Der Appetit

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Bereits Adam (a.s.) und seine Frau Eva kamen durch das unkontrollierte Ausüben des Essenstriebes – indem er vom verboteten Baum aß – zu Fall und
wurden aus dem Paradies vertrieben.

Negative Folgen der unkontrollierten Ausübung des Essenstriebs
Wenn man unkontrolliert dem Essenstrieb und seinem Appetit nachgeht, kann dies

  1. zur Einnahme von verbotenen Speisen wie Schweinefleisch führen und
  2. zum übermäßigen Füllen des Bauchs mit erlaubten Lebensmitteln, d. h. dass man sich übersättigt.


Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt:
„Der Sohn Adams hat kein schlechteres Gefäß gefüllt als seinen eigenen Bauch…“.

(Tirmidhi 2380/sahih)

Weiterer Hadith:
Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: „Der Mu’min isst mit einem Magen und der Kafir isst mit sieben Mägen“.

(Buchari/Muslim)

Wenn man sich beim Essen übersättigt, treten u. a. folgende negative Effekte auf:

  1. Die geschlechtliche Begierde wird angefacht, die man möglicherweise nicht gleich auf erlaubte Weise stillen kann.
  2. Man wird müde und faul
  3. Um viel essen zu können, muss man genug Geld dafür haben und so führt die Essensgier zu einem übermäßigen Streben nach Geld, was einen von anderen, wichtigeren Dingen wie gottesdienstlichen Handlungen oder den Einsatz für die Religion Gottes – den Islam – abhält. Und so sieht man die meisten Menschen heutzutage, besonders in wohlhabenen Ländern, dass sie den ganzen Tag damit beschäftigt sind, sich um den eigenen Lebensunterhalt zu kümmern, obwohl sie eigentlich gar nicht so viel Zeit dafür benötigen würden, wenn sie etwas bescheidener – und gesünder – leben würden.

Das richtige Maß beim Essen

Man hat das richtige Maß dann erreicht, wenn man nach dem Essen gestärkt ist, keinen Hunger und kein Sattgefühl verspürt. Man ist fit und kann sich geistig gut konzentrieren.
Dies kann man dadurch erreichen, dass man aufhört zu essen, wenn man noch etwas Hunger verspürt. Dieses Hungergefühl ist in einigen Minuten vorbei.

Ibn Qudama berichtet, dass Uqba ar-Rasibi berichtete:
„Ich trat bei al-Hasan ein, während er zu Mittag aß. Das sagte er: „Auf. Komm (und iss mit mir).“ Da sagte ich: „Ich habe so viel gegessen, dass ich nicht mehr essen kann“. Da sagte er: „Gepriesen sei Allah. Isst denn der Muslim so viel, dass er (voll ist und) nicht mehr weiter essen kann?“


Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: „Der Sohn Adams hat kein schlechteres Gefäß gefüllt als seinen eigenen Bauch. Es genügt für den Muslim einige Bissen, um sich aufrecht zu halten. Wenn es unbedingt sein muss, dann ein Drittel für sein Essen, ein Drittel für sein Trinken und sein Atmen“.

(Tirmidhi 2380/sahih)

Auch nicht übertreiben im übermäßigen Essensentzug
Man darf jedoch nicht dahingehend übertreiben, dass man zu wenig isst, sonst schwächt man sich und kann seinen Pflichten vor Allah nicht mehr nachkommen.

Wie man sich selbst trainiert
Wenn man gewohnheitsmäßig zu viel isst und nicht die obigen Regeln beachtet, dann soll man sich langsam daran gewöhnen, weniger zu essen, bis man das richtige Maß – wie es oben beschrieben ist – erreicht.

Man muss aufpassen, keine Augendienerei (arab. rija‘) zu machen
Wenn man so bescheiden lebt, wie es erwünscht ist, dann muss man jedoch aufpassen, dass der Teufel einen nicht verführt, dies für die Menschen zu tun, damit sie einen bewundern.

Quelle: تزكية – Tazkija / Charakterreinigung – Wie man ein guter Mensch wird
Diese Buch basiert zumeist auf dem klassischen Werk Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn von Ibn Qudama al-Maqdisi (651-689 n. H.).
Dieses ist eine Kurzfassung des Werkes Minhādsch al-Qāsidīn (Der Weg der Strebenden) von Ibn al-Dschauzi (510-594 n. H.), welches widerum eine Redigierung des Werks إحياء علوم الدين / Ihja’ Ulum ad-Din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) von Abu Hamid al-Ghazali (450-505 n. H.) ist.