Regeln und gute Verhaltensweisen beim Îd (islâmischen Fest)

BISMILLAHI-R-RAHMANI-R-RAHIM

Das islâmische Îd ist durch die Barmherzigkeit und Gnade Allâhs des Allmächtigen ein Beispiel für Freude und eine großartige Gelegenheit zur Seelenläuterung, einmütiger Ansicht und erfrischende Verjüngung des Lebens an sich. Dies muss nun jedoch nicht automatisch Nachlässigkeit gegenüber Verpflichtungen und Zügellosigkeit bei Verhaltensweisen und guten Umgangsformen bedeuten; ganz im Gegenteil ist es am Îd notwendig, entschieden an den von der Scharî´a festgelegten Kriterien für diesen Tag sowie an den guten Umgangsformen, die an ihm eingehalten werden müssen, festzuhalten.

Es gibt hinsichtlich des Îd eine Reihe von Regeln, Sunna-Handlungen und guten Umgangsformen, die ein Muslim beachten und an denen er festhalten sollte, die zum Einen alle vom Zweck und Ziel herrühren, auf Grund dessen das Îd im Islâm vorgeschrieben wurde, und zum Anderen zu jeder Zeit und an jedem Ort innerhalb der Grenzen der Anbetung Allâhs des Herrn der Welten liegen.

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Fatwa bezügl. Versammlungen zur Verteidigung des Ehre des Gesandten Allahs -Allah segne ihn und schenke ihm Heil-

Bezüglich der Vorkommnisse in Solingen und Bonn möchte ich gern eine aktuelle und explizit auf diese Situation bezogene Fatwa aufzeigen, die vom Mufti der Jamaa’ah al-Islaamiyyah in Ägypten stammt, nämlich von Sheikh ‚Abd al-Akhir. Dieser Sheikh ist nicht nur ein studierter und anerkannter Alim, sondern hat auch eine gewisse Zeit seines Lebens in Deutschland (Bonn) verbracht und kennt somit die Umstände in diesen Ländern. >>Hier ist seine Vita auf Facebook zu lesen<<. Diese Tatsache ist von äusserster Wichtigkeit, denn die Fatawa, auf die unsere Jugend heutzutage zugreift, sind zumeist viele Jahre (teils Jahrzehnte) alt und sind sehr allgemein und meistens auch für die arabischen Länder erstellt worden.

Zeit, Ort und Umstand ändern die Rahmenbedingungen für eine explizite Fatwa, weswegen wir bemüht sein sollten, zeitgenössische Gelehrte mit den jeweiligen Fachkenntnissen zu befragen und nicht vorgefertigte YouTube-Videos heranzuziehen um gar damit andere Geschwister als irregegangen zu betiteln.

 

BISMILLAHI-R-RAHMANI-R-RAHIM

Ein Bruder fragte Shaykh ‚Abd al-Akhir:

Einige Kuffaar in Deutschland, möge Allaah sie verfluchen, haben Demonstrationen gemacht und Karikaturen zur Belustigung über den Propheten salAllaahu ‚alayhi wa sallam gezeichnet. Ist es also erlaubt für die Muslimischen Männer dass sie gegen diese Leute demonstrieren? Und Sie müssen wissen, dass es möglicherweise zu einer Schlägerei zwischen den beiden Gruppen, oder zwischen den Muslimeen und der Polizei, die die Kuffaar beschützt, kommt. Was ist ihr Ratschlag in diesen Fällen?

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Ein Rat an meine Schwestern im Islam

BISMILLAHI-R-RAHMANI-R-RAHIM

 

Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten. Frieden und Segen seien auf dem Gesandten Allahs, seiner Familie, seinen Gefährten und denjenigen, die bis zum jüngsten Tag ihrem Weg folgen.

Es wundert mich, dass die Anzahl der konvertierten Schwestern höher ist als die der Brüder. Dies zeigt mir, dass die Frauen ein großes Interesse an der Wahrheit und am Praktizieren der Wahrheit besitzen. Ich möchte mit meiner Khutbah heute einen guten Rat an alle konvertierten Schwestern und an Schwestern, die zum richtigen Weg Allahs :swt: zurückgefunden haben, geben.


1. Al Ikhlas – Aufrichtigkeit Weiterlesen

Körperliche Liebe mit dem Ehepartner während der Menstruation

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Aischa (r.) berichtet: „Wenn ich die Menstruation hatte, wies mich der Prophet (s.a.s.) an, dass ich mir einen Lendenschurz anziehen solle. Ich tat es und er praktizierte mit mir körperliche Zärtlichkeiten (wörtl. seine Haut berührte meine Haut)“.

Dies bericheten Buchari und Muslim.
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al-Qaradawi: Beziehungen zu Nichtmuslimen

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Mit Sheikh Yusuf al-Qaradawi bemühen wir mal einen zeitgenössischen Gelehrten. In seinem Buch Al-halal wal-haram fil-islam (Erlaubtes und Verbotenes im Islam) befasst er sich mit dem Thema Beziehungen zu Nichtmuslimen und nimmt damit unweigerlich Bezug auf das Prinzip von Al-wara wal-bara.

 

Beziehungen mit Nichtmuslimen

Wenn wir die islamischen Lehren über die Beziehungen mit Nichtmuslimen im Zusammenhang mit halal und haram zusammenfassen wollen, stellen wir fest, daß die beiden folgenden Koranverse ausreichen, weil sie umfassende Richtlinien hierüber enthalten. Allah der Erhabene spricht:

Allah verbietet euch nicht, gegen die, die nicht in Sachen des Glaubens gegen euch gekämpft oder euch aus euren Häusern vertrieben haben, gütig und gerecht zu sein. Siehe, Allah liebt die gerecht Handelnden. Allah verbietet euch nur mit denen, die euch in Sachen des Glaubens bekämpft und euch aus euren Wohnungen vertrieben und bei eurer Vertreibung geholfen haben, Freundschaft zu schließen. Und wer mit ihnen Freundschaft schließt, das sind die Ungerechten. (60:8-9)
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Ibn Taymiyya: Liebe und Hass im Islam

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Auch Imam ibn Taymiyya -rahimahullah- befasste sich in seinem Buch Al-amr bi’l ma’ruf wa n-nahy ‚an al-munkar (Das Gute gebieten das Schlechte verbieten) mit der Thematik der Liebe und des Hasses im Islam.

Liebe und Hass im Islam

Das wesentliche an der Liebe und am Hass im Islam sind, dass des Menschen Liebe und Hass, sein Verlangen und sein Ablehnen, der Liebe, dem Verlangen und der Ablehnung Allahs (t) entspricht, und dass er entsprechend seiner Kraft das was er verlangt tut oder das was er ablehnt verlässt. Denn Allah (t) legt jedem nur gemessen an seiner Kraft (geistig und körperlich) Verantwortung auf (Taklif).
Allah (t) sagt:
So fürchtet Allah, soviel ihr nur könnt, und hört und gehorcht und spendet. (Sure At-Tagabun, Aya 16)
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Al-Ghazali: Die vierte Art der Liebe

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Daß einer liebt nur um Allahs willen und für Allah, nicht um von dem Geliebten Belehrung und Erziehung zu genießen oder durch ihn zu irgend etwas anderem zu gelangen.

Das ist die höchste Stufe der Liebe und die unbegreiflichste und geheimnisvollste. Und auch sie ist möglich; denn der Überschwang der Liebe zeigt sich darin, daß sie von dem Geliebten auf alles überströmt, was mit ihm zusammenhängt und, wenn auch noch so ferne, Beziehung zu ihm hat. Wer einen Menschen mit großer Liebe liebt, der liebt auch den, der diesen Menschen lieb hat, und den, der von ihm geliebt wird; und liebt den, der dem Geliebten dient, und den, der ihn lobt, und den, der sich bemüht, sein Wohlgefallen zu gewinnen.

Einer der Alten sagt:

»Wenn ein Gläubiger einen Gläubigen lieb hat, so liebt er selbst seinen Hund.«

Und es ist so, wie er sagt. Das bezeugt die Erfahrung von dem Verhalten der Verliebten, und die Werke der Dichter beweisen es. So bewahrt der Liebende das Kleid des geliebten Menschen auf und behält es als Andenken an ihn, und liebt sein Haus, ja das Stadtviertel, in dem er wohnt, und seine Nachbarn.

So sagt Medschnûn aus dem Stamme der Beni Amir:

»An dem Hause geh ich vorbei, an dem Hause Leilas, Und küsse diese Wand und küsse jene. Nicht Liebe zum Hause hat mir das Herz verwundet, Nein, Liebe zu der, die im Hause wohnet.«

So beweisen Augenschein und Erfahrung, daß die Liebe von dem geliebten Menschen überströmen kann auf alles, was in seinem Umkreis liegt, mit ihm in Berührung kommt oder irgendeine, wenn auch entfernte, Beziehung zu ihm hat. Doch dazu gehört ein besonderer Überschwang der Liebe, die einfache Liebe reicht dazu nicht aus. Wie weit sich aber der Strom dieser überfließenden Liebe in dem Umkreis dessen, was den Geliebten umgibt und mit ihm in Berührung kommt, erstreckt, das hängt von dein Maß des Überschwangs und der Stärke der Liebe ab.

So ist es auch mit der Liebe für Allah. Wenn sie stark ist und das Herz so überwältigt und in Besitz nimmt, daß sie die Grenze der Leidenschaft erreicht, so strömt sie über auf jegliches Wesen außer ihm, weil jegliches Wesen außer ihm eine Spur seines allmächtigen Wirkens ist. Denn auch der, der einen Menschen liebt, liebt seine Schrift und seiner Hände Tun und alle seine Werke. Darum pflegte der Gesandte Allahs, wenn man Erstlinge von Früchten zu ihm brachte, damit über seine Augen zu streichen, sie mit Ehrerbietung zu behandeln und zu sagen:

»Sie kommen eben erst von unserem Herrn.«

Allah wird bald geliebt um der redlichen Hoffnung willen auf seine Verheißungen und die Gnadengaben, die man im Jenseits von ihm erwartet, bald um der Wohltaten und Gnaden willen, die er uns schon hier erwiesen hat, bald um seiner selbst und nicht um anderer Dinge willen. Das ist die wunderbarste und höchste Art der Liebe. Wie aber auch immer die Liebe zu Allah entstehen mag: Wenn sie stark wird, so strömt sie über auf alles, was mit ihm irgendwie in Zusammenhang steht, ja sie geht selbst über auf das, was an sich schmerzlich und widerwärtig ist. Denn das Übermaß der Liebe mildert das Gefühl des Schmerzes; die Freude über das Tun des Geliebten, weil sich dieses Tun doch auf ihn, den Liebenden richtet, wenn es auch Schmerz bereitet, übertäubt die Schmerzempfindung. So freut sich der Liebende, wenn der Geliebte ihn gleichsam im Groll schlägt oder kneift, denn die Liebe erregt solche Freude in ihm, daß das Gefühl des Schmerzes ganz darin untergeht.

Bei manchen Leuten nun erreichte die Liebe zu Allah ein solches Maß, daß sie sagten:

Es ist kein Unterschied zwischen Heimsuchung und Wohltat, denn beides kommt von ihm, und wir freuen uns über alles, was ihm gefällt.

Wir meinen also, daß die Liebe zu Allah, wenn sie stark ist, als Frucht hervorbringt die Liebe zu dem, der Allah recht dient in Wissenschaft oder Werken, und die Liebe zu dem, der eine Allah wohlgefällige Eigenschaft hat, sei es gute Sinnesart oder Wandel in der Zucht des Gesetzes. Jeder Gläubige, dessen Liebe auf die Ewigkeit und auf Allah gerichtet ist, wird, wenn er von zwei Männern, einem gelehrten Gottesdiener und einem unwissenden Übeltäter hört, sich dem ersteren zugeneigt fühlen und diese Zuneigung wird stärker oder schwächer sein, je nachdem sein Glauben und seine Liebe zu Allah stärker oder schwächer ist, und sie wird sich auch dann einstellen, wenn jene beiden in einem fernen Lande wohnen und der Liebende weiß, daß ihm von jenem weder Gutes noch Böses widerfahren kann, weder in dieser noch in jener Welt.

Solche Zuneigung ist Liebe für Allah und Liebe um Allahs willen, ohne anderen Gewinn; denn er liebt den andern ja nur darum, weil er Allah lieb und wohlgefällig ist, und weil er Allah lieb hat und sich seinem Dienst widmet. Ist freilich eine solche Liebe schwach, so geht keine sichtbare Wirkung von ihr aus, und sie bleibt unverdienstlich – ist sie aber stark, so treibt sie den Liebenden, des anderen Freundschaft zu suchen und ihm zu helfen und mit Gut und Blut und mit der Zunge für ihn einzustehen. Darin sind die Menschen verschieden nach dem Maße, wie ihre Liebe zu Allah verschieden ist.

Gäbe es Liebe nur um eines Vorteils willen, den man von dem Geliebten in Zeit oder Ewigkeit zu erlangen hoffte, so wäre es undenkbar, daß man längst gestorbene Gelehrte und Gottesmänner, oder die Genossen des Propheten und ihre Nachfolger, geschweige die Propheten längst vergangener Zeiten lieben könnte. Und doch wohnt die Liebe zu ihnen allen in dem Herzen jedes frommen Muslims. Das zeigt sich darin, daß er zornig wird, wenn eine dieser rechtschaffenden Personen von ihren Feinden angegriffen wird, und sich freut, wenn sie gepriesen und ihre Tugenden gerühmt werden. Alles das ist Liebe um Allahs willen, denn jene sind die vertrauten Diener Allahs. Wer aber einen König liebt oder einen schönen Menschen, der liebt auch dessen Vertrauten und Diener und liebt alle, die er liebt.

Geprüft aber wird die Liebe durch den Wettstreit mit dem eigenen Vorteil. Zuweilen wird die Seele so von Liebe überwältigt, daß sie ihren Vorteil nur noch in dem Vorteil des Geliebten findet.

So sagt der Dichter:

»Ich will zu ihm, doch er wünscht, daß ich gehe, So geb ich meinen Willen hin dem seinen.«

Und ein anderer:

»Die Wunde schmerzt nicht mehr, wenn sie dir wohlgefällt.«

Zuweilen ist die Liebe von solcher Art, daß um ihretwillen gewisse Vorteile aufgegeben werden, andere nicht, so wie wenn einer dem Geliebten die Hälfte seiner Habe oder ein Drittel oder ein Zehntel abzutreten bereit ist. Dann ist die Menge des hingegebenen Gutes der Maßstab der Liebe. Denn messen kann man die Größe der Liebe nur an einem anderen geliebten Gegenstand, der um ihretwillen aufgeopfert wird. Wessen Herz aber ganz von Liebe durchdrungen ist, der kennt nichts anderes Liebes mehr als den Einen und behält für sich gar nichts mehr. So behielt Abu Bakr, der Fromme, weder Kind noch Gut für sich, sondern gab seine Tochter hin, die seiner Augen Trost war, und all sein Hab und Gut.

So ergibt sich, daß jeder, der einen Gottesgelehrten oder einen Gottesdiener liebt, oder einen, der danach strebt, Wissen zu erwerben oder Allah zu dienen oder Gutes zu tun, ein Liebender für Allah und um Allahs willen ist; und je stärker seine Liebe ist, um so höher ist sein Verdienst.

Das ist, was über die Liebe für Allah und ihre Stufen zu sagen ist, und daraus wird der Haß für Allah von selber klar, doch wollen wir ihn noch des näheren erläutern.

(Quelle: Kimiya-i-Sadaat)

Al-Ghazali: Die dritte Art der Liebe

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Daß man den anderen zwar nicht um seiner selbst, sondern um eines anderen Dinges willen liebt, dieses andere aber nicht in zeitlichen, sondern in ewigen Gütern besteht.
Auch dies ist ganz klar: Wenn einer seinen Lehrer und Meister liebt, weil er durch seine Vermittlung Wissen erlangt und sein Wandel gebessert wird und in beidem sein Streben auf die Ewigkeit gerichtet ist, so ist er ein Liebender für Allah, ebenso wie der Lehrer, der seinen Schüler liebt, weil dieser die Lehre von ihm übernimmt und ihm dadurch zu der Würde eines Lehrers verhilft, so daß er gemäß dem Worte von Isa:

«Wer die Lehre weiß und danach handelt und sie andere lehrt, der wird mit Ehrfurcht genannt im Himmelreich»

, im Reiche des Himmels und der Erde durch ihn Ehre gewinnt. Denn Belehrung gibt es nur da, wo einer sich belehren läßt; darum ist dieser für den Lehrer das Mittel, jenen Vorzug zu erlangen. Wenn daher der Lehrer den Schüler liebt, weil er ihm dazu das Mittel ist und er sein Herz zum Saatfeld für seinen Samen machen kann, durch den er den Rang der Ehrung im Himmelreich erlangt, so ist er ein Liebender für Allah. Ja, wer von seiner Habe um Allahs willen Almosen gibt und Gäste zu sich lädt und mit schönen erlesenen Speisen bewirtet, um Allah nahe zu kommen, und darum einen Koch liebt, weil er gut kocht, oder einen Mann, der die Verteilung der Gaben an würdige Empfänger übernimmt, der ist ein Liebender für Allah.

Ja, ich sage noch mehr: Wer einen Menschen liebt, der ihn persönlich bedient, indem er seine Kleider wäscht, sein Haus fegt und sein Essen kocht, und ihn dadurch frei macht für die Wissenschaft und die Werke, und sich deshalb bedienen läßt, um sich ungestört dem Dienst Allahs widmen zu können, der ist ein Liebender für Allah.

Ja, ich sage noch mehr: Wenn einer einen Menschen liebt, der ihn mit Geld unterstützt, ihn mit Nahrung, Kleidung und Wohnung versieht und ihn mit aller irdischen Notdurft versorgt, damit er sich ungestört der Wissenschaft und den Werken, die ihn Allah nahe bringen, widmen kann, so ist er ein Liebender für Allah. So wurden manche der Alten durch reiche Leute versorgt, und dann waren der Versorger und der Versorgte beide Liebende für Allah.

Ja ich sage noch mehr: Wer ein frommes Weib zur Ehefrau nimmt, um durch sie vor der Versuchung des Satans bewahrt zu werden und seinen Glauben zu bewahren und um ein frommes Kind von ihr zu haben, das für ihn betet, und sie darum liebt, weil sie ihm ein Mittel zu diesen frommen Zwecken ist, der ist ein Liebender für Allah. Darum heißt es in den Überlieferungen, daß die Aufwendung für Weib und Kind reich belohnt wird, bis zu dem Bissen, den der Mann in den Mund seines Weibes legt.

Ja, ich sage noch mehr: Jeder, der ganz ergriffen ist von der Liebe zu Allah und dem, was ihm gefällt, und der Sehnsucht, zu ihm zu kommen im Land der Ewigkeit, wenn immer er einen anderen liebt, so ist er ein Liebender für Allah. Denn es ist nicht denkbar, daß er irgend etwas liebe anders als darum, weil es bezogen ist auf das, was er liebt, Allahs Wohlgefallen.

Ja, ich sage noch mehr: Wenn in eines Menschen Herzen beide Arten der Liebe sich zusammenfinden, die Liebe zu Allah und die Liebe zur Welt, und die Bedinigungen für beide sich ihm in einer Person erfüllen, die ihm zugleich auf dem Wege zu Allah und in den Dingen der Welt ein Vermittler ist, und er dann diesen Menschen um dieser beiden Dinge willen liebt, so gehört er zu den Liebenden für Allah. Wenn so einer seinen Lehrer lieb hat, der ihn in der Gotteslehre unterweist und ihm zugleich die irdischen Sorgen abnimmt durch Versorgung mit Geld und Gut, und er ihn deshalb liebt, weil es in seiner Natur liegt, nach Ruhe in dieser und nach Glückseligkeit in jener Welt zu streben, und jener ihm zu beiden das Mittel ist, so ist er ein Liebender für Allah.

Es ist also nicht Bedingung für die Liebe für Allah, daß sie kein zeitliches Gut lieben dürfe. Werden doch auch in den Bittgebeten, die den Propheten anbefohlen wurden, Güter sowohl dieser wie jener Welt genannt. So heißt es in einem Gebet:

»Herr, gib uns Gutes in dieser und Gutes in jener Welt!«

Und Isa betete:

»Herr, laß meine Feinde nicht über mich frohlocken und meine Freunde nicht übel an mir tun, behüte mich vor Schaden im Glauben und laß die Welt nicht meine größte Sorge sein.«

Daß aber die Feinde nicht frohlocken sollen, das ist ein irdisches Gut. Er sagt auch nicht:

»Laß die Welt gar nicht meine Sorge sein«, sondern: »Laß sie nicht meine größte Sorge sein.«

Und unser Prophet betete:

»Herr, ich bitte dich um Erbarmen, dadurch ich die Ehre deiner Begnadung in dieser und in jener Welt erlange«

und:

»Herr, behüte mich vor Schaden in dieser und in jener Welt.«

Wenn die Liebe zur Glückseligkeit in der Ewigkeit der Gottesliebe nicht zuwiderläuft, warum sollte ihr denn die Liebe zu irdischen Gütern, wie Heil und Gesundheit, des Leibes Nahrung und Notdurft und Begnadung in dieser Welt zuwiderlaufen? Sind doch Zeit und Ewigkeit nur zwei verschiedene Stufen des Daseins, deren eine uns nur näher ist als die andere. Und wie könnte man sich denken, daß ein Mensch zwar auf sein Heil für den morgigen Tag, nicht aber auf sein Heil für den heutigen bedacht wäre? Er ist auf sein Heil für den morgigen Tag doch nur deswegen bedacht, weil es dann etwas Bleibendes sein wird und das Bleibende auch etwas Erstrebenswertes ist.

Nun zerfallen freilich die zeitlichen Güter in solche, die den ewigen Gütern zuwiderlaufen und ihnen hinderlich sind, das sind die, vor denen die Propheten und Awliya sich gehütet haben und vor denen sich zu hüten ihnen anbefohlen wurde, und solche, die ihnen nicht zuwiderlaufen und deren jene sich nicht enthalten haben, wie eine rechte Ehe, das Essen erlaubter Speisen und dergleichen. Was aber dem ewigen Heil zuwiderläuft, das wird der Vernünftige verabscheuen/hassen und nicht erstreben, das heißt verabscheuen/hassen mit der Vernunft, nicht von Natur; so, wie der Vernünftige es unterlassen wird, von der süßen Speise auf dem Tische eines Fürsten zu naschen, wenn er weiß, daß ihn das die Hand oder den Kopf kosten würde; nicht, als ob er von Natur kein Verlangen nach der süßen Speise trüge und ihr Genuß ihm kein Vergnügen bereiten würde, das ist unmöglich, sondern weil ihn die Vernunft von dem Zugreifen abhält und er den Schaden verabscheut/hasst, der damit verbunden ist.

Wir meinen also:
Wenn einer seinen Lehrer liebt, weil er ihn versorgt und ihn zugleich unterweist, oder seinen Schüler, weil dieser sich von ihm belehren läßt und ihn zugleich bedient, so daß er zugleich ein zeitliches und ein ewiges Gut durch ihn gewinnt, so gehört er zu den Liebenden für Allah. Freilich muß dann die Liebe auch wirklich geringer werden, wenn etwa der Lehrer den Schüler von der Wissenschaft abhält oder ihm das Lernen unmöglich macht, und dann ist der Teil der Liebe, der damit fortfällt, Liebe für Allah und wird als solche angerechnet. Daß die Liebe zu einem Menschen, dem man deswegen zugetan ist, weil man eine Reihe von Vorteilen durch ihn genießt, geringer wird, wenn ein Teil dieser Vorteile wegfällt, und größer, wenn ihre Zahl sich vermehrt, das ist ja nichts Befremdliches. Man hat auch nicht die gleiche Menge Gold und Silber gleich gern, deswegen, weil das Gold mehr Güter vermittelt als das Silber.

Es ergibt sich also:
Die Liebe nimmt zu entsprechend der Zunahme der vermittelten Güter; die Vereinigung von zeitlichen und ewigen Gütern ist nicht unmöglich, und die Liebe, die sich darauf gründet, gehört zu der Liebe für Allah.

Es läßt sich also sagen:
jede Liebe, die ohne den Glauben an Allah und die Ewigkeit nicht denkbar ist, ist Liebe für Allah; ebenso ist jede Zunahme der Liebe, die erst durch den Gottesglauben möglich wird, eine Zunahme der Liebe für Allah. Aber diese Feinheiten kommen selten genug vor.

(Quelle: Kimiya-i-Sadaat)

Al-Ghazali: Die zweite Art der Liebe

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Daß man einen Menschen liebt, um durch ihn zu etwas anderem außer ihm selbst zu gelangen, als Mittel also zur Erreichung eines anderen geliebten Gegenstandes, wie wir ja das Mittel, das zum Geliebten führt, selbst zu lieben pflegen. Wenn wir ein Ding um eines anderen willen lieben, so lieben wir zwar in Wahrheit jenes andere, doch ist uns auch der Weg zu ihm liebenswert.

Darum lieben die Menschen das Gold und das Silber, obwohl beide an und für sich nichts Begehrenswertes an sich haben, denn man kann sie weder essen noch sich damit bekleiden; doch sind sie ein Mittel, zu liebenswerten Dingen zu gelangen. So werden auch manche Menschen gleich dem Golde und Silber geliebt als das Mittel, durch das man zu Ehre oder Geld oder Wissen gelangt. So liebt man wohl den Herrscher, weil man Gewinn von dessen Reichtum und Würde hat, und liebt die Hofleute, weil sie einen bei dem Herrscher empfehlen und in Gunst bringen. Besteht nun der also erlangte Nutzen nur in rein zeitlichen Gütern, so ist solche Liebe keine Liebe für Allah; besteht er zwar nicht nur in zeitlichen Gütern, werden aber doch nur diese erstrebt, so wie bei der Liebe des Schülers zum Lehrer, so gehört sie auch nicht zu der Liebe für Allah. Denn der Schüler liebt den Lehrer um der Kenntnisse willen, zu denen er durch ihn gelangt, und sie sind der wahre Gegenstand seiner Liebe.

Wenn er nun diese Kenntnisse nicht erstrebt, um Allah näher zu kommen, sondern um Ehre und Geld und Ansehen beim Volke zu gewinnen, so ist eben diese Ehre und das Geld und das Ansehen bei den Leuten das eigentlich von ihm Geliebte, und die Kenntnisse sind nur das Mittel dazu und der Lehrer wiederum nur das Mittel zur Erlangung der Kenntnisse. In alledem ist nichts von Gottesliebe, denn alles das ist denkbar auch bei einem, der gar nicht an Allah glaubt. Nun zerfällt auch diese Liebe wieder in eine tadelnswerte und eine sittlich gleichgültige. Denn wenn sich damit tadelnswerte Zwecke verbinden, wie etwa der, durch Bekleidung des Richteramtes oder dergleichen die Mitmenschen sich zu unterjochen, das Gut der Waisen zu rauben und das Volk zu unterdrücken, so ist die Liebe tadelnswert. Ist aber der erstrebte Zweck sittlich gleichgültiger Art, so ist es die Liebe auch, denn das Mittel erhält Wertung und Bedeutung durch den Zweck, den es vermittelt.

(Quelle: Kimiya-i-Sadaat)