BISMILLAHI-R-RAHMANI-R-RAHIM
Frage (Nr. 113901):
Welche Sünde ist größer: Atheismus oder Polytheismus?
Antwort:
Alles Lob gebührt Allāh.
Atheismus bedeutet gemäß der modernen Terminologie die völlige Verleugnung des Schöpfers, das Abstreiten Seiner Existenz und Ihn nicht anzuerkennen, erhaben ist Er und gepriesen. Das Universum und alles darin kam – gemäß ihrer Behauptungen – nur durch Zufall zustande. Das ist eine merkwürdige Ansicht, welche dem gesunden menschlichen Verstand entgegensteht, der Logik und der natürlichen Veranlagung, und sie steht im Widerspruch zur simplen Logik und unbestreitbaren Fakten.
Was den Schirk (den Polytheismus oder die Beigesellung anderer zu Allāh) anbelangt, so beinhaltet dies den Glauben an Allāh, erhaben ist Er und gepriesen, und Seine Anerkennung, doch es beinhaltet auch den Glauben an einen Partner neben Allāh bei Seiner Schöpfung, der erschafft oder Versorgung sichert oder Nutzen bringt oder Schaden abwendet. Dies ist Schirk al-Rubūbiyyah (Allāh Partner in Seiner Herrschaft zuschreiben). Oder es bedeutet den Glauben an einen Partner, dem aus Liebe und Verehrung einige Arten des Gottesdienstes gewidmet werden, wobei sie dieser Person oder dieser Sache so gewidmet werden, wie es nur Allāh gebührt, erhaben ist Er und gepriesen. Dies ist Schirk al-`Ibādah (Allāh andere in der Anbetung beigesellen). Wenn man diese beiden Abweichungen untersucht, wird man erkennen, dass jede einzelne davon Sünde und Übel in sich birgt, woran man sieht, dass sie schlecht sind, und man wird sehen, wie Allāh diese Menschen als dumme Tiere beschreibt (ungefähre Bedeutung):
„Was meinst du (oh Muhammad) wohl zu einem, der sich seine Neigung zu seinem Gott nimmt? Würdest du denn Sachwalter (Wakīl) über ihn sein können? Oder meinst du, dass die meisten von ihnen hören oder begreifen? Sie sind doch nur wie das Vieh. Aber nein! Sie irren noch weiter vom Weg ab (d. h. sie sind sogar schlimmer als das Vieh).“ (25:43-44)
„Wir haben ja schon viele von den Jinn und den Menschen für die Hölle erschaffen. Sie haben Herzen, mit denen sie nicht verstehen; sie haben Augen, mit denen sie nicht sehen; und sie haben Ohren, mit denen sie nicht hören. Jene sind wie das Vieh. Aber nein! Sie irren noch weiter ab. Jene sind (überhaupt) die Unachtsamen.“ (7:179).
Nichtsdestotrotz leugnet der Atheist die Existenz Allāhs, lehnt Seine Gesandten ab und glaubt nicht an den Letzten Tag. Das ist ein schlimmerer Zustand des Kufr und seine Überzeugungen sind tadelnswerter als die desjenigen, der an Allāh glaubt und an das Jenseits, doch er gesellt Ihm etwas aus Seiner Schöpfung bei. Der Erstere ist dickköpfig und arrogant in einem unvorstellbaren Ausmaß, welches vom gesunden Menschenverstand nicht akzeptiert werden kann. Solch eine Person würde jede heilige Grenze überschreiten und jeder Sünde verfallen; ihre Weltsicht ist bis zu einer unermesslichen Stufe entstellt. Dennoch bezweifeln viele der Gelehrten, die die Angelegenheit des Atheismus erörterten, dass er tiefe Wurzeln im Herzen der Atheisten hat, und sie sagten, dass der Atheist seine Überzeugung nur äußerlich zur Schau trägt, tief in seinem Inneren glaubt er an den einen Gott.
Scheikh al-Islam ibn Taymiyah sagte viel darüber, dass diese Gruppe der Atheisten, die die Existenz Gottes leugnen und ablehnen, in einem schlimmeren Zustand des Kufr sind als die Muschrikūn, die Ihm Partner beigesellen. Wir werden einiges dazu anführen:
Er (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte:
„Kufr (Unglaube) bedeutet das Nicht-Glauben an Allāh und Seinen Gesandten, ob er nun die Zurückweisung beinhaltet oder aus Zweifel und Unsicherheit über diese Angelegenheit besteht oder aus Ignoranz insgesamt, sei es aus Neid oder Arroganz oder weil man seinen Gelüsten und Begierden folgt, die vom Folgen der Botschaft abhalten. Wie auch immer, der Kāfir, der insgesamt ablehnt und ungläubig ist, befindet sich in einem Zustand größeren Kufrs, obwohl derjenige, der aus Arroganz ablehnt und ungläubig ist, wobei er daran glaubt, dass die Gesandten die wahrhaftige Botschaft brachten, sich ebenfalls im Zustand des Kufr befindet.“ (Majmū` al-Fatāwa, 17/291)
Er sagte weiterhin:
„Wer das Jenseits verleugnet, aber daran glaubt, dass dieses Universum erschaffen wurde, wird von Allāh als Kāfir beschrieben. Wer es leugnet und sagt, dass dieses Universum seit Ewigkeiten besteht, ist vor Allāh, erhaben ist Er, ein schlimmerer Kāfir.“ (Majmū` al-Fatāwa, 17/291).
Und diejenigen, die die göttlichen Attribute ablehnen, widerlegte er folgendermaßen:
„Das Abstreiten der göttlichen Attribute umfasst die vollständige Leugnung, welche den Punkt erreicht, an dem es heißt: Es gibt nichts, das existieren muss und nicht ohne Existenz sein könnte. Wenn er daran glaubt und sagt: Ich bestätige weder die Existenz noch die Nicht-Existenz, dann lautet die Antwort darauf: Angenommen, du sprichst das aus und in deinem Herzen glaubst du an keins von beiden, sondern du wendest dich davon ab, dass du Allāh kennst und Ihm dienst und Seiner gedenkst, sodass du Seiner nie gedenkst, Ihn nie anbetest, anflehst, deine Hoffnung in Ihn legst oder Ihn fürchtest, dann ist deine Leugnung in diesem Fall schlimmer als die von Iblīs, der Ihn (zumindest) bestätigte.“ (Majmū` al-Fatāwa, 5/356).
Und er (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte:
„Der Arrogante ist derjenige, der Allāh äußerlich nicht bestätigt, wie Pharao. Er ist in einem schlimmeren Zustand des Kufr als sie (womit die muschrik Araber gemeint sind). Iblīs, der zu all dem aufruft und es liebt und der zu arrogant ist, um seinem Herrn zu dienen und Ihm zu gehorchen, ist in einem übleren Zustand des Kufr als sie (die Muschrikūn), auch wenn er sich der Existenz und Macht Allāhs bewusst war, so wie auch Pharao sich der Existenz Allāhs bewusst war.“ (Majmū` al-Fatāwa, 7/633).
Dann sagte er noch:
„Die Meinung der Philosophen – jene, die sagen, dass das Universum ewig ist und dass es abhängig ist von dem, was zwangsläufig existieren muss – entstammt den Köpfen und Herzen derjenigen, die Himmelskörper anbeteten und von ihnen Abbilder auf der Erde erstellten, wie Aristoteles und seine Anhänger. Diese Ansicht ist schlimmer als Kufr und ist mehr irregeleitet als die Ansicht der arabischen Muschrikūn, die glaubten, dass Allāh die Himmel und die Erde sowie alles, was zwischen ihnen liegt, in sechs Tagen durch Seinen Willen und Seine Macht erschuf, doch sie rechneten Ihm fälschlicherweise und ohne Wissen Söhne und Töchter zu (vergl. 6:100) und gesellten Allāh in der Anbetung andere bei, wofür Er keine Ermächtigung erteilt hatte (vergl. 3:151). Ähnlich sind die toleranten Leute, die an keines der Gebote oder Verbote glauben und sich als Entschuldigung für ihre üblen Taten auf den göttlichen Willen und die Bestimmung berufen, schlimmer als die Juden, Christen und arabischen Muschrikūn, denn selbst wenn die Letzteren Kuffār sind, glauben sie immer noch an einige Arten der Ge- und Verbote und an das Versprechen und die Warnung (d. h. das Jenseits), doch sie setzten neben Allāh Partner (falsche Götter), durch die sie eine Religion begründeten, die Allāh nicht befohlen hatte (vgl. 42:21), anders als die toleranten Leute, die alle Gesetze insgesamt ignorieren. Sie sind nur mit dem zufrieden, was ihren Gelüsten und Begierden gefällt, und sie werden auf der Grundlage ihrer Gelüste und Begierden zornig. Sie sind nicht um Allāhs willen zufrieden oder zornig um Allāhs willen und sie lieben oder hassen auch nicht um Allāhs willen. Sie machen nicht das zur Pflicht, was Allāh zur Pflicht machte, und sie verbieten nicht das, was Allāh verbot, außer es gefällt ihren Gelüsten und Begierden, in welchem Fall sie es für diesen Zweck tun und nicht als Akt des Gehorsams ihrem Herrn gegenüber. Daher verurteilen sie nicht das, was an Kufr stattfindet, an üblen Taten und Sünden, solange es nicht ihren Begierden und Gelüsten entgegensteht. Denn in diesem Fall werden sie es verurteilen, angetrieben von ihrer teuflischen Natur und nicht durch die Scharī`ah veranlasst und durch die Liebe zu Allāh. Somit stürzen die Satane sie tiefer in ihre Verirrung und sie halten niemals inne (vgl. 7:202). Die Satane können sich ihnen zeigen und sie ansprechen und ihnen bei einigen ihrer Gelüste und Begierden helfen, wie die Satane es mit den Muschrikūn, die Götzen dienten, zu tun pflegten.“ (Majmū` al-Fatāwa, 8/457-458).
Scheikh ibn Bāz (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) sagte:
„Es ist Schirk, etwas anderem als Allāh vollends zu dienen, das kann Schirk oder Kufr genannt werden. Wer auch immer sich von Allāh gänzlich abwendet und seine Anbetung auf etwas anderes als Allāh richtet, wie z. B. auf Bäume, Felsen, Götzen, die Jinn oder einige der Toten, jene, die sie Auliya’ („Heilige“) nennen, ihnen dienend, sie anbetend oder für sie fastend, und dabei Allāh völlig vergisst – und dies ist die übelste Art des Kufr und Schirk. Wir bitten Allāh darum, uns sicher und gesund zu halten.
Dasselbe gilt für die Leugnung der Existenz Allāhs und der Behauptung, dass es keinen Gott gäbe und das Leben maßgeblich sei, wie die Kommunisten und Atheisten, die die Existenz Allāhs abstreiten. Diese sind die übelsten Ungläubigen der Menschheit, die am schlimmsten Abirrenden, die am meisten im Schirk verwickelt sind und am meisten missgeleitet. Wir bitten Allāh darum, uns sicher und gesund zu halten.“ (Majmū` al-Fatāwa ibn Bāz, 4/32-33).
Er (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte auch:
„Das von den Kommunisten geschlachtete Fleisch ist harām und es ist wie das Fleisch der Zoroastrier und Götzendiener. Tatsächlich ist ihr Fleisch sogar noch mehr harām, denn ihr Grad des Kufr ist durch den Atheismus und die Leugnung des Schöpfers (erhaben ist Er und gepriesen) und Seines Gesandten und weitere Arten des Kufr noch gewaltiger.“ (Majmū` Fatāwa ibn Bāz, 23/30).
Und Allāh weiß es am besten.
Islam Q&A