Teil 1: Imam al-Ghazali – Die 23 Pflichten gegen den Muslim

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Imam Ghazali -rahimahullah- hat sich sehr ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt, speziell was die Pflichten der Muslime untereinander angeht und hat in seinem Werk Kimiya-i-Saadat (Elixier der Glückseligkeit) die Pflichten des Muslims gegen seine Mitmenschen auf den Punkt gebracht.

Imam Ghazali sagt in diesem Buch:
Wisse: Der Mensch kann entweder allein oder mit Anderen zusammen leben. Kann er den Umgang mit andern Wesen seiner Art nicht entbehren, so muß er notwendig die Zucht und Sitte dieses Umgangs lernen. Denn für jede Art des Verkehrs mit den Menschen gibt es besondere Gesetze der Zucht und Sitte, die durch das Maß der Rechte, die der eine gegenüber dem andern hat, bestimmt werden, dies Maß aber richtet sich nach der Nähe der Beziehung , die den einen mit dem andern verbindet.
Diese Beziehung kann sein entweder die der Verwandtschaft, das ist die speziellste, oder die der Bruderschaft im Islââm, das ist die allgemeinste, oder die Reise- und Schulkameradschaft oder die Freundschaft und Bruderschaft.

In der folgenden 6teiligen Serie geht Imam Ghazali auf die verschiedenen Arten des Umgangs und somit auf die verschiedenen Pflichten diesbezüglich ein.
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Ibn Taymiyya: Gerechtigkeit (Adalat) und Ungerechtigkeit (Dhulm)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM


Als erstes möchte ich euch ein Kapitel aus dem Buch Al-amr bi’l ma’ruf wa n-nahy ‚an al-munkar von Imam ibn Taymiyya -rahimahullah- bereitstellen.
Es lautet:


Gerechtigkeit (Adalat) und Ungerechtigkeit (Dhulm)

Die Tätigkeiten der Menschen auf der Erde bleiben mit Gerechtigkeit, auch wenn diese mit Sünden einhergehen, eher korrekt, als mit Ungerechtigkeit, auch wenn diese von Sünden frei sind. Aus diesem Grund sagt man:
„Allah lässt den gerechten Staat, auch wenn er ungläubig ist, überleben, aber den ungerechten Staat, auch wenn er gläubig ist, nicht überleben.“
Und genauso sagt man:
„Die Erde bleibt mit Gerechtigkeit und Kufr (Unglaube) bestehen, aber bleibt nicht bestehen mit Ungerechtigkeit und Islam.“

Rasulullah (s) hat gesagt:
„Es gibt keine Sünde, die noch schneller bestraft wird als Auflehnung (Rebellion, Ungerechtigkeit) und den Kontakt zu den Verwandten abzubrechen.“
(Ibn Maja, Zuhd 23; Abu Dawud, Adab 43)

Der Ungerechte wird, auch wenn ihm im Jenseits vergeben wird, auf der Erde bestraft. Denn die Gerechtigkeit ist die Grundlage von allem. Irdische Taten, die mit Gerechtigkeit ausgeführt werden, sind beständig, auch wenn denjenigen, der sie tut, im Jenseits kein Gewinn erwartet, wenn sie aber ohne Gerechtigkeit ausgeführt werden, sind sie unbeständig, auch wenn derjenige, der sie tut soviel Iman besitzt, dass er für ihn im Jenseits ausreichend sein wird. Der Trieb gegen andere Menschen ungerecht zu sein, indem nach Überlegenheit gestrebt wird, missgönnt und Rechte anderer missbraucht werden, ist in der Natur des Menschen gegeben. Außerdem besitzt er den Trieb, niedere Neigungen, wie Zina oder das Essen von religiös abscheulich gesehenen Sachen, auszuführen und somit ungerecht zu sich selber zu sein. Somit kann er zu einem, der zu sich selber nicht ungerecht ist, zum machen, und kann einen anderen, der selber nicht seinen niederen Neigungen nachgibt, zu diesen verführen. Denn wenn er sieht, dass die anderen ungerecht sind und ihre Gelüste in die Tat umsetzen, wird bei ihm die Lust, und mit dieser der Drang zur Ungerechtigkeit (Dhulm), in gewaltiger Weisezunehmen.
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Kurze Einleitung für die Kategorie „Tasawwuf / Sufismus“

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Ich habe lange überlegt, ob ich mich tatsächlich auf unserer Homepage mit dieser Thematik auseinandersetzen soll. Es ist kein leichtes Thema und die Fitna ist groß. Man kann durchaus behaupten, dass in der öffentlichen Wahrnehmung sehr viel polemisiert und polarisiert wird und auf beiden Seiten ein gewisser Fanatismus vorherrscht. Ich erlaube mir sogar die These, dass es in dieser Auseinandersetzung zwischen den sogenannten Sufis und Salafis nicht ausschließlich um den Tasawwuf/Sufismus geht, sondern auch um die Fortführung eines historischen Dissenz, dem bei genauer Betrachtung scheinbar nicht nur religiöse `Ismen zugrundeliegen. Die Position eines neutralen Betrachters einzunehmen fällt nicht leicht, da man die Richtschnur seines eigenen geraden Weges nicht versetzen möchte. Jedoch sollte man auch nicht zu vorsichtig an diese Materie herangehen, da sich einem ansonsten einige wichtige Fragmente der Wahrnehmung entziehen.

Ich muß jedoch auch ehrlich sein und zugeben, dass ich, aus Sorge um mein seelisches Heilwohl, nicht gänzlich über den Dingen stehen kann, da mache Handlungen und Lehren der heutigen Sufis dermaßen befremdlich wirken, dass man sich schwer beherrschen muß um sich nicht darüber zu belustigen. Allerdings meine ich, mir einen relativ guten Überblick verschafft zu haben…ausreichend zumindest, um mir selber gerecht geworden zu sein. Ich werde mich in dieser Rubrik -inscha´Allah- mit dem Thema Tasawwuf befassen. Ich bin kein wahrer Talibul-Ilim (Schüler des Wissens) oder gar ein Alim (Wissender), dementsprechend kann ich hier also nur persönliche Eindrücke und Ansichten schildern und den Versuch wagen, authentisches Wissen von wahren Gelehrten über diese Thematik zu erlangen. Ich bitte ausdrücklich darum die hiesigen Artikel und Ansichten kritisch zu betrachten.

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Kurze Einleitung zur Kategorie „Das Lieben und das Hassen für Allah“

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Wir möchten uns in dieser Kategorie mit einem sehr wichtigen und häufig falsch verstandenen Thema befassen.

الولاء و البراء
Al-Wala wa al-Bara
Das Lieben und das Hassen für ALLAH
Für praktizierende Muslime ist dieses Prinzip bekannt und sollte fester und regelnder Bestandteil des Umganges mit seinen Mitmenschen sein. Für Nichtmuslime jedoch scheint dieses Prinzip eher befremdlich zu sein. Gerade im Bezug auf den Hass bekommt man von ihnen häufig Reaktionen der Verwunderung bis hin zu purem Entsetzen. Dabei ist dieses Prinzip der Liebe und des Hasses schon immer ein fester Bestandteil der abrahamitischen Religion gewesen. Aspekte dieses Prinzipes finden wir sogar heute noch in den Büchern der Juden und Christen. Gerade bei den Christen der heutigen Zeit scheint das Wort Hass im religiösen Zusammenhang ein Unding zu sein. “Jesus ist Liebe” kann man sehr oft vernehmen und “Liebe deinen Nächsten” scheint das einzige Prinzip des Christentums zu sein. Aber das ist falsch. Sogar heute noch finden wir in der Bibel worte des Hasses. den hass der menschen…ein verabscheuen für Gott und auch einen hassenden Gott.

Allah-swt- hasst hier die Greueltaten der Götzendiener:

Du sollst nicht also dem HERRN, deinem Gott, tun; denn sie haben ihren Göttern getan alles, was dem HERRN ein Greuel ist und was er hasst, denn sie haben auch ihre Söhne und Töchter mit Feuer verbrannt ihren Göttern. (5. Mose 12,31)

Hier der Befehl zum Hassen für den Gläubigen:

Der HERR prüft den Gerechten; seine Seele hasst den Gottlosen und die gerne freveln. (Psalmen 11,5)

Ein Ungeduldiger handelt töricht; aber ein Bedächtiger hasst es. (Sprüche 14,17)

Und Jesus -as- soll laut Bibel folgendes gesagt haben:

So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein. (Lukas 14,26)

Das muss ausreichen als Beweis für die Existenz des Prinzipes Hass in der Bibel.

Den Ursprung dieses Prinzipes im Quran finden wir in der 5. Sure (al-Ma´ida) Aya 51:

Oh ihr, die ihr glaubt! Nehmt euch die Juden und die Christen nicht als Wali. Die einen von ihnen sind Wali der anderen. Und wer von euch sie als Wali nimmt, der gehört doch zu ihnen. Gewiß, ALLAH leitet die unrechtbegehende Gemeinschaft nicht recht.

Aber eines müssen wir hier deutlich erwähnen:
Wenn wir Muslime vom religiösen Prinzip der Liebe und des Hasses für ALLAH -swt- reden, dann ist damit nicht die gewöhnliche Liebe und der gewöhnliche Hass gemeint. Dieses sind aussschließlich Emotionen die unseren Neigungen entspringen und nicht bewußt erzeugt werden. Es sind Emotionen die den Verstand beeinträchtigen und uns ins Verderben stürzen können wenn wir ihnen freien Lauf lassen.

Die Liebe und der Hass für ALLAH-swt- jedoch sind Taten die dem Verstand entspringen und einen Nutzen haben für den Muslim, im diesseitigen Leben und für das jenseitige Leben -inscha´Allah-.

Zudem muss man den Ursprung und die wahre Wortbedeutung in Betracht ziehen um das Prinzip zu verstehen. Denn wortwörtlich übersetzt bedeutet al-wala ungefähr das gleiche wie Loyalität, Ergebenheit, Treue, Freundschaft, Unterstützung, Allianz oder (Schutz-)Bündnis und al-bara ist eben die Ablehnung von al-wala und bedeutet wortwörtlich ungefähr Verleugnung, Meidung, Lossagung, Freisprechung, Befreiung oder Fernbleiben.
Die Gelehrten des Islam haben unter Einbeziehung der Sunnah und der Kategorien des Fiqh ein Prinzip aus diesen beiden Begriffen erarbeitet, welches heute im übertragenden Sinne als Die Liebe und der Hass für Allah-swt- zu bezeichnen ist.

Weil dieses Prinzip derart wichtig ist, haben sich auch viele Gelehrte damit befasst und es ist nicht ausgeblieben, dass es auch in dieser Hinsicht unter den ihnen Unterschiede in der Meinung und der Auslegung gab. Zum einen hatte natürlich die Epoche eines Gelehrten einen großen Einfluß auf sein Urteil, wie auch das Umfeld in dem sich ein Gelehrter befand. Leider muß man heutzutage beobachten, dass viele (gerade jüngere) praktizierende Muslime sich häufig an die rigideren und härteren Urteile halten und somit eine starke Neigung zum Hass entwickeln. Vielleicht eine Art Trotz-Mentalität, als Resultat auf die steigenden Angriffe auf den Islam, den Propheten-sas- und die islamische Welt, die um sich greift und Tugenden wie die Liebe und Barmherzigkeit als völlig nebensächlich zu betrachten scheint. Ich möchte in dieser Kategorie, nach und nach, verschiedene Sichtweisen auf das Prinzip der Liebe und des Hasses für ALLAH-swt- ermöglichen und werde dazu -inscha´Allah- die Aussagen und Schriften einiger großer islamischer denker und gelehrter dazu bemühen.

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Kurze Einleitung zur Kategorie „Was dem Muslim schadet“

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Aus der Kategorie Die Wesensanalyse des Menschen können wir mit Belegen aus dem Qur´an und der Sunnah entnehmen wie man eine Analyse des menschlichen Wesens vornimmt. Hat man dieses Wissen/Stadium erreicht, dann lohnt es sich weiter ins Detail zu gehen.
Was genau hat Einfluss auf die Charaktereigenschaften und in welcher Form kann man agieren um eine Verbesserung zu erreichen?
Die Artikel in dieser Kategorie sollen behilflich sein in dieser Entwicklung. Aber vor allem ist es uns ein großes Anliegen diese Artikel gerade den jüngeren Geschwistern ans Herz zu legen; denn leider mußten wir die Erfahrung machen, dass (gerade in der heutigen Zeit) die jüngeren Geschwister sehr motiviert sind und sich sehr viel Wissen aneignen, aber dabei die Sunnah bezüglich der Charaktereigenschaften sträflich vernachlässigen.
Es gehört schon eine gesunde Portion Reife und Demut dazu, sich selber (ernsthaft) zu erkennen und zu läutern um nicht nur ein wissender, sondern vor allem ein guter Muslim zu werden.

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Kurze Einleitung zur Kategorie „Die Wesensanalyse des Menschen“

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Wir alle, ob jung oder alt, haben ein individuelles Wesen. Teil dieses Wesens sind unsere Persönlichkeit und unser Charakter. Der Gesandte Allahs -Allahs Frieden und segen auf ihm- hatte die beste Persönlichkeit und den edelsten Charakter. Und auch wenn wir diese Perfektion niemals erreichen können, so müssen wir doch unser Bestes geben, um diesen edlen Eigenschaften unseres Propheten -Allahs Frieden und Segen auf ihm- zumindest nahe zu kommen. Damit man dieses Wesen verbessern kann, muß man es erstmal (er-)kennen und es analysieren.

Das Ziel des Menschen in diesem irdischen Leben ist es, die Prüfungen Allahs zu bestehen und als Mu’min sein Leben zu beschließen, um ins Paradies zu kommen. Wir werden jedoch in diesem Kapitel sehen, wie die Stärke des Iman mit den Handlungen des Menschen zusammenhängt.
Um sich und seinen Iman vor negativen Einflüssen zu schützen, soll nach dieser Analyse der Mechanismen von eigenen Handlungen und Verinnerlichung der Wahrheit im Herzen die Möglichkeit gegeben werden, Eigenschaften zu unterbinden die negativen Einfluss auf das Herz haben.
( تزكية – Tazkija / Samir Mourad )

In dieser Kategorie möchten wir die Texte von Gelehrten, Lehrern und Predigern bemühen, um die islamische Sichtweise auf das menschliche Wesen zu veranschaulichen.

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Kurze Einleitung zur Kategorie „Die Pflichten des Muslims“

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Ein Muslim, ein gottergebener Mensch, hat vielerlei Pflichten. die bekanntesten Pflichten sind sicherlich die 5 Säulen des Islams:

  1. das islamische Glaubensbekenntnis / asch-schahada
  2. die fünf täglichen Gebete zu ihrer festgesetzten Zeit / as-salah
  3. die Abgabe der Almosensteuer / az-zakah
  4. das Fasten im heiligen Monat Ramadan / as-saum ramadan
  5. die Verrichtung der Pilgerfahrt nach Mekka / al-hajj

Allerdings ist das nicht alles. Dem Muslim wurden darüber hinaus weitere Pflichten auferlegt. Eine sehr wichtige Pflicht ist z.B. das Erlangen von Wissen über die Pflichten im Islam.
Diese Kategorie soll sich dieser Pflicht widmen und aus Werken von Gelehrten, Lehrern und Predigern Texte zur Verfügung stellen, die sich mit den Pflichten des Muslims befassen.

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Kurze Einleitung zur Kategorie „Al-Adala / Die Gerechtigkeit“

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Al-Adala – Die Gerechtigkeit

Adala führt zum Islam, Adala resultiert aus dem Islam. Adala ist eine vollkommene Eigenschaft unseres Herrn, Al-Adl -subhanahu wa ta´ala-. Niemand ist gerechter als Allah -subhanahu wa ta´ala- und jeder Mensch, ob Muslim oder nicht, kommt in den Genuss Seiner Allgerechtigkeit. In Form von jeglicher Versorgung und Erhaltung behandelt Allah -subhanahu wa ta´ala- seine gesamte Schöpfung vollkommen gerecht. Die größte Gerechtigkeit, die ein Mensch bewerkstelligen kann, ist La ilaha illa´llah, nämlich die alleinige Anbetung dieses einen Schöpfers, Versorgers und Erhalters -subhanahu wa ta´ala-, die höchste Form der Dankbarkeit. Allein diese höchste Form der menschlichen Gerechtigkeit lässt den Menschen Anteil am Paradiesgarten haben.

Aber Adala geht weiter. Adala existiert auch außerhalb des Islams. Genauso wie der Akhlaq, ist die Gerechtigkeit nicht an den Iman gebunden. Bei uns Menschen resultiert beides aus dem Charakter. Deswegen müssen wir uns erziehen und einen guten Charakter formen, damit wir der Gerechtigkeit gegen unseren Schöpfer auch die Gerechtigkeit gegen seine Schöpfung folgen lassen können.
Mit Gerechtigkeit können wir unsere Taten aufwerten. Imam ibn Taymiyya -rahimahullah- sagt sogar:

Die Tätigkeiten der Menschen auf der Erde bleiben mit Gerechtigkeit, auch wenn diese mit Sünden einhergehen, eher korrekt, als mit Ungerechtigkeit, auch wenn diese von Sünden frei sind.

Und er sagt auch:

…die Gerechtigkeit ist die Grundlage von allem.

Seid nicht nur gläubige Muslime, sondern auch gerechte Muslime. Ich möchte diese Rubrik nutzen, um Texte von Gelehrten zu diesem Thema bereitzustellen.

Mögen wir alle einen Nutzen daraus ziehen.

Amin