Die Zunge (3. Teil)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Üble Nachrede (arab. ghiba)

Definition
Üble Nachrede (arab. ghiba) ist, wenn man etwas über jemanden in dessen Abwesenheit sagt, was er nicht mag, dass man es sagt, selbst wenn es stimmen sollte:

حَدَّثَنَا يَحْيَى بْنُ أَيُّوبَ وَقُتَيْبَةُ وَابْنُ حُجْرٍ قَالُوا حَدَّثَنَا إِسْمَعِيلُ عَنْ الْعَلَاءِ عَنْ أَبِيهِ عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ أَتَدْرُونَ مَا الْغِيبَةُ قَالُوا اللَّهُ وَرَسُولُهُ أَعْلَمُ قَالَ ذِكْرُكَ أَخَاكَ بِمَا يَكْرَهُ قِيلَ أَفَرَأَيْتَ إِنْ كَانَ فِي أَخِي مَا أَقُولُ قَالَ إِنْ كَانَ فِيهِ مَا تَقُولُ فَقَدْ اغْتَبْتَهُ وَإِنْ لَمْ يَكُنْ فِيهِ فَقَدْ بَهَتَّهُ

Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) fragte: „Wisst ihr, was üble Nachrede (arab. ghiba) ist?“, da sagten sie: „Allah und Sein Gesandter wissen es am besten“, da sagte er: „Wenn du über deinen Bruder etwas erwähnst, was ihm verhasst ist“, worauf sie fragten: „Und wenn es stimmt, was ich über meinen Bruder sage, o Gesandter Allahs?“ Da sagte er: „Wenn es stimmt, was du über deinen Bruder sagst, dann hast du ihm übel nachgeredet, und wenn es nicht stimmt, dann hast du ihn verleumdet (arab. bahattah)“.

(Muslim 2589)
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Die Zunge (2. Teil)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Streitbare Diskussionen

عَنْ عَائِشَةَ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهَا: عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: إِنَّ أَبْغَضَ الرِّجَالِ إِلَى اللَّهِ الْأَلَدُّ الْخَصِمُ
Aischa, Allahs Wohlgefallen auf ihr, berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: „Diejenigen Männer, die am meisten von Allah gehasst werden, sind die, die zank- und streitsüchtig sind.“
(Buchari)

Qurtubi sagt im „Mufhim“ zur Erläuterung dieses Hadithes:
„…Diese Person, die von Allah gehasst wird, ist jemand, der die Wahrheit abstreiten und die Tatsachen in ein falsches Licht rücken will…“.
(aus Asqalani)
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Die Zunge (1. Teil)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Was man mit der Zunge anrichten kann und wie man richtig damit umgeht

عَنْ سَهْلِ بْنِ سَعْدٍ: عَنْ رَسُولِ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: مَنْ يَضْمَنْ لِي مَا بَيْنَ لَحْيَيْهِ وَمَا بَيْنَ رِجْلَيْهِ أَضْمَنْ لَهُ الْجَنَّةَ
Sahl Ibn Sa’d berichtete, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Wer mir für das garantiert, was sich zwischen seinen beiden Kiefern und seinen beiden Beinen befindet, dem garantiere ich das Paradies“.

(Buchari 6474)

Was sich zwischen den beiden Kiefern befindet, ist die Zunge und was sich zwischen den beiden Beinen befindet, sind die Geschlechtsteile und die Garantie des Menschen bezieht sich auf den legalen Gebrauch dieser Körperteile.
Das Üble, was man mit seiner Zunge anrichten kann, ist vielfältig. Und zumeist fühlt man innerlich Genugtuung, während man diese Sünden begeht.
In diesem Unterkapitel soll zunächst die Vorzüglichkeit des Schweigens – unter der Bedingung, dass es nicht Pflicht oder vorzüglich ist, in der Betreffenden Situation zu reden – angeführt werden. Danach sollen die verschiedenen Arten von Sünden behandelt werden, die ein Mensch mit seiner Zunge vollbringen kann.
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Konkrete Wege, wie man seine eigenen Schwächen herausfinden kann

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Wenn Allah einen liebt, dann zeigt Er einem seine Fehler auf. Denn dann hat man die Gelegenheit, sich zu verbessern, bevor man in einem solchen schlechten Zustand zu Allah zurückkehren muss.
Die frühen Muslime waren denjenigen, die ihnen ihre Fehler aufzeigten, dankbar und liebten sie.
Ibn Qudama:
Umar (r.) hat gesagt: „Möge Allah einem (wörtl. dem Mann) barmherzig sein, der uns unsere Schwächen bzw. Fehler aufzeigt“.
Und heute ist es meistens so, dass die Leute, die einen kritisieren, einem am meisten verhasst sind. Dies ist aber eine Folge von mangelnder Demut…
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Der Sollzustand des Herzens gegenüber dem irdischen Leben

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Das Herz soll nicht an irgendetwas vom irdischen Leben hängen. Wenn dann schließlich der Tod kommt, und man diese Welt verlässt, bedeutet dies, dass man keiner irdischen Sache nachtrauert, weil man sie nun verlassen muss.
Anders ausgedrückt: Man möchte nur deswegen im irdischen Leben länger bleiben, um mehr gute Taten zu tun. Ansonsten hängt man in keiner Weise am irdischen Leben.
Wenn man mit solch einem Herzen zu Allah zurückkehrt, kann man mit Recht sagen, dass man mit heilem Herzen zurückkehrt und mit einer beruhigten Seele:

O du ruhige Seele! [89:27]
Kehre zurück zu deinem Herrn wohlzufrieden und mit (Allahs) Wohlwollen. [89:28]

an dem Tage, da weder Besitz noch Söhne (etwas) nützen, [26:88]
sondern nur der (gerettet werden wird), der mit reinem Herzen zu Allah kommt. [26:89]


Quelle: تزكية – Tazkija / Charakterreinigung – Wie man ein guter Mensch wird
Diese Buch basiert zumeist auf dem klassischen Werk Mukhtasar Minhādsch al-Qāsidīn von Ibn Qudama al-Maqdisi (651-689 n. H.).
Dieses ist eine Kurzfassung des Werkes Minhādsch al-Qāsidīn (Der Weg der Strebenden) von Ibn al-Dschauzi (510-594 n. H.), welches widerum eine Redigierung des Werks إحياء علوم الدين / Ihja’ Ulum ad-Din (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) von Abu Hamid al-Ghazali (450-505 n. H.) ist.

Wie man sein Ego trainiert, seinen Charakter reinigt und die Krankheiten des Herzens kuriert

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Ibn Qudama:

„Wisse, dass ein guter Charakter zu den Eigenschaften der Propheten und der Wahrhaftigen (arab. siddiqūn) gehört, und dass schlechte Charakterzüge tödliche Gifte sind, die denjenigen, der diese hat, in den Bereich der Verhaltensweisen des Teufels und ihn um eine ewige ehrenwerte Stellung (d. h. die ehrenwerte Stellung im Jenseits) bringt.
Deswegen musst du zunächst die Ursachen dieser schlechten Charakterzüge kennenlernen und daraufhin energisch an der Heilung dieser charakterlichen Krankheiten arbeiten.“

Was ist der „Charakter“?
Der Mensch besteht aus Körper und Seele. Die Seele, die man mit dem inneren Auge erfassen kann, ist bedeutender als der Körper und das äußerliche Aussehen. Allah, der Erhabene, sagt:

…Gewiss, Ich werde einen Menschen aus Lehm erschaffen. [38:71]
Wenn Ich ihn dann vollendet habe und in ihn von Meinem Geist eingehaucht habe… [38:72]
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