BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM
Folgendes sind Auszüge aus einem Artikel namens DREI ḤADĪṮE AUS „TARIKAT-I ALIYYE DE RABITA-I CELIYYE“ vom Bruder Neil Bin Radhan.
Dies sind drei Ḥadīṯe aus dem Buch TARIKAT-I ALIYYE DE RABITA-I CELIYYE von Ahmet Mahmut Ünlü, besser bekannt unter der Bezeichnung Cübbeli Hoca, einem „Vekil“ des Naqšbandī Scheichs Mahmud Efendi.
Einige Geschwister haben mich darum gebeten, ein paar Ḥadīṯe aus dem genannten Buch auf ihre Authentizität zu prüfen, da diese vom Autor als Beweis dafür verwendet werden, um die Gelehrtenverehrung seitens der Anhänger zu rechtfertigen. Der Artikel beschränkt sich genau auf drei Ḥadīṯe. Schnell wird einem klar, dass der Autor entweder von der Ḥadīṯ-Wissenschaft und den Bedingungen für die Authentizität von Ḥadīṯen überhaupt keine Ahnung hat oder sich bewusst nicht darum kümmert. In beiden Fällen ist es fatal, seine Schriften zu lesen, da in diesem Buch dem Gesandten Aḷḷāhs Worte in den Mund gelegt werden, die er niemals ausgesprochen hat. Warum es reicht drei Ḥadīṯe aufzulisten? Ganz einfach: Einer ist mauḍūʽ (Nr. 2), der andere muʽḍal (eine Art der ḍaʽīf-Ḥadīṯe, Nr. 1) und ein weiterer ist „nur“ ḍaʽīf (Nr. 3). Bei den Nummern 1 und 2 ist der Autor absolut nicht zu entschuldigen. Ein Blick auf den ʾIsnād verrät jedem Menschen, der die Ḥadīṯ-Wissenschaft auch nur gerochen hat, dass diese Überlieferungen nicht authentisch sind. Jeder Muslim, ganz zu schweigen von einem Gelehrten oder Sektenführer, muss sich von der Authentizität jedes Ḥadīṯes vergewissern, den er dem Gesandten Aḷḷāhs -sall´Allahu alayhi wa sallam- zuschreiben will.
Der Gesandte Aḷḷāhs -sall´Allahu alayhi wa sallam- sagte:
„Wer über mich absichtlich lügt, soll seinen Platz im Feuer einnehmen!“
Buḫārī 104, Muslim 4. Dieser Ḥadīṯ ist laut einer Gruppen von Gelehrten sogar mutawātir, siehe Fatḥ Al-Bārī 1/177 und Aḍ-Ḍaʽīfah 4/282
Es gibt keine Entschuldigung, sich nicht vorher zu informieren, schon gar nicht für jemanden, der ein Buch schreibt.
Die analysierten Hadithe
1. Hadith
„In meiner ʾUmmah wird es einen Mann geben, der Ṣilah Ibn ʾUšaym heißt. Durch seine Fürsprache (Šafāʽah) werden so und so viele Menschen ins Paradies eingehen!“
Dieser Ḥadīṯ wird erwähnt in, Tārīḫ Al-ʾIslām 2/87, Al-Maʽrifah wat-Tārīḫ 2/54, Dalāʾil An-Nubuwwah von Al-Bayhaqī 2665, Az-Zuhd von Ibn Mubārik 851, Kanz Al-ʽUmmāl 34589. Er befindet sich ebenfalls in Siyar ʾAʽlām An-Nubalāʾ 3/497, Aṭ-Ṭabaqāt Al-Kubrā von Ibn Saʽd 7/134, Al-ʾIṣābah fī Maʽrifatiṣ-Ṣaḥābah 2/50, ʾUsd Al-Ġābah2/25, allerdings ohne den Teil „Ibn ʾUšaym“.
Alle ʾIsnāds gehen auf den Überlieferer namens ʽAbdur-Raḥmān Ibn Yazīd Ibn Ǧābir zurück, einem Überlieferer der großen ʾAtbāʽ At-Tābiʽīn. Er ist aus der siebten Überlieferergeneration gemäß der Einteilung Ibn Ḥaǧārs. Deshalb sagte ʾAlbānī in Aḍ-Ḍaʽīfah 5497: „Dieser Ḥadīṯ ist ḍaʽīf. […] Der ʾIsnād ist ḍaʽīf und muʽḍal.“
Aḏ-Ḏahabī sagte in Siyar ʾAʽlām An-Nubalāʾ 3/497 ebenfalls: „Dieser Ḥadīṯ ist muʽḍal.“ Muʽḍal bedeutet, dass im ʾIsnād mindestens zwei Personen hintereinander fehlen und somit ausgelassen sind. Die fehlenden Personen in diesem Fall sind mindestens ein Tābiʽī und ein Ṣaḥābī und somit ist der ʾIsnād unauthentisch.
2. Hadith
„Wenn ihr in Dingen im Zweifel seid, dann ersucht Hilfe bei den Grabesbewohnern.“
Diese Aussage befindet sich in „Šarḥ Musnad ʾImām ʼAbī Ḥanīfah“ 1/227. Der Ḥadīṯ ist vollkommen ohne ʾIsnād! Bemerkung: Dieser Hadith ist nicht in „Musnad ʼAbū Ḥanīfah“, sondern in der dazugehörigen Erläuterung. Des Weiteren ist dieser Musnad nicht ein Werk ʼAbū Ḥanīfahs, sondern ein Werk von ʼAbū Nuʽaym Al-ʾAṣbahānī. Er hat in diesem Werk Überlieferungen aufgenommen, in denen ʼAbū Ḥanīfah im ʾIsnād vorkommt, obgleich er ein Überlieferer ist oder eine Aussage auf ihn zurückgeführt wird.
Der erwähnte Ḥadīṯ ist absolut erlogen (mauḍūʽ) und ruft die Menschen zum Gegenteil vom Tauḥīd auf, Gott bewahre!
3. Hadith
„Fünf Dinge gehören zu den Gottesdiensten: Wenig essen ist ein Gottesdienst, in der Moschee zu sitzen ist ein Gottesdienst, in den Muṣḥaf zu schauen ohne dabei zu lesen ist ein Gottesdienst, in das Gesicht des Gelehrten zu schauen ist ein Gottesdienst.“ (Der Überlieferer sagte): „Ich denke, er hat auch gesagt: ‚In das Gesicht der Eltern zu schauen ist (auch) ein Gottesdienst.‘“
Quellen: „Faḍl Al-ʽIlm“ von ʽAfīf Ad-Dīn ʼAbū Al-Maʽālī 1/115. As-Suyūṭī nannte in einer ähnlichen Version, die auch das Schauen in das Gesicht des Gelehrten beinhaltet, als weitere Quellen: Musnad Al-Firdaus von Ad-Daylamī, Sunan Ad-Dāraquṭnī und Sunan An-Nasāʼī“, wobei ich den Ḥadīṯ in den beiden letzten Quellen nicht finden konnte.
Der ʾIsnād dieses Ḥadīṯes (Bezieht sich auf die erste Quelle) ist sehr schwach (ḍaʽīf ǧiddan), weil sich im ʾIsnād zwei Personen befinden, die als matrūk eingestuft worden sind. Man hat ihnen also das Lügen zum Vorwurf gemacht. Dieser ʾIsnād ist so schwach, dass er sich nicht durch andere Isnads stärken lassen würde. Siehe As-Silsilah Aḍ-Ḍaʽīfah 1710.
Alles Lob gebührt Aḷḷāh, dass Er jeden Mubtadiʽ aufkommen lässt. Dies, liebe Leser, ist nur ein Ausschnitt aus einem Werk, das voller Širk und Kufr ist. Möge Aḷḷāh uns als Leute der ʾAhl As-Sunnah wal-Ǧamāʽah sterben lassen.
Geschrieben von Neil Bin Radhan, 28.01.1430/24.01.2009.
(Quelle: http://www.durus.de/texte/sufismus/index.php)