Istighathah: Das Ersuchen von Hilfe bei anderen als Allah (4. Teil)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

[3] Es muss gesagt werden, dass diejenigen, die istighathah praktizieren, die Macht und Befähigung der Heiligen, an die sie ihre Dua richten, nicht als gleichgestellt mit Allah (in der Macht und Befähigung) betrachten, aber sie glauben, dass ihnen diese gewisse Befähigung von Allah gegeben wurden. Diese Behauptung ist jedoch nicht ausreichend um istighathah zu rechtfertigen, da die Götzendiener von Mekka ihre Götzen auch nie als gleichstellt mit Allah betrachtet haben. Sie glaubten ebenfalls, dass die Macht ihrer Götzen durch Allah verliehen wurde.

Imam Fakhr al-Din al-Razi (gest. 606H) -Allah sei ihm gnädig- schreibt zu dieser Ansicht,
„Wisse, dass es im gesamten Universum niemanden gibt, der Allah einen Partner zuschreibt, der mit Allah auf der gleichen Stufe bezüglich Existenz (wujud), Macht (qudrah), Wissen (‚ilm) oder Weisheit (hikmah) steht. Nicht eine einzige Person wurde bis zum heutigen Tage gefunden [die glaubt das es da jemand auf der gleichen Stufe mit Allah gibt] mit Ausnahme der Zoroastrier …“
(Tafsir al-Kabir, 2:112, from Itmam al-Burhan fi Rad Tawdih al-Bayan, Sarfaraz Khan Safdar)

Imam Shah ‘Abd al-’Aziz Dahlawi (gest. 1239H) -Allah sei ihm gnädig- schrieb:
„Man sollte bedenken, dass es da nicht einige einzige Person im Universum gibt, die irgendjemanden mit Allah gleichsetzt, auf ein Niveau bezüglich Existenz (wujud), Wissen (‚ilm), Macht (qudrah) und Weisheit (hikmah).“
(Tasfir-i-’Azizi, p.162)

Imam Shah Waliullah Dahlawi schreibt in seinem Opus magnum (bedeutendsten Werk) Hujjat Allah al-Balighah, im Kapitel 74 namens Die Erklärung des Zustands, in dem sich die Leute der Jahiliyyah befanden, den der Prophet -Allah segne ihn und schenke ihm Heil- reformierte folgendes:
„Es gehörte zu den übereinstimmenden Grundsätzen unter ihnen [den Leuten im Zeitalter der Unwissenheit], dass sie daran glaubten, dass Allah -gepriesen sei Er- keinen Partner in der Schöpfung der Himmel, der Erde und aller Substanzen in ihnen hatte, und dass er keine Partner beim Lenken der großen Angelegenheiten hatte und das niemand Seinen Befehl ablehnen noch Seinen Beschluss verhindert konnte, sobald Allah eine Entscheidung getroffen hatte. Dies ist belegt durch Seine Worte [im Quran] …

Und wenn du sie fragst: „Wer schuf die Himmel und die Erde?“ – dann werden sie gewiß sagen: „Allah.“ Sprich: „Alles Lob gebührt Allah.“ Jedoch die meisten von ihnen wissen es nicht. (31:25)

… und …

Nein! Vielmehr Ihn werdet ihr anrufen. Dann wird Er das hinwegnehmen, weswegen ihr (Ihn) anruft, wenn Er will, und ihr werdet vergessen, was ihr (Ihm) beigesellt. Wir haben ja schon zu Gemeinschaften vor dir (Gesandte) gesandt und über sie Not und Leid kommen lassen, auf daß sie unterwürfig flehen mögen. (6:41-42)

… und …

Und wenn euch auf dem Meer ein Unheil trifft: entschwunden sind euch (dann auf einmal) jene (Götzen), die ihr (zuvor) an Seiner Statt angerufen habt. Hat Er euch aber ans Land gerettet, dann kehrt ihr euch (wieder von Ihm) ab; denn der Mensch ist undankbar. (17:67)

… [das heißt, dass „diese anderen“ in Zeiten der Krise oder Katastrophe versagten] aber es war eben in ihren Abweichungen der Religion so begründet, dass sie daran festhielten das Persönlichkeiten aus den Reihen der Engel und Geister (Seelen) die Angelegenheiten der Menschen lenken konnten, bloß nicht die großen Angelegenheiten.“

Shah Waliullah schreibt ebenfalls über den Glauben der frühen Götzendiener im Kapitel 37 namens Tawhit:
„[Die zweite Gruppe] sind Götzendiener… Sie sagten ebenfalls, dass diese Wesen [rechtschaffene Diener Allahs] hören, sehen, Fürsprache für ihre Verehrer, ihre Angelegenheiten lenken und ihnen helfen können; und sie schlugen ihre Namen in Stein und machten diese Steine zum Mittelpunkt der Verehrung dieser Wesen.“

Hafiz Ibn Kathir (gest. 774H) -Allah sei ihm gnädig- schreibt:
„Und ja, sie haben Ihm Partner in der Göttlichkeit (ilahiyyah) zur Seite gestellt, so beteten sie andere neben Ihm an trotz ihres Wissens darum, dass diese, die sie anbeten, nicht in der Lage sind irgendeine Sache zu erschaffen, dass sie nichts besitzen und beherrschen können, aber sie glaubten daran, dass sie diese Götzen näher zu Ihm (Allah) bringen können.“
(Tafsir Ibn Kathir, 5:488)

‘Allamah Muhyi al-Din Shaykh Zadah (gest. 951H) -Allah sei ihm gnädig- schrieb:
„Das heißt, dass die Götzen nicht gleichgestellt mit Allah sind, weder in der Realität -was ja offensichtlich ist-, noch im Glauben der Götzendiener; da sie glauben, dass sie [die Götzen] Vermittler sind, welche sie gemäß ihrer Vorstellung näher zu Allah bringen, aber nicht das es ebenbürtige Kontrahenten Allahs sind.“
(Hashiyyah ‘ala al-Baydawi, 1:383)

Gemäß den islamischen Gelehrten, haben die Götzendiener von Mekka nicht daran geglaubt das ihre Götzen Götter waren, sondern sie wendeten sich ihnen lediglich zu, als wären sie welche.

Imam al-Mutakallimin ‘Allamah Sayyid Sharif Jurjani al-Hanafi (gest. 816H) -Allah sei ihm gnädig- schrieb:
Wisse, dass es hinsichtlich dieser Tatsache keine andere Sichtweise gibt, außer im Falle der sanawiyyah (der zoroastrischen Dualisten), aber nicht bezüglich der wasniyyah (Götzenanbeter). Wahrlich, sie [die Götzendiener] glauben nicht das es da zwei unbedingt existierende Götter gibt, ebenso schrieben sie den Götzen keine göttlichen Attribute (ilahiyyah) zu, obwohl sie sie ‚aalihah (Götter) nannten, sondern nahmen sie als Denkmäler für die Propheten, Frommen, Engel oder Himmelkörper und widmeten ihnen ihnen eine Weise des Gottesdienstes und nutzten sie als Mittel um den Einen zu erreichen, den eigentlich göttlichen [Allah].
(Sharh al-Mawaqif, p.580)

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