BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
[1] Imam Shah Waliullah Muhaddith Dahlawi (gest. 1174H) -Allah sei ihm gnädig- widerlegte ausführlich die Praxis von istighathah in vielen seiner Werke. Er schrieb in seiner Unterscheidung zwischen ma taht al-asbab und ma fawq al-asbab [innerhalb der möglichen Mittel und ausserhalb der möglichen Mittel],
„Er (Allah) ist ewig, allhörend und allsehend. Niemand ist Ihm ebenbürtig und niemand ist Ihm gleich. Er benötigt keinen Partner (wujub al-wujud), weder in der Anbetungswürdigkeit, noch im Erschaffen und Lenken (tadbir), also gebührt niemandem Anbetung, d.h. höchste Verehrung, ausser Ihm, und niemand heilt einen Kranken, sorgt für Lebensunterhalt, entfernt Not, ausser Er, und das lediglich durch kun fayakun („Sei! und es ist“). Dies ist komplett anders als gewöhnliche Ursachen (tasbib), wie man z.B. sagt „der Arzt heilt den Patienten“ oder „der Anführer versorgt seine Soldaten“, es ist also etwas anderes, obwohl es ähnlich eine Formulierung ist.
(Tafhimat al-Ilahiyyah, 1:145)
‘Allamah Sarfaraz Khan Safdar schreibt im anqid-i-Matin bar Tafsir Na’im al-Din, S. 25, während er das obige Zitat erläutert, dass es klar ist, dass das Ersuchen von Hilfe mit möglichen Mitteln erlaubt ist, wie es im Fall von Sayyiduna Dhu’l-Qarnayn -möge Allah mit ihm zufrieden sein- gezeigt wurde, als er sich der Stelle am Damm näherte, da hörte er die Menschen über die Zerstörung von Gog und Magog klagen und wurde von ihnen darum gebeten einen Damm so über den Pass zu bauen, dass sie gegen Ausplünderungen geschützt würden. Sie boten ihm auch finanzielle Hilfe an. Sayyiduna Dhu ‘l-Qarnayn sagte das er kein Geld benötige, denn Allah gab ihm Reichtum. Jedoch fragte er sie, ob sie ihm mit ihrer Arbeitskraft helfen könnten. Dies ist nicht die (Art von) Hilfe, wie sie bei der Verrichtung von istighathah, also beim Ersuchen von den Propheten, Heiligen und Märtyrern geschieht, die allesamt weder im Diesseits lebendig noch uns nah sind. Weiter sagt er, dass für Gelehrte nicht standesgemäß ist derartige Beispiele zu benutzen um istimdad zu beweisen, da solche Beispiele lediglich das Ersuchen um Hilfe von den Lebenden beinhalten, die diese mit den normalen Mitteln der Schöpfung bewerkstelligen.
Viele unter den Befürwortern des Anrufen der Toten um Hilfe, glauben daran oder deuten unabsichtlich an, dass die Propheten und Heiligen die Kraft von kun fayakun (Sei! und es ist) haben und bitten sie in diesem Glauben um Hilfe. Imam Shah Waliullah Dahlawi schreibt in der Widerlegung dieser Extremisten,
„SHIRK ist die Bestätigung der speziellen Attribute und Eigenschaften Allahs -erhaben ist Er- für diejenigen neben Ihm, wie (z.B.) die freie Verfügung (tasarruf) über die Angelegenheiten des Universums, was nichts anderes bedeutet als kun fayakum… Die Götzendiener (von Mekka) pflegten solche „Allah-nahen“ (mutaqarribin) in wichtigen Angelegenheiten um Hilfe im Sinne von kun fayakun zu Ersuchen, und die Götzendiener pflegten ihre Bildnisse aus Stein, Kupfer, Glas etc. zu schnitzen und machten die Seelen ihrer Toten zum Mittelpunkt ihrer tiefen Aufwartung.“
(Al-Fawz al-Kabir fi-Usul al-Tafsir, p.3-4)
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