Fatwa: Verbietet der Islam das Ansparen/Anhäufen von Reichtum?

Die folgende Fatwa wurde von mir (Yahya ibn Rainer) aus der englischen in die deutsche Sprache übertragen. Es handelt sich um das Rechtsgutachten Nr. 96115 auf der Fatwa-Seite von Sheikh Muhammad Saalih al-Munajjid.

Frage: Warum verbietet der Islam das Ansparen/Anhäufen von Reichtum?

Alles Lob gebührt.

Der Islam verbietet keinesfalls das Ansparen/Anhäufen von Reichtum. Was jedoch verboten ist und wovor (uns) eine ernste Warnung erteilt wurde, ist das Nichtzahlen der Zakah auf den Reichtum (einer Person). Aber wenn eine Person die Zakah bezahlt, dann ist sie nicht zu verurteilen.

Allah sagt (in ungefährer Bedeutung):

„Ihr Gläubigen! Viele von den Rabbinern und Mönchen bringen die Leute in betrügerischer Weise um ihr Vermögen und halten (ihre Mitmenschen) vom Wege Allahs ab. Denjenigen nun, die Gold und Silber horten (al-Kanz) und es nicht um Allahs willen spenden, verkünde (daß sie dereinst) eine schmerzhafte Strafe (zu erwarten haben)“

Sure Tauba (9), Aya 34

Abu Dawud (1564) überlieferte von Umm Salamah (möge Allah mit ihr zufrieden sein), dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:

„Was (an Reichtum) einen solchen Umfang erreicht, dass Zakah darauf entrichtet werden muss, so handelt es sich nicht um kanz (gehorteten Reichtum) sobald die Zakah entrichtet wurde.“

(Überlieferung klassifiziert als hasan (gut) von al-Albani in Sahih Abi Dawud)

Al-Bukhari (1404) überlieferte, dass Khalid ibn Aslam sagte:

„Wir gingen raus mit ‘Abd Allah ibn ‘Umar (möge Allah mit ihm zufrieden sein) und ein Beduine sagte: Erzähle von den Worten Allahs „Denjenigen nun, die Gold und Silber horten (Al-Kanz) und es nicht um Allahs willen spenden“ Ibn ‘Umar (möge Allah mit ihm zufrieden sein) sagte: Derjenige, der es anhäuft und darauf nicht Zakah entrichtet, wehe ihm. Dies(e Offenbarung) war bevor die Zakah offenbart wurde; als sie (dann) offenbart wurde, machte Allah sie zu einer Reinigung für (den) Reichtum.“

(Imam) Malik überlieferte in al-Muwatta‘ (595), dass ‘Abd Allah ibn Dinar sagte:

Ich hörte ‘Abd Allah ibn ‘Umar als er über kanz befragt wurde – Was ist es? Er sagte: Es ist Reichtum, auf welchen die Zakah nicht entrichtet wurde.

Ibn Kathir (Allah sei ihm gnädig) sagte, die Aya in al-Tauba kommentierend:

Bezüglich kanz sagte (Imam) Malik, überliefernd über ‘Abd Allah ibn Dinar von ‘Abd Allah ibn ‘Umar: Es ist Reichtum auf welchen die Zakah nicht entrichtet wurde.

Al-Thawri und andere überlieferten von ‘Ubayd Allah über Nafi‘, dass ibn ‘Umar sagte: Das, worauf Zakah entrichtet wurde, ist nicht kanz, auch wenn es unter sieben Erden vergraben ist, aber solches, welches nicht vergraben ist und die Zakah wurde darauf nicht entrichtet, ist kanz.

Dies wurde (ebenfalls) überliefert von Ibn ‘Abbas, Jabir, und von Abu Huraira in jeweils mawquf- und marfu‘-Berichten

‘Umar ibn al-Khattab sagte etwas Ähnliches: Jeder Reichtum, auf den Zakah entrichtet wurde, ist nicht kanz, auch wenn es in der Erde vergraben liegt. Und jeder Reichtum, auf den keine Zakah entrichtet wurde, ist kanz, womit sein Eigentümer gebrandmarkt ist (am Tage der Auferstehung), auch wenn es an der Erdoberfläche ist (und nicht vergraben).

[Ibn Kathir – Ende]

Somit ist klar, dass (nur) derjenige Reichtum tadelnswert ist, auf den Zakah nicht entrichtet wurde.

Was jedoch unter der Schwelle (nisab) ist oder den Schwellenwert erreicht und Zakah wird entrichtet, so ist es nicht kanz.

Somit ist klar, dass der Islam die Speicherung/Anhäufung von Reichtum nicht verbietet, sondern er verbietet es nur, darauf keine Zakah zu entrichten.

Und Allah weiß es am besten.

Imam al-Ghazali über Aqidah und Kalam (1. Teil)

BISMILLAHI-R-RAHMANI-R-RAHIM

Es folgt eine mehrteilige Abhandlung zum Thema „Aqidah und Kalam“ vom großen Gelehrten Imam Abu Hamid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazali -Allah sei ihm gnädig-. Sie entstammt aus seinem gewaltigen Hauptwerk Ihya Ulum ad-Diin und wurde 1912 von Hans Bauer (einem Orientalisten) in die deutsche Sprache übersetzt, die Übersetzung kann also durchaus spezifische Schwächen aufweisen.
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich diesen Text hier nicht veröffentliche weil ich mit den Ansichten und Meinungen des Gelehrten in dieser Hinsicht übereinstimme – dass ist nämlich keines Falls so – sondern weil ich seine Darstellung der Meinungen sehr aufschlussreich finde. Was jeder Einzelne aus diesem Text für Weisheiten zieht ist ihm selbst überlassen.

Sodann:

 

Wenn du nun fragst: was ist also vom Studium der spekulativen Theologie (Kalam) zu halten ?

Ist es zu verwerfen wie die Astrologie oder ist es etwas Indifferentes oder ein löbliches Werk, so wisse, dass es hierin Einseitigkeiten und Übertreibungen in verschiedener Hinsicht gibt.

Die einen erklären es für Neuerung und für schlechthin verboten.

„Wenn der Mensch mit allen Sünden, ausgenommen en Götzendienst, vor Allah komme, so sei es besser für ihn als er komme mit Kalam.“

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