Prangere die Fehler deiner Brüder nicht an

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Einmal waren al-Kisai und al-Yazidi vor dem Herrscher, ar-Rashid, versammelt. Es trat die Zeit des Abendgebetes (Maghrib) ein, und sie mussten jemanden unter sich auswählen, der das Gebet leitete. Die Wahl war nicht schwierig, denn al-Kisai war ein namhafter Rezitator des Qur’ans; bis zum heutigen Tage ist er als einer der ‘Sieben Berühmten Rezitatoren’ bekannt.

Nachdem das Gebet begonnen hatte, und er mit dem Rezitieren der Eröffnungssure fertig war, fuhr al-Kisai mit der Sure al-Kafirun (die Ungläubigen) fort:

„Sprich (O Muhammad zu diesen Ungläubigen): „O ihr Ungläubigen (an Allah, Seine Einheit, Seine Engel, Seine Bücher, Seine Gesandten, dem Tag der Auferstehung, und al-Qadr, etc.) ..“ (109:1)

Obwohl dies eines der kürzesten Kapitel ist, das sogar von den meisten Kindern auswendig gelernt wird, machte al-Kisai einen Fehler in seiner Rezitation.

Weiterlesen

Imam al-Ghazali: Von den Übeln des Disputierens und Mahnens

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Das folgende ist ein Schreiben von Imam al-Ghazali -Allah sei ihm gnädig-, das von den Übeln des Disputierens (Diskutierens) und Mahnens handelt und erläutert, inwieweit daran verwerfliche Triebe teilhaben.

 

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

Rat zu erteilen und Rat zu begehren, ist beides ein Leichtes. Schwierig ist es Rat anzunehmen, insbesondere für jemanden, der nach Wissen und Vorzügen strebt und glaubt, dass es genüge, zu wissen, und der zu handeln versäumt, obgleich er dessen doch zu allererst bedarf, da die Beweise für seinen Fall vorhanden sind, denn:
„Derjenige, der am Tage der Auferstehung unter allen Menschen am meistender Qual ausgesetzt sein wird, ist ein mit Wissen begabter, dessen Wissen vor Allah ohne Nutzen ist.!“

Weiterlesen

Der Mensch füllt kein schlechteres Gefäß als seinen Bauch…

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

Die Erklärung des Hadîth: „Der Mensch füllt kein schlechteres Gefäß als seinen Bauch…“
(Quelle: Jâmi’ Al-‘Ulûm wal-Hikam, Hadîth Nr. 47 von Al-Hâfidh Ibn Rajab al-Hanbalî)

Es wurde berichtet, dass Al-Miqdâm Ibn Mâdiy-Karib sagte: Ich hörte den GesandtenAllâhs (Frieden und Segen Allâhs seien auf ihm) sagen:
„Der Mensch füllt kein schlechteres Gefäß als seinen Bauch. Einige Bissen genügen dem Sohn Adams, um seinen Rücken aufrecht zu halten. Aber wenn das nicht möglich ist, dann sollte ein Drittel des Magens für sein Essen, ein Drittel für sein Trinken und ein Drittel für sein freies Atmen vorbehalten sein.“
(Hadîth sahîh; berichtet von Ahmad, At-Tirmidhî, An-Nasâ’î, Ibn Mâjah)

Weiterlesen

Verblendetsein (الغُرور)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Allah sagt:
…Darum soll das Leben dieser Welt euch nicht verführen, noch sollt ihr euch über Allah mit (eurem) Denken selbst täuschen.
[31:33]

Verblendung durch das irdische Leben
Ibn Qudama:
Viele Menschen lassen sich durch das irdische Leben verblenden und täuschen und sagen: Es ist besser, gleich etwas Gutes zu haben als darauf bis nach dem Tod warten zu müssen. D. h. sie wollen grundsätzlich auf nichts im irdischen Leben verzichten und wollen das Jenseits völlig außer Acht lassen. Dies ist die Verblendung der Kāfirūn.

Muslime, die zwar ans Jenseits Imān haben aber trotzdem ähnlich handeln, leiden unter einer ähnlichen Verblendung, wenngleich diese auch nicht so stark ist, da sie immerhin grundsätzlich das Jenseits beachten, was sich in manchen Dingen widerspiegelt, wie z. B. dass sie etwa zum Freitagsgebet gehen o. ä.

Beide Denkweisen sind aber falsch, denn es ist nicht besser, gleich im irdischen Leben alles genießen zu können – einschließlich sündhafte Dinge – und dann dafür im Jenseits möglicherweise ewig im Feuer zu sein, als die kurze Zeit des irdischen Lebens sich etwas einzuschränken, indem man die Gebote Gottes befolgt, um dann ewig im Paradies zu sein.
Weiterlesen

Hochmut (الكِبْر)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Definition von Hochmut (الكِبْر)
Hochmut (arab. kibr) ist, dass man sich selbst als etwas Besseres als die anderen Menschen betrachtet.

و حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ الْمُثَنَّى وَمُحَمَّدُ بْنُ بَشَّارٍ وَإِبْرَاهِيمُ بْنُ دِينَارٍ جَمِيعًا عَنْ يَحْيَى بْنِ حَمَّادٍ قَالَ ابْنُ الْمُثَنَّى حَدَّثَنِي يَحْيَى بْنُ حَمَّادٍ أَخْبَرَنَا شُعْبَةُ عَنْ أَبَانَ بْنِ تَغْلِبَ عَنْ فُضَيْلٍ الْفُقَيْمِيِّ عَنْ إِبْرَاهِيمَ النَّخَعِيِّ عَنْ عَلْقَمَةَ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ مَسْعُودٍ
عَنْ النَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ لَا يَدْخُلُ الْجَنَّةَ مَنْ كَانَ فِي قَلْبِهِ مِثْقَالُ ذَرَّةٍ مِنْ كِبْرٍ قَالَ رَجُلٌ إِنَّ الرَّجُلَ يُحِبُّ أَنْ يَكُونَ ثَوْبُهُ حَسَنًا وَنَعْلُهُ حَسَنَةً قَالَ إِنَّ اللَّهَ جَمِيلٌ يُحِبُّ الْجَمَالَ الْكِبْرُ بَطَرُ الْحَقِّ وَغَمْطُ النَّاسِ
Abdullah ibn Masud berichtet: „Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: „Keiner wird ins Paradies kommen, der auch nur im Gewicht eines Stäubchens Hochmut in seinem Herzen hat.“ Da sagte ein Mann: „Ein Mann will doch aber, dass sein Gewand schön ist und dass seine Schuhe schön sind“. Er (d. h. der Prophet (s.a.s.) sagte: „Allah ist schön und Er liebt die Schönheit. Hochmut aber ist, wenn man das Recht (bzw. die Wahrheit) missachtet und die Menschen geringschätzig betrachtet“.“

(Muslim (بَاب تَحْرِيمِ الْكِبْرِ وَبَيَانِهِ))

Weiterlesen

Eingebildetsein (العُجْب)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Definition von Eingebildetsein (العُجْب)
Eingebildetsein („Sich-toll-finden“) (العُجْب) bedeutet, dass man sich selber und seine eigenen Taten immer gut findet, egal ob sie wirklich gut sind oder nicht. D. h. man ist von sich voreingenommen. Im Unterschied zur Arroganz bzw. dem Hochmut erhebt sich der Eingebildete jedoch nicht über andere Menschen bzw. deren Taten.
Anas berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) gesagt hat:

ثلاث مهلكات ، و ثلاث منجيات ، فقال : ثلاث مهلكات : شح مطاع و هوى متبع و
إعجاب المرء بنفسه . و ثلاث منجيات : خشية الله في السر و العلانية و القصد في
الفقر و الغنى و العدل في الغضب و الرضا
„…drei Dinge, die einen ins Verderben stürzen:

  • großer Geiz, dem man gehorcht,
  • Willkür, der man folgt und
  • dass man von sich selbst beeindruckt ist…“(1)

Weiterlesen

Das Streben nach Ansehen (حب الجاه) und Augendienerei (الرياء)

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Ahmad berichtet:

حَدَّثَنَا يُونُسُ حَدَّثَنَا لَيْثٌ عَنْ يَزِيدَ يَعْنِي ابْنَ الْهَادِ عَنْ عَمْرٍو عَنْ مَحْمُودِ بْنِ لَبِيدٍ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: إِنَّ أَخْوَفَ مَا أَخَافُ عَلَيْكُمْ الشِّرْكُ الْأَصْغَرُ قَالُوا وَمَا الشِّرْكُ الْأَصْغَرُ يَا رَسُولَ اللَّهِ قَالَ: الرِّيَاءُ يَقُولُ اللَّهُ عَزَّ وَجَلَّ لَهُمْ يَوْمَ الْقِيَامَةِ إِذَا جُزِيَ النَّاسُ بِأَعْمَالِهِمْ اذْهَبُوا إِلَى الَّذِينَ كُنْتُمْ تُرَاءُونَ فِي الدُّنْيَا فَانْظُرُوا هَلْ تَجِدُونَ عِنْدَهُمْ جَزَاءً
Mahmud bin Labid berichtete: Der Gesandte Allahs (s.a.s.) hat gesagt: „Was ich am meisten für euch fürchte ist der kleine Götzendienst (arab. schirk)“, worauf sie fragten. „Was ist denn der kleine Götzendienst, o Gesandter Allahs?“, worauf er sagte: „Die Augendienerei (arab. rijā‘). Allah, der Erhabene, wird am Tag der Auferstehung, wenn den Menschen ihre Belohnung für ihre Taten gegeben wird, sagen: „Geht zu denen, für die ihr im irdischen Leben eure Taten verrichtet habt und schaut mal, ob ihr eine Belohnung von ihnen bekommt!“.“

(Ahmad 5/228 und 229 / Al-Basjuni und Albani sagen sahih)

Ibn Qudama sagt sinngemäß:
„Völlig sicher vor dem Nachgeben dieses verborgenen Triebs – dass man etwas um der Menschen Willen macht – sind nicht einmal die großen Gelehrten, ganz zu schweigen von den gewöhnlichen Gottesdienern.
Mit dieser Krankheit werden die Gelehrten und die ernsthaften Gottesdiener, die sich bemühen, das Jenseits zu begehren, geprüft.
Denn nachdem sie ihr Ego und ihre Triebe so gezähmt haben, dass sie kein Verlangen mehr nach den äußeren Sünden verspüren, findet das Ego auf einmal Genuss am Zurschaustellen von Wissen und (guten) Taten. Das Ego findet in der Anerkennung und dem Respekt der Menschen einen Ausweg aus der Härte des Selbsttrainings (arab. mudschahada) und fängt an, dies zu genießen …
Ein solcher Mensch wähnt sich selbst aufrichtig (arab. mukhlis) vor Allah zu sein, und ist dabei (bei Allah) im Katalog der Heuchler eingetragen.
Vor dieser Schliche ist niemand gefeit außer den Gott Nahestehenden (arab. muqarrabūn). Und aus diesem Grund wird gesagt: Das letzte, was aus den Köpfen der Siddiqūn (diejenigen, die stets die Wahrheit sagen; die Wahrhaftigen) austritt, ist die Liebe dazu, die Führung inne zu haben (d. h. die Liebe dazu, „der Chef zu sein“).“

„Wenn dies also eine verborgene Krankheit ist, welche die größte aller des Teufels ist, muss man die Gründe, das Wesen und die Arten dieser Krankheit ausführlich erläutern“.
Weiterlesen

Geiz und Liebe zum Besitz

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Die zwei Seiten von Geld und Besitz
Ibn Qudama:
Wisse, dass das Geld an sich nicht schlecht ist, sondern nur dann zu einem Übel wird, wenn der Mensch falsch damit umgeht.
Falsch damit umgehen kann Folgendes sein:

  1. Übermäßige Gier nach Geld haben
  2. Es von einer Quelle bekommen, die nicht erlaubt ist (wie z. B. durch Diebstahl, Betrug usw.)
  3. Das Geld zurückhalten, wo man die Pflicht hätte, es auszugeben (z. B. keine Zakat zahlen, wenn man zakatpflichtig ist)
  4. Das Geld ausgeben für etwas, wo man es nicht ausgeben darf oder soll (z. B. Verschwendung betreiben oder verbotene Dinge damit finanzieren)
  5. Mit seinem Geld und Besitz angeben und protzen.

Deswegen sagt Allah:

Wahrlich, euer Besitz und eure Kinder sind eine Prüfung. [8:28]
Weiterlesen

Der Hass & der Neid

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Zusammenhang zwischen Zorn, Hass und Neid
Ibn Qudama:
„Wenn man über einen anderen zornig ist und diesem Zorn eigentlich Luft machen will, dies aber nicht kann, und ihn anstattdessen widerwillig unterdrückt, so wird dieser Zorn zu Hass im Herzen. Das Anzeichen dafür ist, dass man einem Menschen dauerhaft abgeneigt ist und nicht seine Nähe wünscht.“

Der Unterschied zur erwünschten Unterdrückung des Zorns liegt in der Unfreiwilligkeit.
Bsp.: Bei der Arbeit macht der Chef seinen Angestellten vor allen Leuten „zur Schnecke“. Natürlich ist der Angestellte zornig darüber, dass er ungerecht behandelt wird. Er hat aber auch keinen guten islamischen Charakter, so dass er nicht etwa seinen Zorn unterdrückt und seinem Chef verzeiht, weil dieser ja offensichtlich charakterlich ein Ignorant ist. Er würde also gerne seinem Zorn Luft machen und seinen Chef anschreien, kann dies aber nicht, weil er fürchtet, gekündigt zu werden. Also unterdrückt er den Zorn. Es geht bei ihm ins Herz und er beginnt, seinen Chef zu hassen. Ähnliches passiert z. B. manchmal zwischen einem Lehrer und einem Schüler.
Weiterlesen

Der Zorn

BISMILLAH-IR-RAHMAN-IR-RAHIM

 

Das Zornigwerden

عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُ: أَنَّ رَجُلًا قَالَ لِلنَّبِيِّ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ أَوْصِنِي قَالَ: لَا تَغْضَبْ فَرَدَّدَ مِرَارًا قَالَ: لَا تَغْضَبْ
Abu Huraira (r.) berichtete, dass ein Mann zum Propheten (s.a.s.) sagte: „Empfehle mir etwas“, worauf er antwortete: „Zürne nicht“. Da wiederholte er (die Frage) mehrmals, worauf er anwortete: „Zürne nicht“.

(Buchari 6116)

Dies bedeutet, dass der Mann es unterlassen soll, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. D. h. er soll sich beherrschen und seinen inneren Zorn unterdrücken.
In folgendem Koranvers und dem darauffolgenden Hadith wird diese Bedeutung explizit erwähnt:

..und diejenigen, die ihre Wut unterdrücken und die den Menschen verzeihen…
[3:134]
Weiterlesen