BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Wenn Allah einen liebt, dann zeigt Er einem seine Fehler auf. Denn dann hat man die Gelegenheit, sich zu verbessern, bevor man in einem solchen schlechten Zustand zu Allah zurückkehren muss.
Die frühen Muslime waren denjenigen, die ihnen ihre Fehler aufzeigten, dankbar und liebten sie.
Ibn Qudama:
Umar (r.) hat gesagt: „Möge Allah einem (wörtl. dem Mann) barmherzig sein, der uns unsere Schwächen bzw. Fehler aufzeigt“.
Und heute ist es meistens so, dass die Leute, die einen kritisieren, einem am meisten verhasst sind. Dies ist aber eine Folge von mangelnder Demut…
Es gibt folgende Wege, wie man an sich arbeiten kann:
- Man nimmt sich einen Lehrer bzw. Erzieher, der sich gut mit der Charakterlehre und Charakterkrankheiten auskennt, erfahren ist, der einem seine Schwächen aufzeigt und einen so erzieht. Wenn man solch jemanden gefunden hat – und solche Leute gibt es heutzutage sehr selten – so sollte man sich nicht von ihm trennen.
- Man nimmt sich einen Freund, der ein praktizierender Muslim ist und der sich mit der Charakterlehre auskennt, den man als Beobachter über sich einsetzt.
Ibn Qudama berichtet, dass der Kalif Umar (r.) den Prophetengefährten Salman al-Farisi (r.), als dieser zu ihm kam, nach seinen Fehlern fragte. Da sagte Salman: „Ich habe gehört, dass du zwei verschiedene Essensarten zu einer Mahlzeit zu dir nimmst und dass du zwei verschiedene Kleidungsstücke benutzt – eines für den Tag und eines für die Nacht“. Da antwortete Umar (r.): „Hast du außer diesen beiden Sachen noch etwas über mich gehört? Was diese beiden Dinge anbetrifft, so habe ich sie inzwischen abgelegt (arab. kafaituhuma).“ Umar (r.) pflegte als Kalif auch noch andere Leute über sein eigenes Verhalten zu befragen. - Man kann diejenigen, die einem gegnerisch bzw. feindlich gesonnen sind, nach seinen Schwächen fragen bzw. darauf hören, was sie darüber von sich geben, denn diese suchen oft nach Fehlern bei einem und sie werden einen nicht schonen, einem diese auch offen zu sagen bzw. diese unter den Leuten zu verbreiten.
- Man begibt sich unter die Leute und schaut, was sie so machen. Daraufhin versucht man von all dem Abstand zu halten, was einem an Schlechtem an den Leuten auffällt.
Quelle: تزكية – Tazkija / Charakterreinigung – Wie man ein guter Mensch wird
Diese Buch basiert zumeist auf dem klassischen Werk Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn von Ibn Qudama al-Maqdisi (651-689 n. H.).
Dieses ist eine Kurzfassung des Werkes Minhādsch al-Qāsidīn (Der Weg der Strebenden) von Ibn al-Dschauzi (510-594 n. H.), welches widerum eine Redigierung des Werks إحياء علوم الدين / Ihja’ Ulum ad-Din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) von Abu Hamid al-Ghazali (450-505 n. H.) ist.