Fatwa: Geld ansparen – verbietet es der Islam?

Die folgende Fatwa wurde von mir (Yahya ibn Rainer) aus der englischen in die deutsche Sprache übertragen. Es handelt sich um ein Rechtsgutachten des Fatwa Department Research Committee in Saudi- Arabien, unter dem Vorsitz von Sheikh `Abd al-Wahhâb al-Turayrî.

Frage:

Was sagt der Islam über das Ansparen von Geld? Sollten wir Geld für die Zukunft ansparen? Ich las, dass einige der Prophetengefährten ohne Reichtum starben, nicht einmal ein Leichtuch für ihre Beisetzung (besaßen sie). Ebenfalls las ich, dass Abu Bakr all seinen Reichtum dem Propheten gab, für mildtätige Zwecke. Also wie sieht es dann mit dem Konzept des Sparens aus?

Antwort:
(Beantwortet vom Komitee für Rechtsfragen unter dem Vorsitz von Sheikh `Abd al-Wahhâb al-Turayrî)

Um zu beweisen, dass es erlaubt ist für die Zukunft zu sparen, müssen wir nicht weiter schauen, als bis zur Zakah auf Geldvermögen. Wir zahlen keine Zakah auf unser Einkommen. Wir zahlen ausschließlich Zakah auf unser Angespartes, und das auch nur, wenn dieses Angesparte ein bestimmtes Niveau erreicht und für ein ganzes Jahr dieses Niveau beibehält oder es übersteigt.

‘Aischa sagte: Der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Keine Zakah wird auf Geld erhoben, bis ein Jahr vom Zeitpunkt der Besitznahme an vergangen ist.“

(Sunan Ibn Majah [1792] mit einer authentischen Überlieferunfgskette wie erwähnt bei al-Zayla`i in Nasb al-Rayah [2/328], al-Nawawi in al-Khulasah, and al-Albani in Irwa’ al-Ghalil [3/254])

Es wurde von ‘Ali erzählt, dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Wenn du 200 Dirham (Silbermünzen) hast und sein Jahr vergeht, dann musst du 5 Dirham (an Zakah darauf) zahlen. Du musst jedoch nichts (an Zakah) für das Gold in deinem Besitz bezahlen, bis es 20 Dinar (Goldmünzen) erreicht. Falls du 20 Dinar dein Eigen nennst und ein Jahr vergeht, musst du im Folgejahr einen halben Dinar (an Zakah) entrichten.“

[Überliefert von Abu Dawud und authentifiziert von al-Albani in Sahih al-Sunan]

Eine Person ohne Ersparnisse wird niemals Zakah auf Geldvermögen entrichten müssen. Es ist die Zakah, die das ersparte Vermögen (einer Person) reinigt, indem sie (die Zakah) den Armen und Bedürftigen zugutekommt, die ein Anrecht darauf haben.

Erbschaft ist ein weiterer Beweis hierfür. Das Erbrecht im Islam ist ziemlich detailreich und teilt (diverse) Anteile des gesamten Nachlasses auf verschiedene Verwandte des Verstorbenen auf. Dies setzt voraus, dass es einen Nachlass geben muss, den der Verstorbene hinterlässt, was in anderen Worten (ausgedrückt) Reichtum ist, der zuvor von ihm oder ihr angehäuft wurde.

Tatsächlich ist es sogar so – aufgrund der Wichtigkeit einer solchen Hinterlassenschaft für die bedürftigen Verbliebenen, damit sie im Todesfall (des Erblassers) versorgt sind – dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) den Anteil für karikative/wohltätige Zwecke am Nachlass auf höchsten ein Drittel beschränkte.

Das Folgende ist überliefert von dem angesehenen Gefährten Sa’d ibn Abi Waqqas, der in seinem Testament sein gesamtes Eigentum für wohltätige Zwecke vermachen wollte:

Er ging zum Propheten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) und sagte ihm: „Oh Gesandter Allahs! Ich habe einen großen Reichtum und meine Tochter um es von mir zu erben. Soll ich all meinen Reichtum für wohltätige Zwecke vermachen?“

Der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) teilte ihm mit, dass er es nicht so machen solle. Dann schlug Sa’d vor zwei Drittel seines Reichtums für wohltätige Zwecke zu vermachen. Als der Prophet dies ein weiteres Mal verweigerte, schlug Sa’d die Hälfte seines Reichtums vor.

An diesem Punkt antwortete der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil): „Ein Drittel, und auch dies ist (eigentlich) noch zu viel. Es ist besser für dich, wenn du deinen Nachkommen Reichtum hinterlässt, anstatt sie abhängig und bettelnd von anderen zurückzulassen.

[Sunan al-Tirmidhi (2042), Sunan Abi Dawud (2480), Sunan al-Nasa’i (3567) und Sunan Ibn Majah (2699)]

Aber auch in der Geschichte von Joseph (Allah schenke ihm Heil) sehen wir ein gutes Zeugnis zu Gunsten des Sparens.

Allah sagt uns im Quran:

«Joseph sagte: „Ihr sollt sieben Jahre ununterbrochen (da’aban) säen. Was ihr dann erntet, das lasst in den Ähren (ohne es zu dreschen), außer einer geringen Menge, die ihr (während dieser Zeit) verzehrt! Hierauf, wenn diese Zeit um ist, werden sieben schwere (Jahre) kommen, die aufzehren werden, was ihr für sie zurückgelegt habt (qaddamtum), außer einer geringen Menge, die ihr aufbewahrt (tuhsinuuna). Hierauf, wenn diese Zeit um ist, wird ein Jahr kommen, in dem die Menschen (wieder) Regen haben, und in dem sie (wieder) keltern werden.“»

[Sure Yusuf, Ayat 47-49]

Dies ist eine klare Empfehlung, für zukünftige Bedürfnisse zu sparen.

Und Allah wie´es am besten.

Fatwa: Verbietet der Islam das Ansparen/Anhäufen von Reichtum?

Die folgende Fatwa wurde von mir (Yahya ibn Rainer) aus der englischen in die deutsche Sprache übertragen. Es handelt sich um das Rechtsgutachten Nr. 96115 auf der Fatwa-Seite von Sheikh Muhammad Saalih al-Munajjid.

Frage: Warum verbietet der Islam das Ansparen/Anhäufen von Reichtum?

Alles Lob gebührt.

Der Islam verbietet keinesfalls das Ansparen/Anhäufen von Reichtum. Was jedoch verboten ist und wovor (uns) eine ernste Warnung erteilt wurde, ist das Nichtzahlen der Zakah auf den Reichtum (einer Person). Aber wenn eine Person die Zakah bezahlt, dann ist sie nicht zu verurteilen.

Allah sagt (in ungefährer Bedeutung):

„Ihr Gläubigen! Viele von den Rabbinern und Mönchen bringen die Leute in betrügerischer Weise um ihr Vermögen und halten (ihre Mitmenschen) vom Wege Allahs ab. Denjenigen nun, die Gold und Silber horten (al-Kanz) und es nicht um Allahs willen spenden, verkünde (daß sie dereinst) eine schmerzhafte Strafe (zu erwarten haben)“

Sure Tauba (9), Aya 34

Abu Dawud (1564) überlieferte von Umm Salamah (möge Allah mit ihr zufrieden sein), dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Was (an Reichtum) einen solchen Umfang erreicht, dass Zakah darauf entrichtet werden muss, so handelt es sich nicht um kanz (gehorteten Reichtum) sobald die Zakah entrichtet wurde.“

(Überlieferung klassifiziert als hasan (gut) von al-Albani in Sahih Abi Dawud)

Al-Bukhari (1404) überlieferte, dass Khalid ibn Aslam sagte:

„Wir gingen raus mit ‘Abd Allah ibn ‘Umar (möge Allah mit ihm zufrieden sein) und ein Beduine sagte: Erzähle von den Worten Allahs „Denjenigen nun, die Gold und Silber horten (Al-Kanz) und es nicht um Allahs willen spenden“ Ibn ‘Umar (möge Allah mit ihm zufrieden sein) sagte: Derjenige, der es anhäuft und darauf nicht Zakah entrichtet, wehe ihm. Dies(e Offenbarung) war bevor die Zakah offenbart wurde; als sie (dann) offenbart wurde, machte Allah sie zu einer Reinigung für (den) Reichtum.“

(Imam) Malik überlieferte in al-Muwatta‘ (595), dass ‘Abd Allah ibn Dinar sagte:

Ich hörte ‘Abd Allah ibn ‘Umar als er über kanz befragt wurde – Was ist es? Er sagte: Es ist Reichtum, auf welchen die Zakah nicht entrichtet wurde.

Ibn Kathir (Allah sei ihm gnädig) sagte, die Aya in al-Tauba kommentierend:

Bezüglich kanz sagte (Imam) Malik, überliefernd über ‘Abd Allah ibn Dinar von ‘Abd Allah ibn ‘Umar: Es ist Reichtum auf welchen die Zakah nicht entrichtet wurde.

Al-Thawri und andere überlieferten von ‘Ubayd Allah über Nafi‘, dass ibn ‘Umar sagte: Das, worauf Zakah entrichtet wurde, ist nicht kanz, auch wenn es unter sieben Erden vergraben ist, aber solches, welches nicht vergraben ist und die Zakah wurde darauf nicht entrichtet, ist kanz.

Dies wurde (ebenfalls) überliefert von Ibn ‘Abbas, Jabir, und von Abu Huraira in jeweils mawquf- und marfu‘-Berichten

‘Umar ibn al-Khattab sagte etwas Ähnliches: Jeder Reichtum, auf den Zakah entrichtet wurde, ist nicht kanz, auch wenn es in der Erde vergraben liegt. Und jeder Reichtum, auf den keine Zakah entrichtet wurde, ist kanz, womit sein Eigentümer gebrandmarkt ist (am Tage der Auferstehung), auch wenn es an der Erdoberfläche ist (und nicht vergraben).

[Ibn Kathir – Ende]

Somit ist klar, dass (nur) derjenige Reichtum tadelnswert ist, auf den Zakah nicht entrichtet wurde.

Was jedoch unter der Schwelle (nisab) ist oder den Schwellenwert erreicht und Zakah wird entrichtet, so ist es nicht kanz.

Somit ist klar, dass der Islam die Speicherung/Anhäufung von Reichtum nicht verbietet, sondern er verbietet es nur, darauf keine Zakah zu entrichten.

Und Allah weiß es am besten.

Ibn ‚Arabi als Anhänger und Überlieferer der Zahiri-Schule

„Der Codex, den die herzogliche Gothaer Bibliothek von Ibn Hazm’s Abhandlung über die Nichtigkeit des Kijas und des Ra’j etc. besitzt, wird auf die Ueberlieferung Ibn ‘Arabi’s zurückgeführt, dem wir also die Erhaltung dieses zusammenfassenden Grundwerkes über die Principien der Zahirschule verdanken.

In der Einführung dieses Werkchens erzählt er folgenden Traum:

Ich sah mich im Dorfe Saraf bei Sevilla, dort sah ich eine Fläche, aus welcher eine Anhöhe hervorragte. Auf dieser Anhöhe stand der Prophet, und ihm entgegen kam ein Mann, den ich nicht kannte; die beiden umarmten sich so fest, dass sie in einander aufzugehen und zu einer Person zu werden schienen. Grosser Lichtglanz verbarg sie vor den Augen der Menschen. „Möchte ich doch wissen“ dachte ich „wer dieser fremde Man sei?“ Da hörte ich sagen: „Dies ist der Traditionsgelehrte ‘Ali ibn Hazm“. „So gross ist also – dachte ich, nachdem ich erwacht war – der Werth der Tradition“. Ich hörte vordem nie den Namen Ibn Hazm’s. Einer meiner Sheykhe den ich darüber befragte, theilte mir mit, dass dieser Mann eine Capacität auf dem Gebiete der Traditionswissenschaft sei“.

 

(Dr. Ignaz Goldziher, Die Zahiriten – Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte, ©1884, Seite 186)

Der sufische Mystiker Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī über die Rechtsschule al-Mahdi’s

Interessant, was der sufische Mystiker Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī in seinem Werk Al-futuhat al-makkiyya über die Rechtsschule al-Mahdi’s schrieb.

„Er wird nach der durch das Ra’y ungetrübten Religion urteilen, und somit im größten Teil seiner Urteile den etablierten Meinungen der Gelehrten widersprechen. […] Die Worte des Hadith „Der Mahdi folgt meiner Spur, so dass er nicht irrt“, beweisen, dass er der Sunnah folgen und nichts unüberliefertes tun wird […] und dass ihm die Anwendung der Analogie untersagt ist, […] so wie nach der Ansicht mancher Gelehrten die Anwendung der Analogie überhaupt allen Gläubigen verboten ist“

Das islamische Urteil über die Teilnahme an Streiks

Die folgende Fatwa stammt von Sheikh Muhammad al-Mahmood al-Najd und ist zu finden auf islamqa.info. Es handelt sich um eine englischsprachige Übersetzung des arabischen Originals. Für eine Übersetzung in die deutsche Sprache wäre ich überaus dankbar und würde sie nachträglich zu diesem Beitrag hinzufügen.

5230: Ruling on going on strike

What is the ruling on going on strike to attain some workers’ demands or to improve their situation?

Praise be to Allaah.

Striking is a breach of the contract between the worker and his employer, and Allaah calls on us in His Book to honour and uphold the contracts that one person may take upon himself towards another person. So the worker has to do all the work that he agreed to do in a manner that pleases Allaah and in accordance with the aayah (interpretation of the meaning);

“O you who believe! Fulfil (your) obligations…” [al-Maa’idah 5:1]

Strikes are often accompanied by trouble, discord and violence, which is unacceptable in Islam because of the Fiqhi principle that warding off evil takes priority over achieving benefits. There are a number of other means which can be resorted to in order to achieve one’s goals, and which may be more effective than striking. A wise man would not leave any legitimate avenue unexplored.

As for stopping work because one has not been paid, this is permissible, because in this case the employer is in breach of contract, so the worker has the right to stop work until he gets paid. The Prophet (peace and blessings of Allaah be upon him) said: “Give the hired worker his wages before his sweat dries.” (Narrated by Ibn Maajah). And Allaah knows best.

Masaa’il wa Rasaa’il, Muhammad al-Mahmood al-Najdi, p. 48.

Auszug aus „Al-aḥkām as-sulṭānīya“ von Abū l-Hasan al-Māwardī über den Umgang mit Kriegsgefangenen

„Al-aḥkām as-sulṭānīya“ von Abū l-Hasan al-Māwardī (364-450 n.H. / 972-1058 n.C.) ist ein anerkanntes Grundlagenwerk über den Fiqh der Staatsführung (und damit auch Kriegsführung). Al-Māwardī war ein bedeutender muslimischer Rechtsgelehrter (faqih). Seine Schriften zum islamischen Recht sind bis heute relevant.

Der folgende Auszug stammt aus dem 5. Abschnitt des 4. Kapitels namens „Die Führerschaft des Jihad“ und beschäftigt sich mit dem korrekten bzw. erlaubten Umgang mit Kriegsgefangenen die keine Muslime sind bzw. werden:

„Die zweite Sache, die passieren kann, ist, dass Allah den Sieg über sie beschert, sie jedoch Götzendiener bleiben (wollen), in diesem Fall werden ihre Frauen und Kinder gefangen genommen, und ihr Vermögen wird zu Beute, und diejenigen, die nicht als Gefangene genommen werden, werden zu Tode gebracht.

Die Gefangenen betreffend, hat der Anführer die freie Wahl, aus vier möglichen Vorgehensweisen die jeweils nützlichste zu beschließen:

Die erste lautet, dass man sie zu Tode bringt, indem man ihre Hälse durchtrennt (-schneidet); die zweite, dass man sie versklavt und somit die Gesetze der Sklaverei über ihre Freilassung oder ihren Verkauf Geltung haben; die dritte, dass man sie gegen Lösegeld, Waren oder Gefangene austauscht; und die vierte, dass man ihnen die Gunst erweist und ihnen verzeiht (und sie somit frei sind).“

(Abū l-Hasan al-Māwardī in Al-aḥkām as-sulṭānīya, 5. Abschnitt des 4. Kapitels „The Amirate of Jihaad“)

Eine englischsprachige Übersetzung des Werkes kann man HIER>> als PDF herunterladen.

Gelehrte Meinungen zur ISIS

Der folgende Text basiert auf einem Artikel der auf islam21c.com veröffentlicht wurde. Er wurde von Fulaan al-Nourmirbekannt übersetzt und gekürzt und von mir, Yahya ibn Rainer, noch einmal rhetorisch und grammatikalisch überarbeitet. Die enthaltenen Ansichten, Meinungen und Urteile müssen in ihrer Gänze nicht unbedingt unsere Zustimmung finden. Der Text hat somit ausschließlich einen informellen Charakter.

Folgendes sind die Meinungen verschiedener muslimischer Gelehrter und Persönlichkeiten bezüglich der Gruppe ISIS.

Der syrische Konflikt wütet weiter und hinterlässt die Muslime in einem qualvollem Dilemma. Sie sind gespalten in eine Gruppe, welche hilflos zusehen muss wie tausende von Menschen unterdrückt und getötet werden, und eine andere Gruppe, welche mit allen Mitteln versucht etwas gegen dieses Elend zu unternehmen. Eine Reihe von muslimischen Jugendlichen haben sich dazu entschieden, sich dieser Revolte anzuschließen und sogar ihr Leben für diese Sache zu geben.

Dies hat die Regierung dazu gebracht, bestimmte Strafaktionen gegen diese Jugendlichen vorzunehmen, unter dem Vorwand, dass der Staat befürchten muss, dass sie sich dadurch radikalisieren lassen [1]. Viele Jahre vor dieser Position der britischen Regierung, haben Gelehrte in Syrien und im Ausland Ausländer gewarnt nach Syrien auszuwandern um sich dort an Kämpfen zu beteiligen.

Dies haben die Gelehrten nicht gesagt, weil sie Angst hatten vor der „Radikalisierung“ der Jugendlichen, worüber es außerdem keine empirischen Beweise gibt, vielmehr hatten sie Bedenken, dass der Verlauf der Revolution dadurch behindert wird, da es nie an Kämpfern gemangelt hat, sondern vielmehr an finanziellen sowie medizinischen Ressourcen [2].

Jahre vergingen in Massenaufständen, einige nachteilige Vorkommnisse traten ein und mehrten sich in dieser Revolution und beeinträchtigten den Fortschritt im Kampf gegen das Regime stark. Darüber hinaus verübten bestimmte Gruppen Verbrechen gegen syrische Kämpfer aufgrund von internen Provokation und Konflikten [3], sowie durch gezieltes Kidnappen von Mitarbeitern einiger Hilfsorganisationen und Zivilisten [4], aufgrund ihres verzerrten Verständnis des Islams, welches bei zahlreichen syrischen und internationalen Gelehrten völlig unbekannt ist [5] [6].

Die Gelehrten hatten zuvor ihre Positionen dem Volk gegenüber klar gemacht, aber die Unfähigkeit dieser Leute, die Gelehrten ernst zu nehmen [7], hat schlussendlich in dieser Katastrophe geendet, vor welcher sie gewarnt hatten. Die Katastrophe fand ihren Höhepunkt, als Außenseiter die Stärke des „Islamischen Staates des Irak und der Levante“ aufwerteten und mit den üblichen Schlagwörtern koppelten (Khilafa, Bay´ah, Amir al-Mumin, Hijra und so weiter). So kann man sagen, dass, wenn ISIS schon nicht Teil des Assad-Regimes ist wie einige behaupten [8], sie entweder stark infiltriert worden sind oder ihre Ideologie stark am Islam vorbei geht und sie auf dem Weg der Irrleitung sind. ISIS hat nicht nur die Kämpfer geschwächt, welche in Syrien gegen Bashar kämpfen, vielmehr haben sie auch Richter von Schiedsgerichten getötet und abscheuliche Verbrechen gegen Muslime begangen.

Das Regime hat stark von der Existenz ISIS´s profitiert und auch vermieden sie anzugreifen und zu verfolgen[9]. ISIS hat außerdem den Fortschritt einiger der effektivsten islamischen Rebellengruppen geschwächt, indem sie einen Kampf gegen sie führten, weil sie ihnen den Treueeid nicht leisten wollten und ihrer verzerrten Ideologie nicht folgen wollten.

Die Regierung und die Medien wiesen darauf hin, dass viele von jenen, die nach Syrien gegangen sind um sich an den Kämpfen zu beteiligen, der ISIS beigetreten sind. Auch bestätigten dies kürzlich erschienene Videos[10]. Unter der Annahme, dass diese Behauptungen wahr sind, wird es verpflichtend für diejenigen die aufrichtig sind und der Unterdrückung sehnsüchtig entgegensehen, dass man diese unmissverständliche Realität offenlegt. Bedauerlicherweise erkennen viele übereifrige Personen die Autorität der syrischen Gelehrten nicht an und verwerfen ihre Ansichten, während sie selber andere beschuldigen politisiert geworden zu sein.

Wen befolgen sie und was riskieren sie dabei? Zweifellos ist das Ausmaß der Krise in Syrien beispiellos, denn folglich ist der Einsatz derjenigen die dahin reisen, höchstwahrscheinlich der Tod. Der Tod wird zum Paradies oder zum Höllenfeuer führen. An jene, welche sich entschieden haben sich der ISIS anzuschließen, auf welcher Grundlage und mit welcher Rechtfertigung wollen sie Allah treffen, während diese Fraktion das Blut von tausenden von Unschuldigen vergossen hat? Die Frage bleibt, haben diese Personen sich auf das Buch Allah´s bezogen, den Vorschriften des Gesandten, Frieden und Segen auf ihm, der Leitung unserer rechtgeleiteten Khalifen im Verständnis und Glauben, den anerkannten Gelehrten des Islams, bevor sie sich diesem Risiko im Jenseits aussetzen?

Diejenigen, die sich wirklich für den Verlauf der Revolution und den Wunsch, dass es das beste Ende erreicht, einsetzen wollen, werden sich kategorisch an die Vorschriften Allah´s halten. Wenn unser Stolz es nicht zulässt, den syrischen Gelehrten ihren Wert beizumessen, dann nehmt zumindest diese Aussagen und Urteile internationaler Gelehrter über ISIS:

Sheikh Abu Abdullah al-Masry:

Scheich al-Masry war zuvor Mitglied der ISIS trat aber aus, aufgrund der Grundlage ihrer Ideologie und Methodik. Er erklärt seinen Austritt damit, dass ISIS die Menschen in Syrien diffamiert und von ihnen behauptet sie seien ideologisch fehlgeleitet [11]. Er fragt sich wie das sein kann, obwohl der Prophet, Frieden und Segen auf ihm, sagte: „Wenn die Leute von Shaam korrupt sind, dann ist nichts Gutes in euch.“

Der Shaykh fügt hinzu: Das Verhalten vieler Elemente der ISIS, einschließlich ihrer Führer, ist in Syrien permanent beleidigend gegenüber den Mujahideen, indem sie ihnen vorwerfen in ihrem Glauben und ihren Taten irregeleitet zu sein. Der Shaykh erklärt, dass ISIS theoretisch nicht zu den Khawaridj erklärt werden können, auch wenn dies praktisch häufig der Fall wäre, denn sie bezichtigen des Unglaubens ohne Beweise und ohne Verständnis der Schwere dieses Vorwurfs. Vielmehr erklären sie jemanden als ungläubig, nur wenn sie nicht einer Meinung mit ihm sind. Viele von ihnen glauben, dass die Syrer im Allgemeinen Abtrünnige sind, bevor sie sich überhaupt darüber informieren, sie richten ihre Waffen auf die Gesichter aus den trivialsten Gründen.

Sheikh Abdul Aziz al-Tarifi[12]:

Es ist verboten für irgendjemanden, seine eigene Gruppe zur „wahren“ Gruppe zu erklären, und dass Loyalität, Feindschaft, sowie Treue und Führung ausschließlich an ihr gemessen wird. Auf jedweden der glaubt, dass Loyalität alleinig ihm gebührt, treffen folgende Worte Allah´s zu: „Mit jenen aber, die zur Spaltung ihrer Religion beitrugen und zu Parteien geworden sind, hast du (Oh Gesandter Allahs, sallalahu aleyhi wa sallam) nichts Gemeinsames.“ [13]

Der Shaykh fügt hinzu: „Es ist falsch, dass eine Gruppe während des Zustandes des Kampfes, das alleinige, individuelle und allgemeine Recht der Treue und alles was dazu gehört, verlangt. Es ist falsch, dass ein Individuum, welches eine bestimmte Gruppe anführt, sich selber Amir al-Mumineen nennt, vielmehr soll er sich Führer seiner Armee, seines Bataillons oder Kampfes nennen. Allgemeine Führung wird durch Schura zwischen den Gläubigen entschieden und nicht durch ein Individuum. Titel lassen Exklusivität entstehen, was zu Streit, Konflikten und Schlechtem führt, daher ist das Sich-Anschließen der Gruppe ISIS, solange sie nicht dem Gesetz Allah´s folgt, verboten.

Sheikh Sulaiman b. Nasser al-Alwan:

Der Shaykh begann mit der Suche nach Wissen in dem Alter von fünfzehn Jahren. Er hat umfassende Erläuterungen zu Hadith-Büchern geschrieben, darunter Sahih al-Bukhari, Jāmi’ Abū Issa al-Tirmidhi, Sunan Abī Dāwūd, Muwata’ Mālik und viele andere [14]. Er sagt: „Al-Baghdadi ist nicht der Kalif der Muslime, niemand muss tun was er verlangt, vielmehr ist er der Führer einer Fraktion. Das Verlangen nach einem Treueid und das Töten von denjenigen die dies ablehnen, sind Taten eines Aggressors und nicht die Taten einer Person des Guten und der Rechtschaffenheit. Wenn sein eigener Führer nicht mit seinen Taten übereinstimmt, wie kann er dann die Treue von anderen für sich verlangen?“

Sheikh Abu Muhammad al-Maqdisi:

Shaykh Muhammad al-Maqdisi gilt als der Führer der „djihadistischen Salafi-Bewegung“ in Jordanien. Sein Name ist Issam Barqawi, aber er ist bekannter unter Abu Muhammad al-Maqdisi. Ideologisch weit von der ISIS´s entfernt [16], sagt er in einem Brief an die Mujahidin von Syrien, nachdem er von ISIS und ihrem Benehmen mit anderen Kämpfern gehört hat: „…und wir schämen uns nicht, uns von den Taten derjenigen loszusagen, welche das Blut von Muslimen vergießen, wer auch immer es sein möge.“ Er fährt fort: „Wie kann man erwarten, dass man alle Syrer vereint, unter anderem auch Christen und andere Gruppen (wenn man nicht mal die Muslime in dieser Art eint)?“

Dr. Abdul Karim Bakkar:

Dr. Abdul Karim Bakkar ist einer der führenden Autoren auf dem Gebiet der Bildung und des islamischen Denkens, der eine tief reichende Analyse in den Bereichen der islamischen Zivilisation, Renaissance und Da’wa erarbeitet hat. Er verfasste mehr als 40 Bücher auf diesem Gebeit. Er ist Mitglied des Beirats für das „Islam Today-Magazin“ (Riad) [19] Er sagt: „Ich habe eine Reihe von Studenten des Wissens und der islamischen Rechtslehre getroffen, welche aus Syrien zurückgekehrt sind. Ich schwöre bei Dem, neben Dem es keinen anderen Gott gibt, dass das einzige worüber sie sprachen die abscheulichen Taten von ISIS waren und deren Verbrechen. ISIS und das Assad Regime sind zwei Gesichter desselben Übels.

Dr. al-Shafi Ajmi:

Dr. Al-Ajmi suchte nach Wissen unter der Leitung von Scheich Muhammad b. Salih und Scheich Yahya al-Yahya. Er studierte an der Universität von Imam Muhammad b. Saud und ist jetzt der Imam der al-Ghazali Moschee in Kuwait [20] Er sagt: Ich habe nicht von einem einzigen Gelehrten innerhalb oder außerhalb Syriens gehört, der diese Fraktion lobte, gut von ihr dachte hat oder sie verteidigt hat, sondern sie haben einstimmig beschlossen, dass sie Aggressoren sind. Al-Baghdadi´s Ziel, seit dem Eintritt in Syrien, ist es, die Kämpfer zu schwächen und er hat sie in der Tat geschwächt, unter anderem die al-Nusra Front und Ahraar al-Shaam und er tut dies auch weiterhin.

Shaykh Abu Basir al-Tartusi:

Shaykh Abu Basir al-Tartusi hat eine eminent wichtige Rolle als Mufti in der syrischen Revolution gespielt. Es wird gesagt, dass Shaykh al-Tartusi der erste arabische Kämpfer gewesen sei, der 1981 nach Afghanistan reiste und Abdullah Azzam bei seinen Reisen begleitete. Er hat viele Bücher geschrieben und ist der Gründer von mehreren Koordinierungsgruppen der Revolution [21] Er sagt: „Die Gruppe ,welche als ISIS bekannt ist, besteht aus fanatischen Khawaridj, sie haben die Khawaridj in vielen ihrer Eigenschaften und Handlungen sogar übertroffen, in ihrer Kombination aus Fanatismus, Aggressivität, Feindseligkeit, Unantastbarkeit und Blutvergießen.“

Sheikh Abdullah Saad:

Der Shaykh und bemerkenswerte Muhadtih Abdullah b. Abdul Rahman b. Mohammed Al-Saad Al-Mutairi gehört zur Elite der muslimischen Gelehrten des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu seinen Lehrern zählen, Shaykh Abdul Aziz b. Baz, Shaykh Mohammed b. Salih und Shaykh Abdullah b. Abdul Rahman al-Jibreen. Er hat zehn Bücher geschrieben, darunter Erklärungen von Bukhari, Sunan Abi Dawud Jāmi ‚al-Tirmidhi und andere [22] Er sagt: „Ich appelliere an alle, die sich der Gruppe ISIS angeschlossen haben, sie zu verlassen und von ihnen loszulassen, und an die Führer, dass sie zurück zur Wahrheit kehren und Reue gegenüber Allah zeigen von ihren gewaltigen Fehlern in welche sie gefallen sind…“

Shaykh Abdullah al-Muhaisiniy:

Shaykh al-Mahiseny ist ein Spezialist in der islamischen Rechtswissenschaft, und promovierte mit einer Arbeit über das Thema: „Urteile über Kriegsflüchtlinge in der islamischen Rechtswissenschaft.“[23] Er sagt: „Bei Allah, ich habe noch nie Gelehrte gesehen, welche über den Jihad sprechen, die so einstimmig eine muslimische Bewegung verurteilt haben, wie sie es bei ISIS tun.“ Shaykh Mahiseny schloss mit den Worten ab: „Ich bitte dich, Oh Baghdadi, ein allgemeines islamisches Gericht herbeizuführen, um die Vorschriften Allah´s einzuhalten.“

Die Gelehrten der Aleppo-Front:

Die Gelehrten der Aleppo-Front haben eine Erklärung abgegeben, und fordern alle aufrichtigen Mitglieder der ISIS, diese Fraktion zu verlassen und sich den legitimen revolutionären Kräfte in Syrien anzuschließen, aufgrund den Verbrechen die von dieser Gruppe begangen wurden, einschließlich: „Vorwürfe des Unglaubens (Takfir), das Blutvergießen ohne einen zweiten Gedanken darüber zu veranlassen, Entführungen und dokumentierte bewaffnete Überfälle um Waffen und Munition aus anderen Rebellengruppen zu erbeuten, ihre Verweigerung sich der Scharia zu unterwerfen um zwischen ihnen und den anderen Fraktionen zu vermitteln. Ihr Takfir wird manchmal sogar auf die gesamte syrische Bevölkerung erweitert. Dies beinhaltet den Takfir auf die Freie-Syrische-Armee und die Beschuldigung von Ahraar al-Shaam, sie seien fehlgeleitete „Surūrīs“ , und dass die al-Nusra-Front sich ihrer angeblichen ‚Khalīfah “ weigert. [26]

Gemeinsame Erklärung von 47 Gelehrten in Saudi-Arabien, darunter Al-Ghunaymaan, Al-‚Umar, Al-Mahmoud Al-Jalali und Al-Mahmoud: Die gemeinsame Erklärung besagt, dass es unzulässig ist und von der Tyrannei sei, sich als einzig richtige Fraktion zu sehen und dass alle anderen dazu genötigt sind den Treueid einer Gruppe zu geben, ohne die Beratung der Muslime, sonst werden sie Khawaridj und ihr Blut wird erlaubt. Sie argumentierten, dass dies der Hauptgrund für die Gruppierungen und den internen Kämpfen sei. Scheich Hamoud b. Ali al-Omari fügte hinzu: „Die Realität ist, dass jedes Blut, welches von den Rebellengruppen vergossen wird, auf Al-Baghdadis Ablehnung basiert, mit der Scharia zwischen ihnen und anderen zu vermitteln, während er selber seine eigene Scharia erfunden hat. Es gibt keine Handlung, welche eine größere Strafe nach sich zieht, als eine Gläubigen absichtlich zu töten: „Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle, ewig darin zu bleiben. Und Allah zürnt ihm und verflucht ihn und bereitet ihm gewaltige Strafe.“ [27]

Zusammenfassung:

Aufgeführt wurden nur einige Urteile von muslimischen Gelehrten über ISIS. Eine solche Vereinbarung zwischen Gelehrten, Analysten und Intellektuellen auf der ganzen Ebene sollte das Herz eines jeden einzelnen wachrütteln, der die revolutionären Bemühungen behindert und eine neue Ideologie den Leuten aufzwingt. Dadurch erlangt man weder Allah´s Wohlgefallen, noch eine Verbesserung in Syrien. Die Syrer haben keinen Bedarf an weiterer Unterdrückung. Aufrichtige Leute, welche sich ISIS angeschlossen haben und denken es sei islamisch, sollten ihren Weg überdenken und sollten aufhören Glücksspiel mit ihrem ewigen Jenseits und der syrischen Zukunft zu betreiben, welche auf einer Messerkante balanciert.

Quelle: www.islam21c.com
Übersetzt und gekürzt von Fulaan al-Nourmirbekannt
Rhetorisch und grammatikalisch überarbeitet von Yahya ibn Rainer

 

Notes:
This article is presented for information purposes, and is not an official view of MRDF or Islam21c.

[1] 
http://www.independent.co.uk/news/uk/crime/growing-fears-over-britons-radicalised-in-syrian-conflict-9132268.html
[2] 
http://www.islam21c.com/politics/8744-a-plea-from-syria/
[3] 
http://english.alarabiya.net/en/News/middle-east/2014/01/07/Al-Qaeda-groups-fight-each-other-in-Syria.html
[4] 
http://www.thejournal.ie/syria-aid-workers-missing-1249026-Jan2014/
[5] 
http://eldorar.net/science/article/9246
[6] 
http://www.almokhtsar.com/news/ Title/author: أقوالالعلماءوالدعاةفيداعش/ إبراهيمبنعبدالرحمنالتركي
[7] 
http://www.islam21c.com/politics/association-of-syrian-scholars-on-isils-actions/
[8] 
http://www.globalresearch.ca/the-islamic-state-of-iraq-and-the-levant-isil-vs-syrias-moderate-al-qaeda-terrorists/5365981
[9] 
http://syriageneva2.org/?p=242&lang=en
[10] 
http://www.bbc.co.uk/news/uk-27947343
[11] 
http://aseft-alshamal.org/?p=1107
[12] 
http://ar.islamway.net/scholar/1223
[13] Al-Qur’ān 6:159

[14] 
http://ar.islamway.net/scholar/245
[15] 
http://ar.islamway.net/scholar/44
[16] 
http://www.aljazeera.net/news/pages/84a822d8-0f92-4ed0-8225-972bccf35cdc
[17] 
http://ibnhomaid.af.org.sa/
[18] 
https://twitter.com/Abdulazizfawzan
[19] 
http://www.drbakkar.com/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=53
[20] 
http://islam-call.com/authors/v/id/1228/
[21] 
http://www.al-akhbar.com/node/201838
[22] 
http://www.alssad.com/publish/article_39.shtml
[23] 
http://mhesne.com/index.php?option=com_content&view=article&id=59&Itemid=121
[24] 
https://www.paldf.net/forum/showthread.php?t=614220
[25] 
http://albadee.net/news/12989/
[26] 
http://halabnews.com/news/42813
[27] Qur’ān 4:93

Arabischer Name, arabisches Essen und arabische Kleidung – Ist das Islam?

Vor einiger Zeit machte mich ein Bruder aus Hannover auf einen Blog aufmerksam, der von einem Konvertiten aus den USA gepflegt wird. Der Name dieses Konvertiten ist Joe Bradford und er studierte und absolvierte diverse islamische Wissenschaften an saudischen-arabischen Universitäten.

Aus dem folgenden Blogbeitrag habe ich einen Teil in die deutsche Sprache übertragen:

What’s in a name? or Why you don’t have to and shouldn’t change your name in Islam.
http://www.joebradford.net/change-name-islam

„[…]

Ich wurde nach meinem Vater und Großvater benannt. Ich erinnere mich daran, dass ich aufwuchs mit Stolz auf diese Tatsache, dass ich nach ihnen benannt wurde und was diese Namen für großartige Bedeutungen hatten. Joe kommt von Joseph und bedeutet „Er (Gott) fügt hinzu“ und Willis bedeutet „Sohn der Bestimmung“.

Ich erinnere mich daran, dass ich am Tage, als ich den Islam annahm, von einer Gruppe Leute angesprochen wurde, viele von ihnen beharrten darauf, dass ich meinen Namen ändern sollte. Allerdings habe ich meinen Namen Joe noch für etwa ein Jahr nach meiner Annahme des Islams behalten. Eines Tages jedoch bestand jemand darauf, dass ich nun endlich einen „guten muslimischen Namen“ bräuchte und nach einigem Nachsinnen und weil ich meinte nicht allzu viel Groll bei meinem Vater dadurch zu erzeugen (immerhin ließen sich meine Eltern scheiden als ich noch jung war), hielt ich es doch für eine recht gute Idee.

Es gingen nun einige Jahre ins Land und der Wechsel meines Namens änderte eigentlich gar nichts an mir selbst, allerdings hatte er den Charakter einer Art Selbstleugnung. Es war eher ein Akt des Trotzes, ein Verzicht, der im Grunde dafür sorgte, dass ich nicht mehr war für wen man mich hielt. So blieb es eine lange Zeit, ohne einen Ton aus der muslimischen Gemeinde oder eine Anregung diese Sache zu überdenken.
Während dieser gesamten Zeit wurde ich weiser und reifer und schließlich ging ich nach Übersee um in der Heiligen Stadt Medina zu studieren.

Dort in Medina studierte ich unter einem prominenten Gelehrten und dieser pflegte mich ständig mit dem Namen „Joe“ zu rufen. Einmal tat er das in der Klasse und jemand sagte „sein Namen ist Hud“, er jedoch erwiderte „Ja, aber Joe ist er von seinen Eltern genannt worden.“
Ein anderes mal passierte das gleiche. Nach dem Unterricht nahm er mich beiseite und sagte „Joe, …“, worauf ich ihn unterbrach und sagte „Hud“.

Er lächelte und sagte: „Deine Eltern nannten dich Joe und ich an deiner Stelle würde es hassen, etwas Gutes, was sie dir gaben, auszutauschen.“ Und er sagte weiter: „Denke an Allahs Aussage in Sure Yusuf (123:68):

„Als sie hineingingen, wie ihr Vater ihnen befohlen hatte, konnte es ihnen vor Allah nichts nützen. Es war lediglich ein Bedürfnis in der Seele Yaqubs, das er damit erfüllte.“

Er sagte: „Siehe, wie er etwas tat was nicht unbedingt notwendig war, und sein einziges Ziel war es ein persönliches Bedürfnis zu erfüllen. Allah befiehlt uns, unsere Eltern in jedem Fall zu respektieren, die einzige Ausnahme im Gehorsam ihnen gegenüber ist der Götzendienst, wenn sie uns ihn befehlen würden, und selbst in diesem Fall müssten wir sie weiterhin respektieren und gut behandeln. Selbst wenn sie deine Entscheidung akzeptieren, dass du einen anderen Namen benutzt, behalte deinen originalen Namen aus Respekt vor ihnen, aus Respekt vor ihrer Entscheidung. Du wirst dafür belohnt werden.“

Kurz darauf sah ich meinen Vater, er kam uns den Sommer besuchen. Als wir auf dem Flughafen waren, schaute er auf eine Wand und musste anfangen zu lachen. Ich sah ebenfalls hin und dort war ein Schild mit dem Kopf einer Kuh zu sehen mit der Aufschrift „Hood’s Ice Cream“. Er sah mich an und lächelte zustimmend. Nicht zu vergleichen mit der Reaktion meiner Mutter, die sich sehr aufregte als ich ihr erzählte, dass ich meinen Namen geändert hatte. Auch wenn sie und mein Vater ein schwieriges Verhältnis hatten, der Name, den sie mir gemeinsam gaben, war noch sehr wichtig für sie.

Ich kann mich daran erinnern, dass ich mal einem Freund von dem Ratschlag des Gelehrten erzählte, der mir daraufhin berichtete, dass sein eigener Vater ihn boykottierte, nachdem er nach seiner Annahme des Islams ebenfalls seinen Namen änderte. „Welch eine Religion ist denn das, die dir sagt das du den Namen ändern musst den dir dein Vater gab?“ meinte er.

Die Worte des Gelehrten blieben mir ein Denkanstoß, aber die Weisheit dahinter wurde mir erst klar, als mein Vater starb. Sein Name war ja ebenfalls „Joe“. Ich begann über meine eigenen Kinder nachzudenken und fragte mich, ob ich es mögen würde, wenn sie die Namen ändern würden die ich ihnen gab.

Nachdem mein Vater starb, zog ich nach Riyadh um dort bei einer Bank zu arbeiten. Ich trug dort Anzug und Krawatte und ich machte es zu einer Voraussetzung, dass mich jeder Joe zu nennen hatte. Einige nahmen Anstoß daran, anderen war es gleichgültig. Ich traf einmal einen Gelehrten, der dem höchsten Rat der Gelehrten in Saudi-Arabien angehörte. Er fragte mich nach meinem Namen, nach seiner Bedeutung und wo ich ihn her habe.

Nach meiner Antwort sagte er: „Ich schätze es, dass du deine Kultur, deinen Kleidungsstil und deinen Namen erhalten hast. Es ist vollkommen widersprüchlich, dass wir einerseits sagen das der Islam eine universale Religion sei und anderseits die Leute arabische Namen wählen, arabisch essen und sich arabisch zu kleiden beginnen. Sicherlich haben wir Kleidungsvorschriften, aber diese regeln lediglich wie wir etwas tragen und nicht was wir zu tragen haben. Bleibe du selbst, so bist du das bestmögliche Beispiel, so erreichst du mehr für den Islam. Beide, Muslime und Angehörige anderer Glaubensrichtungen, sollten wissen, dass wir Leute des Wissens haben können die mit Namen Joe heißen, denn das ist die universelle Natur des Islams.

[…]

Möge Allah uns alle zum Respekt leiten für unsere Eltern, unsere Kultur und die Bedürfnisse unserer Leute. Amen.“

Die Erzählung von Jalal ud-Din ar-Rumi über einen Mujassim

Im Jahre 1904 berichtet der deutsch-französische Konvertit Muhammad Adil Schmitz du Moulin in seinem Buch Der Islam eine Geschichte, die aus dem Mesnevi-i-Sherif von Jalal ad-Din ar-Rumi stammen soll.

Weder kenne ich die Authentizität der Überlieferung, noch gestatte ich mir den Inhalt als wahr und richtig anzupreisen. Ich gebe die Geschichte lediglich wieder, damit auch ihr sie kennt und ggf. etwas dazu in Erfahrung bringen könnt.
Sodann …

„Moses kam auf seinen Wanderungen durch die Wildnis zu einem Hirten, der zu Gott aus inbrünstigem Herzen also betete:

„O mein Meister, mein Herr und mein Gott! Wüsste ich nur, wo ich Dich finden könnte und Deinen Diener. Wäre es auch nur, dass ich Dir die Schuhriemen binden könnte, Dein Haar kämmen und Dir die Kleider waschen. Deine so schönen Füße möchte ich küssen, und Deine Kammer reinigen. O, könnte ich Dir, nach dem mein ganzes Herz ruft, dienen mit der Milch meiner Ziegen.“

Als Moses dieses hörte, erwachte der Eifer in ihm und er sprach zu dem Hirten:

„Du lästerst Gott. Der Allerhöchste hat keinen Körper, kein Bedürfnis nach Kleidung, noch Nahrung, noch Kammer, noch einem Bedienten. Du bist ein Ungläubiger“!

Und das Herz des Hirten wurde verfinstert, denn er konnte sich kein Bild vorstellen, ohne körperliche Form, ohne körperliche Bedürfnisse. Er gab sich der Verzweiflung hin und hörte auf, Gott zu dienen. Und Gott sprach zu Moses:

„Weshalb hast Du meinen Diener von mir weggetrieben? Jeder Mensch hat von mir seine Art des Daseins empfangen, seine Art zu sprechen. Was bei dir böse ist, kann gut bei einem andern sein. Was für dich Gift ist, ist Honig für ihn. Worte sind mir nichts. Ich betrachte das Herz. Der Kompass dient allein dazu, um denen, die außer der Kaaba stehen, die Richtung zu weisen. Die darinnen sind, bedürfen des Kompasses nicht.“

Liebesmärtyrer

Bereits im letzten Blogeintrag ging ich kurz auf die Situation von Muslimen ein, die mit einer homosexuellen Neigung leben. Nun möchte ich einen weiteren Auszug aus dem Werk Das Halsband der Taube des andalusischen Großgelehrten Ibn Hazm posten.

Inhaltlich geht es um die Menschen, die eine Leidenschaft trifft, die zum Verbotenen führen kann. Zum Beispiel wenn man sich in einen anderen Menschen verliebt, mit dem der intime Umgang als verboten gilt. Dazu zählen für den Mann sämtliche Nichtehefrauen (außer milk al-yamin) ebenso wie sämtliche Männer.

Wer eine solche verbotene Leidenschaft erfolgreich bekämpft, ihr also zu Lebzeiten nicht erliegt, wird dafür von Allah belohnt, wie jeder der sich von haraam fernhält. Laut einigen Gelehrten kann ein solcher Jihaad an-Nafs sogar den Tod eines Märtyrers herbeiführen, also den vorzüglichsten Tod, den unser Schöpfer nur für diejenigen reserviert hat, die sich für IHN und auf SEINEM Wege abmühen und dabei den Tod finden.

Die deutschsprachige Orientalistik fand hierfür den Begriff Liebesmärtyrer, welcher wohl besonders den Muslimen mit homosexuellen Leidenschaften eine gewisse Ermutigung geben soll.

Auch Ibn Hazm erwähnt den Hadith, der Grundlage ist für dieses Urteil, und nennt daraufhin auch einige Beispiele, die er anscheinend als dafür würdig erachtet. Im folgenden Auszug könnt ihr zwei dieser Beispiele lesen, die ich extra deshalb ausgesucht habe, weil sie eben auf eine homophile Neigung hindeuten:

„Manchmal kommt es vor, daß die Sache ernster wird, der Verliebte besonders empfindlich und seine Besorgnis ungewöhnlich groß ist. Dies kann zum Tode und zum Abscheiden aus dieser Welt führen. In der religiösen Überlieferung heißt es: ‚Wer sich verliebt, keusch bleibt und stirbt, ist ein Märtyrer.‘ *

Mein Freund Abuʾs-Sarī ʿAmmār ibn Zijād hat mir nach einem ihm vertrauenswürdig erscheinenden Gewährsmann erzählt, daß der Kanzleibeamte Ibn Kuzmān durch die Liebe zu Aslam ibn ʿAbd al-ʿAziz, dem Bruder des Premierministers Hāschim ibn ʿAbd al-ʿAziz – er war nämlich ein äußerst hübscher Mensch – so hart geprüft worden sei, daß ihn seine Gefühle auf das Krankenlager warfen und ihn in eine Lage versetzten, die zum Tode führen mußte. Ohne zu wissen, daß er der Grund für seine Krankheit war, sprach Aslam häufig bei ihm vor und besuchte ihn oft, bis er aus Schmerz und infolge langen Siechtums starb. Der Gewährsmann fügte hinzu: „Nach seinem Hinscheiden teilte ich Aslam den Grund seiner Krankheit und seines Todes mit. Da grämte er sich und sagte: ,Warum hast du mich nicht davon unterrichtet?‘ Ich erwiderte: ‚Warum sollte ich das tun?‘ – ‚Bei Gott!‘ sprach er, ‚ich hätte ihn noch häufiger besucht und wäre kaum von ihm gewichen; denn mir hätte dies nichts ausgemacht.‘‟ Dieser Aslam war ein besonders fein gebildeter und in geistiger Beziehung vielseitiger Mann mit einer Fülle von Kenntnissen auf rechtswissenschaftlichem Gebiet. […] Sowohl äußerlich wie innerlich war er ein über alle Maßen reizender Mensch. Er war der Vater des Abuʾl-Dschaʿd, der im Westviertel Cordovas wohnte.

[…]

Die Geschichte mit meinem Freund Abū ʿAbdallāh Muhammad ibn Jahjā at-Tamīmī, bekannt unter dem Namen Ibn at-Tubnī, verhielt sich folgendermaßen: Er sah aus, als ob die Schönheit nach seinem Urbild oder aus der Seele aller, die ihn geschaut, erschaffen worden wäre, so daß mir keiner zu Gesicht kam, der ihm gleich war an Schönheit, Anmut und Körperbildung, an Sittenstrenge und Ehrbarkeit, an Bildung, Geist, Milde und Treue, an Vornehmheit, innerer Sauberkeit und Edelmut, an Sanftmut, angenehmem Wesen und Liebenswürdigkeit, an Geduld und Nachsicht, an Verstand, Männlichkeit, Religiosität und Wissen, keiner auch, der gleich ihm den Koran und die Traditionen, die Grammatik und den Sprachschatz im Kopfe hatte, keiner, der so meisterhaft dichtete und kalligraphisch schrieb, der in seiner Rede so geschickt und abwechslungsreich war wie er und außerdem eine beachtliche Fähigkeit in der Scholastik und Dialektik besaß. […]

In Valencia traf ich meinen Freund Abu Schākir ʿAbd ar-Rahmān ibn Muhammad ibn Mauhib al-ʿAnbari. Er teilte mir das Hinscheiden des Abū ʿAbdallāh ibn at-Tubnī mit und unterrichtete mich von seinem Tode. Gott habe ihn selig! Al-Musʿab hat darüber folgendes erzählt: „Ich habe Abū ʿAbdallāh ibn at-Tubnī nach dem Grund seiner Krankheit gefragt. Damals war er schon abgemagert, und die schönen Züge seines Angesichtes waren infolge des Siechtums bereits geschwunden, so daß eigentlich nur noch die Ursubstanz übriggeblieben war, die nun von ihrem einstigen Aussehen kündete. Es kam mit ihm so weit, daß ihn ein Hauch beinahe wegblies. Fast ging er schon gebückt, und die Qual zeichnete sich auf seinem Antlitz ab. Wir beide waren allein, und so sprach er zu mir: ,Ja ich will dir erzählen: Ich stand an meiner Haustür in Ghadir asch-Schammās, als ʿAli ibn Hammūd in Cordova einzog und die Truppen aus den verschiedenen Richtungen daselbst heranströmten. Da gewahrte ich unter ihnen einen Jüngling. Bis zu dem Augenblick, da ich ihn sah, habe ich nicht geglaubt, daß sich die Schönheit in einer leibhaftigen Gestalt verkörpern könnte. Er überwältigte meinen Verstand, und mein Geist wurde ganz von ihm eingenommen. Als ich mich nach ihm erkundigte, sagte man mir: ‚Dies ist der und der aus der und der Gegend‘, einem Landstrich, der fern von Cordova und weit entlegen war. Da gab ich die Hoffnung auf, ihn nach jenem einen Mal wiederzusehen. Bei meinem Leben, Abū Bakr! Die Liebe zu ihm weicht nicht von mir, bis sie mich ins Grab bringt.‘‟ Und so war es auch. Ich kenne jenen Jüngling und weiß, wer er ist. Ich habe ihn gesehen, unterlasse es aber, seinen Namen zu nennen, weil er schon gestorben ist und sie sich beide bereits bei Gott, dem Mächtigen und Erhabenen, wiedergefunden haben. Er aber möge uns allen verzeihen! […]“

* Dieser Hadith existiert mit mehreren Ketten und ist ebenso in verschiedenen Wortlauten bekannt, erreicht aber anscheinend nie die Klassifizierung eines guten (hassan) oder gesunden (sahih) Hadith. Das Urteil des Liebesmärtyrers, dass auf diesem Hadith basiert, geht wahrscheinlich bereits auf Dawud bin Ali bin Khalaf al-Zahiri, den Gründer der Zahiri-Rechtsschule, zurück, was u.a. al-Subki in seinem Tabakat al-Shafi’iyah erwähnt. Ibn Qayyim bezeichnet den Hadith in seinem Werk Die prophetische Medizin jedoch als erfunden (maudu‘) und schliesst einen Märtyrertod aufgrund einer menschlichen Leidenschaft aus.