Fatwa: Geld ansparen – verbietet es der Islam?

Die folgende Fatwa wurde von mir (Yahya ibn Rainer) aus der englischen in die deutsche Sprache übertragen. Es handelt sich um ein Rechtsgutachten des Fatwa Department Research Committee in Saudi- Arabien, unter dem Vorsitz von Sheikh `Abd al-Wahhâb al-Turayrî.

Frage:

Was sagt der Islam über das Ansparen von Geld? Sollten wir Geld für die Zukunft ansparen? Ich las, dass einige der Prophetengefährten ohne Reichtum starben, nicht einmal ein Leichtuch für ihre Beisetzung (besaßen sie). Ebenfalls las ich, dass Abu Bakr all seinen Reichtum dem Propheten gab, für mildtätige Zwecke. Also wie sieht es dann mit dem Konzept des Sparens aus?

Antwort:
(Beantwortet vom Komitee für Rechtsfragen unter dem Vorsitz von Sheikh `Abd al-Wahhâb al-Turayrî)

Um zu beweisen, dass es erlaubt ist für die Zukunft zu sparen, müssen wir nicht weiter schauen, als bis zur Zakah auf Geldvermögen. Wir zahlen keine Zakah auf unser Einkommen. Wir zahlen ausschließlich Zakah auf unser Angespartes, und das auch nur, wenn dieses Angesparte ein bestimmtes Niveau erreicht und für ein ganzes Jahr dieses Niveau beibehält oder es übersteigt.

‘Aischa sagte: Der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Keine Zakah wird auf Geld erhoben, bis ein Jahr vom Zeitpunkt der Besitznahme an vergangen ist.“

(Sunan Ibn Majah [1792] mit einer authentischen Überlieferunfgskette wie erwähnt bei al-Zayla`i in Nasb al-Rayah [2/328], al-Nawawi in al-Khulasah, and al-Albani in Irwa’ al-Ghalil [3/254])

Es wurde von ‘Ali erzählt, dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Wenn du 200 Dirham (Silbermünzen) hast und sein Jahr vergeht, dann musst du 5 Dirham (an Zakah darauf) zahlen. Du musst jedoch nichts (an Zakah) für das Gold in deinem Besitz bezahlen, bis es 20 Dinar (Goldmünzen) erreicht. Falls du 20 Dinar dein Eigen nennst und ein Jahr vergeht, musst du im Folgejahr einen halben Dinar (an Zakah) entrichten.“

[Überliefert von Abu Dawud und authentifiziert von al-Albani in Sahih al-Sunan]

Eine Person ohne Ersparnisse wird niemals Zakah auf Geldvermögen entrichten müssen. Es ist die Zakah, die das ersparte Vermögen (einer Person) reinigt, indem sie (die Zakah) den Armen und Bedürftigen zugutekommt, die ein Anrecht darauf haben.

Erbschaft ist ein weiterer Beweis hierfür. Das Erbrecht im Islam ist ziemlich detailreich und teilt (diverse) Anteile des gesamten Nachlasses auf verschiedene Verwandte des Verstorbenen auf. Dies setzt voraus, dass es einen Nachlass geben muss, den der Verstorbene hinterlässt, was in anderen Worten (ausgedrückt) Reichtum ist, der zuvor von ihm oder ihr angehäuft wurde.

Tatsächlich ist es sogar so – aufgrund der Wichtigkeit einer solchen Hinterlassenschaft für die bedürftigen Verbliebenen, damit sie im Todesfall (des Erblassers) versorgt sind – dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) den Anteil für karikative/wohltätige Zwecke am Nachlass auf höchsten ein Drittel beschränkte.

Das Folgende ist überliefert von dem angesehenen Gefährten Sa’d ibn Abi Waqqas, der in seinem Testament sein gesamtes Eigentum für wohltätige Zwecke vermachen wollte:

Er ging zum Propheten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) und sagte ihm: „Oh Gesandter Allahs! Ich habe einen großen Reichtum und meine Tochter um es von mir zu erben. Soll ich all meinen Reichtum für wohltätige Zwecke vermachen?“

Der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) teilte ihm mit, dass er es nicht so machen solle. Dann schlug Sa’d vor zwei Drittel seines Reichtums für wohltätige Zwecke zu vermachen. Als der Prophet dies ein weiteres Mal verweigerte, schlug Sa’d die Hälfte seines Reichtums vor.

An diesem Punkt antwortete der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil): „Ein Drittel, und auch dies ist (eigentlich) noch zu viel. Es ist besser für dich, wenn du deinen Nachkommen Reichtum hinterlässt, anstatt sie abhängig und bettelnd von anderen zurückzulassen.

[Sunan al-Tirmidhi (2042), Sunan Abi Dawud (2480), Sunan al-Nasa’i (3567) und Sunan Ibn Majah (2699)]

Aber auch in der Geschichte von Joseph (Allah schenke ihm Heil) sehen wir ein gutes Zeugnis zu Gunsten des Sparens.

Allah sagt uns im Quran:

«Joseph sagte: „Ihr sollt sieben Jahre ununterbrochen (da’aban) säen. Was ihr dann erntet, das lasst in den Ähren (ohne es zu dreschen), außer einer geringen Menge, die ihr (während dieser Zeit) verzehrt! Hierauf, wenn diese Zeit um ist, werden sieben schwere (Jahre) kommen, die aufzehren werden, was ihr für sie zurückgelegt habt (qaddamtum), außer einer geringen Menge, die ihr aufbewahrt (tuhsinuuna). Hierauf, wenn diese Zeit um ist, wird ein Jahr kommen, in dem die Menschen (wieder) Regen haben, und in dem sie (wieder) keltern werden.“»

[Sure Yusuf, Ayat 47-49]

Dies ist eine klare Empfehlung, für zukünftige Bedürfnisse zu sparen.

Und Allah wie´es am besten.