَالَ الذَّرِّ فِي صُوَرِ الرِّجَالِ يَغْشَاهُمْ الذُّلُّ مِنْ كُلِّ مَكَانٍ فَيُسَاقُونَ إِلَى سِجْنٍ فِي جَهَنَّمَ يُسَمَّى بُولَسَ تَعْلُوهُمْ نَارُ الْأَنْيَارِ يُسْقَوْنَ مِنْ عُصَارَةِ أَهْلِ النَّارِ طِينَةَ الْخَبَالِ
Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: „Die Hochmütigen werden am Tag der Auferstehung versammelt als ganz kleine Körner, die die Gestalt von Männern haben. Die Erniedrigung überdeckt sie von allen Seiten. Sie werden zu einem Gefängnis in der Hölle mit dem Namen Būlas getrieben, wobei das (größte) Feuer der Feuer über ihnen ist. Ihnen wird zu trinken gegeben von dem (Körper)Saft der Höllenbewohner….“
(Tirmidhi 2492/Albani sagt hasan/Tirmidhi sagt hasan sahih)
Die verschiedenen Stufen von Hochmut (الكِبْر) und deren Kennzeichen
Man kann drei Stufen des Hochmuts unterscheiden, die auch bei praktizierenden Muslimen und Gelehrten vorkommen können:
- Stufe: Diese Stufe ist dadurch charakterisiert, dass der Hochmut im Herz eines solchen Menschen derartig verankert ist, dass er sich als etwas Besseres als andere betrachtet. Jedoch strengt er sich an, sich demütig zu geben. Bei solch einem Menschen ist der Baum des Hochmuts im Herz verwurzelt, er hat jedoch die schlimmen sichtbaren Auswüchse abgeschnitten.
- Stufe: Dass der Hochmut sich in seiner Verhaltensweise, wie z. B. der Art des Sitzens oder Gehens, bemerkbar macht. D. h. z. B. er stolziert arrogant.
- Stufe: Dass er seinen Hochmut durch eigene Aussagen zum Ausdruck bringt. D. h. z. B. dass er sagt: „Unsere Familie ist besser als alle anderen im Stadtberzirk, weil wir mehr Geld haben. Außer uns gibt es nur Pöbel hier“.
In den folgenden Hadithen werden einige Verhaltensweisen des Hochmuts angesprochen:
حَدَّثَنَا أَبُو نُعَيْمٍ حَدَّثَنَا سُفْيَانُ عَنْ مَعْبَدِ بْنِ خَالِدٍ قَالَ سَمِعْتُ حَارِثَةَ بْنَ وَهْبٍ الْخُزَاعِيَّ قَالَ
سَمِعْتُ النَّبِيَّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ أَلَا أُخْبِرُكُمْ بِأَهْلِ الْجَنَّةِ؟ كُلُّ ضَعِيفٍ مُتَضَعِّفٍ لَوْ أَقْسَمَ عَلَى اللَّهِ لَأَبَرَّهُ أَلَا أُخْبِرُكُمْ بِأَهْلِ النَّارِ كُلُّ عُتُلٍّ جَوَّاظٍ مُسْتَكْبِرٍ
Es überliefert Haritha ibn Wahb, dass er den Gesandten Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam) sagen hörte:
„…Und soll ich euch jetzt erzählen, wer die Bewohner der Hölle sind: Es ist ein jeder, der grob, rücksichtslos, unverschämt, geizig und stolz (arab. al-dschauwwadh) und arrogant ist.“
(Buchari 4918 u.a./Muslim)
Worterläuterungen
soll ich euch jetzt erzählen, wer die Bewohner der Hölle sind – d. h. ihre Charakterzüge und Taten, damit ihr euch von solchen Charakterzügen und Taten fernhaltet.
geizig und stolz (arab. al-dschauwwadh) – Das Wort al-dschauwwadh bezeichnet jemanden, der Güter zusammenrafft, aber nichts abgibt. Auch wird gesagt, dass dies jemanden bezeichnet, der stolz und arrogant in seinem Gang ist.
حَدَّثَنَا مُوسَى بْنُ إِسْمَعِيلَ حَدَّثَنَا حَمَّادٌ عَنْ حَبِيبِ بْنِ الشَّهِيدِ عَنْ أَبِي مِجْلَزٍ قَالَ
خَرَجَ مُعَاوِيَةُ عَلَى ابْنِ الزُّبَيْرِ وَابْنِ عَامِرٍ فَقَامَ ابْنُ عَامِرٍ وَجَلَسَ ابْنُ الزُّبَيْرِ فَقَالَ مُعَاوِيَةُ لِابْنِ عَامِرٍ اجْلِسْ فَإِنِّي سَمِعْتُ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ مَنْ أَحَبَّ أَنْ يَمْثُلَ لَهُ الرِّجَالُ قِيَامًا فَلْيَتَبَوَّأْ مَقْعَدَهُ مِنْ النَّارِِ
Abu Midschlaz berichtet: Muawija ging zu Ibn Zubair und Ibn Amer. Da stand Ibn Amer auf und Ibn Zubair blieb sitzen. Da sagte Muawija zu Ibn Amer. „Bleib sitzen. Denn ich habe den Gesandten Allahs (s.a.s.) sagen hören: „Wer es liebt, dass die Männer sich ehrerbietig für einen erheben, der soll seinen Platz in der Hölle einnehmen“.“
(Abu Dawud 5229/sahih)
Der Prophet (s.a.s.) hasste es auch, dass seine Gefährten sich ehrerbietig erhoben, wenn er kam. (4)
Was man dazu sagen muss, ist, dass es heutzutage nicht als ein Zeichen der übermäßigen Verehrung gilt, wenn man aufsteht und einem die Hand gibt, wenn jemand kommt. Im Gegenteil ist es so, dass der Eindruck entsteht, dass man jemanden geringschätzt und sich über ihn erhöht, wenn man sitzen bleibt und dem Stehenden die Hand nach oben reicht.
Deswegen macht es heutzutage nichts, wenn man aufsteht. Das gleiche gilt z. B. für Hosen, die über den Knöchel gehen. Dies wurde bereits im Hadith über Abu Bakr herunterrutschendes Gewand weiter oben erläutert.
Derartige Regeln sind immer im Kontext der jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Gewohnheiten zu sehen und in der jeweiligen Gesellschaft für welche innere Einstellung eine äußere Verhaltensweise steht. Und Allah weiß es am besten.
Wie man die Krankheit des Hochmuts (الكِبْر) heilt und demütig und bescheiden wird
Die Heilung vom Hochmut besteht aus zweierlei:
- Dem Ausreißen des Baums des Hochmuts aus dem Herzen und
- Durch Behandeln von hochmütigen Gedanken, die einem kommen.
Zu 1.: Die Wurzeln des Hochmuts im eigenen Herzen reißt man heraus, indem man kennenlernt, was man selbst ist und wer Allah ist:
Man selbst ist nur ein Wesen, welches Allah erschaffen hat. Man war zunächst ein kleiner Fleischklumpen, dann ein wachsender Embryo im Bauch seiner Mutter. Dann lässt Allah den Menschen für eine Zeit lang leben und dann lässt Er ihn sterben und wieder zu Erde werden lassen.
Woraus hat Er ihn erschaffen? [80:18]
Aus einem Samenerguss hat Er ihn erschaffen und gebildet. [80:19]
Dann ermöglicht Er ihm den Ausgang. [80:20]
Dann lässt Er ihn sterben und lässt ihn ins Grab bringen. [80:21]
Dann, wenn Er will, erweckt Er ihn wieder. [80:22]
Nein! Wahrlich, er hat nicht getan, was Er ihm geboten hat. [80:23]
Man ist eigentlich ohnmächtig und gänzlich Allah ausgeliefert. Es ist also kein Grund vorhanden, sich in irgendeiner Weise groß und mächtig zu fühlen.
Dass man rechtgleitet ist, hat man auch nur Allah, dem Erhabenen, zu verdanken. D. h. sogar, dass man sein Gehirn richtig und gut benutzt, geschieht nur durch die Gnade Allahs.
Wenn man sich all das bewusst macht, sieht man, dass es keinen Grund gibt, überheblich gegenüber Allah zu sein – wie es z. B. diejenigen tun, die Gott beschimpfen oder anklagen oder ähnliches. Und es gibt auch keinen Grund, sich über andere Geschöpfe zu erheben. Denn alle sind auch wie man selbst von Allah erschaffen und alles, was man hat, hat man von Allah bekommen. Und man wird dadurch von Allah geprüft, ob man dankbar ist oder nicht bzw. ob man geduldig ist oder nicht.
Der Unterschied zwischen Hochmut und dem Zeigen von Stärke im positiven Sinne (arab. ‚izza)
Manchmal ist es wichtig, Stärke zu zeigen. Z. B. wenn man den Islam vertritt. Dies ist dann kein Hochmut.
Zu Imam Malik kam einmal ein Abgesandter der politischen Führung. Die Frau von Imam Malik brachte einen Stuhl, woraufhin sich Imam Malik setzte und den Abgesandten stehen ließ. Dies war keine Arroganz oder Unfreundlichkeit gegenüber einem Gast. Vielmehr wollte Imam Malik wohl dadurch zeigen, dass die Botschaft des Islams, die er als Gelehrter vertritt, höher steht als der Willen der politischen Führung des islamischen Staates.
Man hebt sich also nicht selbst hervor, sondern hebt die Werte des Islams hoch.
Die Würde des Menschen
Außerdem hat jeder Mensch eine Würde. Und ein Muslim lässt sich nicht erniedrigen. Das richtige Maß ist die Demut, welche zwischen den beiden Extremen des Hochmuts und der Selbsterniedrigung steht.
Und Allah weiß es besser.
Fussnoten:
(3) Dieser Zusatz ist im Wortlaut von Buchari(3209).
(4) Siehe Tirmidhi (2754)
Quelle: تزكية – Tazkija / Charakterreinigung – Wie man ein guter Mensch wird
Diese Buch basiert zumeist auf dem klassischen Werk Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn von Ibn Qudama al-Maqdisi (651-689 n. H.).
Dieses ist eine Kurzfassung des Werkes Minhādsch al-Qāsidīn (Der Weg der Strebenden) von Ibn al-Dschauzi (510-594 n. H.), welches widerum eine Redigierung des Werks إحياء علوم الدين / Ihja’ Ulum ad-Din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) von Abu Hamid al-Ghazali (450-505 n. H.) ist.
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